Die digitale und ökologische Transformation prägt zunehmend die regionalen Wirtschaftsräume in Deutschland. Im Interview mit dem IAB-Forum spricht Professor Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), über die regionalen Unterschiede in der Bewältigung dieser Transformationen.

„Jede Region hat ihre eigenen Herausforderungen. Der Ost-West-Unterschied ist insofern noch relevant, als dass die Ostdeutschen diese dramatische Transformation hatten, 1989, 1990 und Anfang der 90er Jahre“, erklärt Prof. Gropp. Diese historischen Ereignisse haben Ostdeutschland nachhaltig geprägt und die Art und Weise, wie diese Regionen auf aktuelle Herausforderungen reagieren, tiefgreifend beeinflusst.

Man könnte jetzt sagen, dass die ostdeutschen Regionen jetzt besser vorbereitet auf die Transformation, aber die Evidenz zeigt eher, dass sie das nicht sind.

Prof. Gropp hebt hervor, dass die Unterschiede in der regionalen Entwicklung nicht nur historisch bedingt sind, sondern auch durch aktuelle ökonomische und ökologische Trends verstärkt werden. „Man könnte jetzt sagen, dass die ostdeutschen Regionen jetzt besser vorbereitet auf die Transformation, aber die Evidenz zeigt eher, dass sie das nicht sind, dass sie eher unsicherer sind, dass sie eher risikoaverser sind“, fügt er hinzu. Diese Unsicherheit und Risikoaversion könnten aus seiner Sicht teilweise auf die demografischen Entwicklungen zurückgeführt werden, da die Bevölkerung in diesen Gebieten infolge von Abwanderung und Alterung schrumpft.

Im Norden wird die erneuerbare Energie wie Wind und Sonne eher produziert. Im Süden eher verbraucht.

Neben den Ost-West-Unterschieden gibt es auch signifikante Nord-Süd-Divergenzen, die hauptsächlich durch die Energieproduktion und den Energieverbrauch bedingt sind. „Im Norden wird die erneuerbare Energie wie Wind und Sonne eher produziert. Im Süden eher verbraucht“, erläutert Gropp. Diese geografischen und technologischen Unterschiede haben direkte Auswirkungen auf die lokalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktchancen.

Grundsätzlich haben wir ganz viele Transformationsprozesse gleichzeitig. Das macht es überall schwer.

Abschließend betont Gropp die Notwendigkeit, die digitale und ökologische Transformation nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance zu sehen. Er unterstreicht die Bedeutung einer proaktiven Politik und innovativer regionaler Strategien, die sicherstellen, dass alle Regionen die Möglichkeit haben, von diesen Veränderungen zu profitieren und mögliche negative Auswirkungen zu minimieren. „Grundsätzlich haben wir aber ganz viele Transformationsprozesse gleichzeitig. Das macht es überall schwer“, schließt Gropp.

Zur Person

Reint E. Gropp ist seit 2014 Präsident des IWH und Inhaber eines Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er ist Associate Fellow des Centre for Economic Policy Research (CEPR) und Berater verschiedener Zentralbanken.

Video

Das Video des Interviews finden Sie auf dem YouTube-Kanal des IAB.

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https://youtu.be/PHCCD1P4D0k

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240521.01

Gerber, Max; Winters, Jutta (2024): Digitale und ökologische Transformation: Jede Region hat ihre eigene Herausforderungen, In: IAB-Forum 21. Mai 2024, https://www.iab-forum.de/digitale-und-oekologische-transformation-jede-region-hat-ihre-eigene-herausforderungen/, Abrufdatum: 14. August 2024