Welche Hürden erschweren die Integration von Flüchtlingen in Beschäftigung und betriebliche Aus- und Weiterbildung? Welche Integrationsmaßnahmen ergreifen die Unternehmen? Wie begründen die Unternehmen ihre Zurückhaltung? Und wie kann die Bundesagentur für Arbeit (BA) den Integrationsprozess unterstützen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Workshops, der am 6. Juli 2017 in Nürnberg stattfand. Dabei tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter des IAB, der Regionaldirektion Bayern der BA sowie der Arbeitgeber über ihre Erfahrungen und Einschätzungen aus.


Prof. Lutz Bellmann, Leiter des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung“ am IAB und Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre (insbesondere Arbeitsökonomie) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wies in seinem Impulsreferat zunächst darauf hin, dass die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt im Schnitt deutlich länger dauert als bei anderen Zuwanderern. Erst rund 14 Jahre nach ihrem Zuzug nähert sich die Erwerbsquote der Geflüchteten denen anderer Zuwanderergruppen bei etwa 75 Prozent an. Dies jedenfalls zeigen Berechnungen des IAB für Flüchtlinge, die schon länger in Deutschland leben. Nach Bellmanns Einschätzung ist die Bereitschaft der Unternehmen, Flüchtlinge einzustellen, zum Teil noch verhalten. Gleichwohl sieht die Mehrheit der Betriebe laut Bellmann durchaus Einsatzmöglichkeiten für Geflüchtete. Insbesondere größere Betriebe verorteten diese vor allem im Bereich einfacher Tätigkeiten.

Mit Alexander Hofmann, Gesellschafter der Firma Wiegel, und Sascha Kaufmann, Niederlassungsleiter der Zeitarbeitsfirma „Personal Hofmann“ in Nürnberg, nahmen zwei Vertreter von Unternehmen am Workshop teil, die – anders als der Großteil der deutschen Unternehmen – schon heute Geflüchtete in nennenswerter Zahl beschäftigen und daher über entsprechende Erfahrungen verfügen. Generell, so die Einschätzung der beiden Unternehmensvertreter, sei die Arbeitsmotivation der Geflüchteten hoch. Auch kulturelle oder religiöse Unterschiede erwiesen sich bislang kaum als Hindernis für die Arbeitsmarktintegration. Die Hauptprobleme bei der Einstellung von Flüchtlingen seien fehlende, vor allem auch berufsbezogene Sprachkenntnisse sowie der hohe bürokratische Aufwand, etwa weil es keine telefonisch erreichbaren Ansprechpartner bei den zuständigen Behörden gebe. Allerdings verbesserten sich die Sprachkenntnisse Geflüchteter meist sehr schnell, sobald sie in die betrieblichen Arbeitsabläufe eingebunden seien. In der Zeitarbeit sieht Kaufmann einen wichtigen Kanal, um Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt heranzuführen, denn diese Branche verfüge über die notwendige Expertise und Erfahrung im Umgang mit bürokratischen, sprachlichen und qualifikationsspezifischen Hürden (lesen Sie hierzu auch das Interview mit Geschäftsführerin Ingrid Hofmann).

Dass die Integration von Flüchtlingen kein Sprint ist, sondern ein Marathon, machte Klaus Beier, „Geschäftsführer operativ“ der Regionaldirektion Bayern der BA, in seiner Präsentation deutlich. Daher begleite die Regionaldirektion Bayern die Geflüchteten auf ihrem langen Weg in den Arbeitsmarkt mit einer Vielzahl an Unterstützungsangeboten – vom Spracherwerb über die Kompetenzerfassung und Qualifizierung bis zur ganzheitlichen Betreuung. Dass diese Bemühungen Früchte tragen, belegte Beier mit einem Verweis auf die stark steigende Zahl an Flüchtlingen, die in Bayern Arbeit gefunden haben. Waren im Juli 2015 noch 16.195 Menschen aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia im Freistaat sozialversicherungspflichtig beschäftigt, so lag diese Zahl im Februar 2017 bereits bei 27.486 – eine Steigerung um 70 Prozent. Die vollständige Präsentation finden Sie hier:

Präsentation Workshop