Die deutsche Konjunktur lässt im zweiten Quartal nach. Die deutsche Wirtschaft ist zwar gut in das erste Quartal 2019 gestartet: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist um 0,4 Prozent saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich diese Dynamik im zweiten Quartal deutlich abflacht, da die Binnenkonjunktur aufgrund des auslaufenden Nachholeffekts in der Automobilindustrie gedämpft wird. Außerdem bleiben die Konjunkturaussichten getrübt, was vor allem auf  Handelskonflikte, wachsende Spannungen zwischen den USA und dem Iran und die jüngsten Entwicklungen im Vereinigten Königreich zurückzuführen ist. Der Arbeitsmarkt ist weitestgehend robust, aber die konjunkturelle Abschwächung macht sich hier ebenfalls bemerkbar.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Auch das außenwirtschaftliche Umfeld bleibt von den politischen Risiken nicht unberührt und zeigt sich durchwachsen. Die Eurozone wuchs zuletzt, ebenfalls begünstigt durch die Nachholeffekte im Zusammenhang mit dem neuen Zulassungsverfahren WLTP („Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure“), um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Auch hier ist nicht damit zu rechnen, dass dieses Wachstum gehalten werden kann, da nicht nur in der Eurozone, sondern auch in den USA und China die Konjunkturaussichten pessimistisch eingeschätzt werden.

Exporte

Daher ist beim Außenhandel nicht mit weiteren positiven Impulsen zu rechnen. Während die Exporte im ersten Quartal 2019 um 1 Prozent und die Importe um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal zunehmen konnten, ist der Ausblick für den Außenhandel im zweiten Quartal getrübt. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe haben sich von dem kräftigen Rückgang zu Jahresbeginn noch nicht erholt. Der Produktionsindex und die Exporterwartungen sind seit mehreren Monaten tendenziell rückläufig.

Investitionen

Die Investitionen haben im ersten Quartal 2019 zugelegt. Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen um 1,2 Prozent zu, die Bauinvestitionen stiegen sogar um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Insgesamt senden die Investitionsgüterproduzenten gemischte Signale. Der Umsatz befindet sich auf hohem Niveau und gab am aktuellen Rand nur geringfügig nach. Die Auftragseingänge nahmen zum zweiten Mal in Folge moderat zu. Die Erwartung an die zukünftige Geschäftslage sinkt allerdings weiter. Auch wenn die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage zuletzt marginal besser ausfällt, bleibt sie verhalten.

Konsum

Der private Konsum stieg im ersten Quartal 2019 um kräftige 1,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Hier zeigten sich Nachholeffekte in der Automobilindustrie und der Einfluss fiskalpolitischer Maßnahmen. Diese Sondereffekte werden im zweiten Quartal vermutlich nicht mehr zum Tragen kommen. Das Konsumklima trübt sich ein, doch die Anschaffungsneigung bleibt hoch. Die Umsätze im Einzelhandel befinden sich trotz eines Rückgangs im April auf hohem Niveau. Die staatlichen Konsumausgaben hingegen waren mit einem Minus von 0,3 Prozent rückläufig.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt verliert an Dynamik. Die Beschäftigungszuwächse fallen kleiner aus, die Arbeitslosigkeit stagniert. In der Zeitarbeit senkt der Konjunkturabschwung die Beschäftigung, wie Christian Hutter, Sabine Klinger und Enzo Weber in einem aktuellen Beitrag im Wirtschaftsdienst belegen. Ein Blick auf das IAB-Arbeitsmarktbarometer zeigt, dass die Komponente für die Beschäftigung erneut nachgibt, aber immer noch gute Aussichten signalisiert. Die Arbeitslosigkeitskomponente hingegen sinkt tiefer in den negativen Bereich.

 

Literatur

Hutter, Christian; Klinger, Sabine; Weber, Enzo(2019): Zeitarbeitsbranche: rückläufige Beschäftigung. In: Wirtschaftsdienst, Jg. 99, H. 6, S. 401-403.

 

 

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2019): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2019, In: IAB-Forum 1. Juli 2019, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-juni-2019-2/, Abrufdatum: 5. November 2024