Das Bruttoinlandsprodukt nahm im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Auch derzeit ist noch nicht mit einer Konjunkturbelebung zu rechnen. Die Zweiteilung der Wirtschaftsentwicklung bleibt bestehen, denn die Grundtendenz in der exportorientierten Industrie ist weiterhin schwach, die Binnenkonjunktur hingegen robust. Es gibt erste Anzeichen, dass die Konjunktur im Verlauf des nächsten Jahres anziehen könnte. Die Unternehmen schätzen nicht nur ihre derzeitige Lage erneut besser ein, auch die Geschäftserwartungen haben sich verbessert. Ebenso hellen sich die Exporterwartungen am aktuellen Rand weiter auf. Die Stabilität des Arbeitsmarktes hält an und lässt die Beschäftigung weiter steigen.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft wuchs aufgrund der anhaltenden Risiken auch im dritten Quartal nur moderat. Der Ausgang der Neuwahlen im Vereinigten Königreich lässt einen Brexit Ende Januar erwarten. Allerdings bleibt hier die Unsicherheit bestehen, da insbesondere das Handelsabkommen erst in einer anschließenden Übergangsphase verhandelt wird. Im Handelsstreit zwischen den USA und China gab es zwar eine Annäherung, aber auch hier bleibt ein Großteil der Risiken bestehen. Vor diesem Hintergrund schätzen Experten die aktuelle Lage im Euroraum noch verhalten, aber zumindest aufwärtsgerichtet ein. Die Konjunkturerwartungen nahmen am aktuellen Rand erneut zu und liegen mittlerweile wieder im positiven Bereich.

Exporte

Der Außenhandel unterstützte das mäßige Wirtschaftswachstum. Die Exporte nahmen im dritten Quartal um 1 Prozent zu, die Importe um lediglich 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Insgesamt war der Wachstumsbeitrag daher positiv. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, da die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe seit mehreren Monaten steigen und sich am aktuellen Rand wieder im positiven Bereich befinden. Allerdings ist der Produktionsindex noch immer abwärtsgerichtet.

Investitionen

Die Investitionen nahmen im dritten Quartal insgesamt gegenüber dem Vorquartal ab. Während sowohl die Bauinvestitionen (+1,2 %) als auch die Investitionen in sonstige Anlagen (+1,0 %) zunahmen, sanken die Investitionen in Ausrüstungen um 2,6 Prozent. Das Bild bleibt weiter heterogen. Die Indikatoren zur aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen der Investitionsgüterproduzenten stagnieren tendenziell auf einem niedrigen Niveau. Die Produktion von Investitionsgütern nahm deutlich ab. Die Indikatoren im Baugewerbe befinden sich weiter auf hohem Niveau, auch wenn sich die Konjunkturerwartungen im Bauhauptgewerbe erneut verschlechterten. Insgesamt zeichnet sich zum Jahresende daher keine Verbesserung ab.

Konsum

Der Konsum stieg im dritten Quartal kräftig. Der private Konsum verzeichnete im Vergleich zum Vorquartal ein Plus von 0,4 Prozent, der staatliche Konsum sogar ein Plus von 0,8 Prozent. Für das laufende Quartal ist zu erwarten, dass diese Entwicklung weitgehend anhält, denn die Lage am Arbeitsmarkt ist weiterhin günstig und auch der Haushaltskurs bleibt vergleichsweise expansiv. Die Umsätze im Einzelhandel befinden sich auf hohem Niveau. Das Konsumklima ist seit dem Frühjahr geringfügig gesunken, weist aber noch immer einen hohen Stand aus. Lediglich die Lageeinschätzung und die Konjunkturaussichten der Konsumgüterproduzenten trübten sich wieder ein.

Arbeitsmarkt

Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich auch diesen Monat ein überwiegend positives Bild ab. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist weiter gestiegen. Die Arbeitslosigkeit hat etwas zugenommen. Der Zugang offener Stellen, der im Verlauf des Jahres rückläufig war, stagniert momentan, während der Bestand an offenen Stellen sinkt. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer weist einen Wert von 102,0 Punkten aus und blickt damit optimistisch ins neue Jahr. Sowohl die Beschäftigungskomponente als auch die Arbeitslosigkeitskomponente ändern sich nur geringfügig und lassen steigende Beschäftigung bei stabiler oder nur leicht zunehmender Arbeitslosigkeit erwarten.

 

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2020): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Dezember 2019, In: IAB-Forum 3. Januar 2020, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-dezember-2019/, Abrufdatum: 21. November 2024