Zwar brach die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2020 massiv ein, doch nach dem Lockdown geht es wirtschaftlich langsam wieder aufwärts. Die meisten Indikatoren befinden sich wieder im positiven Bereich – auch wenn das Vorkrisenniveau noch längst nicht erreicht ist.

Die Wirtschaftsleistung brach im zweiten Quartal 2020 infolge des Lockdowns im April massiv ein. Das Bruttoinlandsprodukt sank preis-, saison- und kalenderbereinigt um 9,7 Prozent gegenüber dem ersten Quartal. Im Zuge der Lockerungen hat aber eine wirtschaftliche Erholung eingesetzt. Diese macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Risiken entstehen durch das außenwirtschaftliche Umfeld, das weitere Infektionsgeschehen und eine mögliche Insolvenzwelle.

Weltwirtschaft

Die Weltwirtschaft ist im zweiten Quartal stark eingebrochen. In der Europäischen Union sank das Bruttoinlandsprodukt um 11,7 Prozent. Die Wirtschaftsleistung im Vereinigten Königreich sank sogar um 20,4 Prozent. In den USA ging das Bruttoinlandsprodukt um 9,5 Prozent zurück. Lediglich in der Volksrepublik China legte die Wirtschaft deutlich zu (+11,5 %), nachdem sie dort bereits im ersten Quartal um 10,0 Prozent eingebrochen war. Die Indikatoren zur aktuellen Lage bleiben im negativen Bereich und zeigen kaum eine Aufwärtsbewegung. Die Aussichten auf die nächsten sechs Monate sind deutlich besser: Die Indikatoren befinden sich im Plus, wenngleich sie am aktuellen Rand nur noch moderat steigen. Die Risiken ergeben sich zum einen aus den ausstehenden Verhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich über ein Handelsabkommen, zum anderen aus den weltweit steigenden Infektionszahlen.

Außenhandel

Der Außenhandel ging stark zurück. So sanken die Exporte im zweiten Quartal um 20,3 Prozent. Die Importe fielen um 16,0 Prozent. Dies ist auf den massiven Einbruch im April und Mai zurückzuführen, denn im Juni konnten die Exporte und Importe wieder deutlich zulegen. Angesichts dieses starken Rückgangs ist das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Die Exporterwartungen, die sich zeitweise etwas über Vorkrisenniveau befanden, fielen im August gegenüber Juli etwas pessimistischer aus. Dennoch befindet sich der Indikator im positiven Bereich.

Investitionen

Auch die Investitionen sind im zweiten Quartal 2020 deutlich zurückgegangen. Die Ausrüstungsinvestitionen sanken um 19,6 Prozent, die Bauinvestitionen um 4,2 Prozent. Die aktuelle Lage wird von den Investitionsgüterproduzenten noch immer negativ bewertet. Der Blick in die Zukunft hellt sich am aktuellen Rand aber nochmals leicht auf und liegt deutlich im positiven Bereich. Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima zuletzt nochmals geringfügig, erreicht aber das Vorkrisenniveau noch immer nicht.

Konsum

Der Konsum ist im zweiten Quartal ebenfalls stark eingebrochen. Der private Konsum verzeichnete ein Minus von 10,9 Prozent. Der Staatskonsum stieg dagegen um 1,5 Prozent und stützte daher die Wirtschaft. Die Mehrwertsteuersenkung, die im Juli in Kraft getreten ist, könnte den Konsum auch im laufenden Quartal stabilisieren. Dies zeigt sich auch am Konsumklima: Dieses befindet sich zwar noch im Minus, hat aber zuletzt deutlich zugelegt. Die aktuelle Geschäftslage hat sich laut Einschätzung der Konsumgüterproduzenten gegenüber dem letzten Monat wieder etwas abgekühlt. Dennoch blicken sie weiterhin optimistisch in die Zukunft.

Arbeitsmarkt

Die Erholung schlägt sich langsam am Arbeitsmarkt nieder. Die Arbeitslosigkeit steigt nicht weiter und auch der Abbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung setzt sich nicht weiter fort. Die Unterbeschäftigung nimmt allerdings weiterhin zu, und die Einstellungsdynamik ist noch immer verringert. Zwar sinkt die Zahl offener Stellen erstmals nicht mehr, allerdings werden vergleichsweise wenige neue Stellen gemeldet. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt im August um 0,6 Punkte auf 98,3 Punkte. Damit haben sich die Aussichten am Arbeitsmarkt weiter stabilisiert. Während die Beschäftigungskomponente vorerst nicht an die Anstiege der Vormonate anknüpfen konnte, hat sich die Arbeitslosigkeitskomponente erneut deutlich gebessert.

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2020): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – August 2020, In: IAB-Forum 1. September 2020, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-august-2020/, Abrufdatum: 18. November 2024