Die Flaute der deutschen Wirtschaft hält an. So ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent gefallen, nachdem es im ersten Halbjahr 2023 nahezu stagnierte. Der Konsum und der Außenhandel sind noch immer deutlich durch die anhaltende Inflation und die gestiegenen Zinsen belastet. Gestützt wird die Wirtschaft von den Investitionen und dem relativ robusten Arbeitsmarkt.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Auch die Weltwirtschaft befindet sich in einer Schwächephase. Positive Impulse kamen im dritten Quartal von der US-Wirtschaft, die um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal wuchs und der chinesischen Wirtschaft, die um 1,3 Prozent zulegen konnte. Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Eurozone sind weiterhin von der Inflation und den hohen Zinsen beeinträchtigt, dementsprechend sank das Bruttoinlandsprodukt im Vorquartalsvergleich leicht um 0,1 Prozent. Insgesamt wird die aktuelle wirtschaftliche Lage in der Eurozone und in China noch negativ beurteilt, in den USA fällt die Lageeinschätzung leicht positiv aus. Mit Blick auf die Erwartungen für die Zukunft zeigt sich ein gegenteiliges Bild. In den USA liegt der Indikator im negativen Bereich, während er für die Eurozone und China im positiven Bereich liegt. Aktuell sind noch keine volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts in Nahost auszumachen, würde sich dieser aber ausweiten, könnte es zu erneuten Verwerfungen auf den Energiemärkten kommen.

Außenhandel

Der Außenhandel zeigte sich im dritten Quartal 2023 kraftlos. Die Exporte nahmen im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozent ab, die Importe sogar um 1,3 Prozent. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe verbessern sich zum zweiten Mal in Folge, bleiben aber im negativen Bereich. Der Produktionsindex gab im September erneut nach. Auch der Auftragseingang nahm im 3-Monats-Schnitt ab. Insgesamt schmilzt das Auftragspolster der Unternehmen somit weiter.

Investitionen

Die Investitionen lieferten positive Impulse. Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen im dritten Quartal 2023 um 1,1 Prozent, die Bauinvestitionen noch um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Durch die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen leidet insbesondere das Baugewerbe, was die Bauinvestitionen dämpft. Der Geschäftsklimaindex im Bauhauptgewerbe konnte im November zulegen, liegt aber auf einem äußerst niedrigen Niveau. Hoffnung macht der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe, der tendenziell seit Beginn des Jahres zunimmt. Erhebliche Unsicherheit besteht nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts allerdings bei der staatlichen Finanzierungsfähigkeit. Öffentliche Investitionen und Investitionsförderung sind für einen transformationsorientierten Wirtschaftsaufschwung entscheidend.

Konsum

Die Konsumentwicklung zeigt sich angesichts der zähen Inflation weiter gedämpft. So sank der Konsum im dritten Quartal 2023 geringfügig um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Besonders der private Konsum war rückläufig, während der Staatskonsum erstmals seit über einem Jahr wieder etwas anzog.  Der Preisauftrieb lässt nach. So sinkt die Verbraucherpreisinflation weiter und lag im Oktober bei 3,8 Prozent. Der Konsumklimaindex verharrt im negativen Bereich. Dementsprechend wird es noch etwas dauern, bis der Konsum anzieht.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt ist widerstandsfähig, allerdings macht sich die Wirtschaftsschwäche zunehmend bemerkbar. Die Arbeitslosigkeit stieg im November abermals. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte auch im September kaum noch zu. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt erneut geringfügig und liegt mit 99,5 Punkten unterhalb der neutralen Marke. Mit Blick auf die nächsten Monate kann man daher davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt und die Beschäftigung kaum noch wächst.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20231130.01

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2023): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – November 2023, In: IAB-Forum 30. November 2023, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-november-2023/, Abrufdatum: 21. November 2024