Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland bleibt aufwärtsgerichtet, verliert aber leicht an Schwung. Im ersten Halbjahr 2018 ist das reale saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 und 0,5 Prozent pro Quartal relativ zum Vorquartal gestiegen. Im Sommer dürfte das Wachstum vor allem aufgrund von Sonderfaktoren in der Kfz-Branche schwächer ausgefallen sein. Zudem kommen handelspolitische Unsicherheiten wieder verstärkt zum Tragen. Im Gegensatz dazu gibt die stabile inländische Nachfrage positive Impulse. Dazu trägt wie in den Vormonaten auch die anhaltend gute Entwicklung am Arbeitsmarkt bei.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs, allerdings bei zunehmenden Risiken und großer Heterogenität. Während der Aufschwung in den USA kräftig bleibt, kommt es in einigen Schwellenländern zu Währungskrisen. In der Eurozone hat sich die Dynamik im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgeschwächt. Dies liegt insbesondere an dem zuletzt verhalteneren Aufschwung in Italien und Frankreich. Die US-Handelspolitik und der anstehende Brexit stellen Risiken für die weitere Entwicklung dar.

Exporte

Die deutschen Exporte entwickeln sich zuletzt mit weniger Schwung (+0,7% im zweiten Quartal, ‑0,3% im ersten). Dabei spielt eine schwächere Entwicklung im Welthandel eine Rolle. Jüngst wirken sich auch die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der neuen Emissionstestverfahren für die Erstzulassung von Neuwagen aus. Diese Umstellung führt aktuell zu Produktionseinschränkungen in der Kfz-Branche. Hier dürfte es später zu Nachholeffekten kommen. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe haben sich zuletzt stabilisiert und zeigen ein robustes Wachstum in den nächsten Monaten an. Kräftiger als die Exporte konnten die Importe zulegen. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen.

Investitionen

Aufgrund zunehmend ausgelasteter Produktionskapazitäten führt der Konjunkturaufschwung zu steigenden Anlageinvestitionen. Die Ausrüstungsinvestitionen sind im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen, nach kräftigen 2,3 Prozent im ersten. Ursächlich für die Abschwächung ist ein Rückgang bei den staatlichen Ausrüstungsinvestitionen, die privaten konnten mehr zulegen als im Vorquartal. Grundsätzlich dürfte die Entwicklung bei den Investitionen durch günstige Finanzierungsbedingungen aufwärtsgerichtet bleiben, dämpfend wirken allerdings weltwirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten. Die Bauinvestitionen nahmen im zweiten Quartal um 0,6 Prozent zu. Dieser Aufwärtstrend dürfte sich fortsetzen, auch wenn im Bausektor Knappheiten mehr und mehr zum Tragen kommen.

Konsum

Maßgeblich zum Anstieg des Bruttoinlandprodukts trägt die kräftige Konsumnachfrage bei. Die Verbraucherstimmung hat zwar zuletzt vor dem Hintergrund steigender (Öl-)Preise Rückgänge hinnehmen müssen, bleibt aber auf sehr hohem Niveau. Dies liegt an der anhaltend günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt und zuletzt stärker zunehmenden Löhnen. Steigende Steuereinnahmen und geringere Zinslasten führen zu hohen staatlichen Finanzierungsüberschüssen und geben Spielraum für zusätzliche fiskalische Impulse. Im zweiten Quartal nahmen der private Konsum um 0,3 und der staatliche Konsum um 0,6 Prozent zu.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt gut. Nachdem sich die Dynamik zuletzt leicht abgeschwächt hatte, konnte diese am aktuellen Rand wieder an Schwung gewinnen. Die Arbeitslosigkeit geht kräftig zurück, insbesondere im Bereich der Grundsicherung. Auch die Unterbeschäftigung nimmt merklich ab. Gleichzeitig steigt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung deutlich. Auch das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat seinen Abwärtstrend gestoppt. Mit 103,9 Punkten zeigt der Frühindikator eine gute Perspektive für den Arbeitsmarkt bis Jahresende an. Die Aussichten bei der Arbeitslosigkeit haben sich verbessert.

 

, ; Weber, Enzo (2018): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – September 2018, In: IAB-Forum 28. September 2018, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-september-2018/, Abrufdatum: 5. November 2024