13. April 2022 | Serie „Corona-Krise: Folgen für den Arbeitsmarkt“
Serie „Arbeitskräftesicherung“
Artikel teilen
Es sind zwei Rekorde, die aufhorchen lassen: Im letzten Quartal des Jahres 2022 erreichte die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland mit nahezu 46 Millionen einen neuen Höchststand. Zugleich stieg die Zahl der offenen Stellen laut IAB-Stellenerhebung auf fast 2 Millionen – ebenfalls ein Allzeithoch. Dass die Betriebe selbst bei Rekordbeschäftigung so viele zusätzliche Stellen zu besetzen haben wie noch nie, unterstreicht den aktuell extrem hohen Bedarf. Anders als häufig angenommen resultieren die aktuellen Personalengpässe nicht oder nur zum kleineren Teil aus der demografischen Entwicklung. Denn bislang konnte der alterungsbedingte Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials durch eine positive Nettozuwanderung mehr als ausgeglichen werden. Das aber wird sich in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach ändern. Wenn die Babyboomer in den Ruhestand gehen, werden noch sehr viel mehr Ältere den Arbeitsmarkt verlassen, als Jüngere nachkommen. Zugleich wird die Erwerbsmigration aus anderen EU-Staaten deutlich zurückgehen, denn auch im Rest Europas altert die Erwerbsbevölkerung rasant und der Wanderungsdruck nimmt ab. Im Klartext: Die derzeitigen Engpässe am Arbeitsmarkt werden sich deshalb höchstwahrscheinlich schon in naher Zukunft massiv verschärfen. Dabei sind es keineswegs nur Fachkräfte, die in vielen Branchen fehlen. Auch im Helferbereich suchen immer mehr Betriebe händeringend nach Personal.
Die Sicherung von Arbeitskräften wird daher in den kommenden Jahren zur entscheidenden Herausforderung für private und staatliche Arbeitgeber. Dabei dürfen die bessere Erschließung des inländischen Arbeitskräftepotenzials – in quantitativer wie qualitativer Hinsicht – und die Steigerung der Erwerbsmigration aus dem Ausland auf keinen Fall gegeneinander ausgespielt werden. Deutschland ist auf beides dringend angewiesen, wenn es seinen wirtschaftlichen Wohlstand nicht preisgeben will. Zugleich sollte die Digitalisierung als Chance begriffen werden, dem drohenden Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken. So können insbesondere einfache Routinetätigkeiten und schwere wie auch gefährliche Arbeiten zunehmend durch digitale Technologien erledigt werden.
Auch die Wissenschaft ist gefordert, sich des Themas anzunehmen. Dies gilt auch und gerade für das IAB. Mit dieser Serie möchten wir unserer Leserschaft die zahlreichen Beiträge im IAB-Forum, die sich in der einen oder anderen Form der Frage der Arbeitskräftesicherung widmen, in gebündelter Form anbieten. Dabei werden es nicht dabei belassen, die Problematik in ihren vielfältigen Aspekten zu skizzieren, sondern auch den Versuch unternehmen, mit Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis mögliche Lösungswege aufzuzeigen.
Weitere Informationen zum Thema bietet das IAB-Themendossier “Fachkräftebedarf und Fachkräftesicherung”.
Bild: Batuhan Toker/stock.adobe.com
Alle Artikel zu: Serie „Arbeitskräftesicherung“
Die Besetzung von Ausbildungsplätzen stellt sich nach zwei Jahren der Pandemie für viele Betriebe nach wie vor schwieriger dar als davor. Mehr als vier von zehn Betrieben berichten von einem ...weiterlesen
18. November 2020 | Podium
Konkurrenz um Auszubildende und Fachkräfte – wie reagieren die Betriebe?
Zahlreiche Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt und in vielen Bereichen haben es die Betriebe schwer, Fachkräfte zu finden. Kaum verwunderlich, dass es in manchen Branchen und Berufsfeldern einen ...weiterlesen