Auf dem deutschen Weiterbildungsmarkt gibt es eine breite Palette an Weiterbildungsangeboten verschiedener Bildungseinrichtungen. Wie informieren sich Beschäftigte angesichts dieser Vielfalt über ihre Weiterbildungsmöglichkeiten? Die Daten der IAB-Onlinebefragung „Arbeiten und Leben in Deutschland“ zeigen, dass sich viele vor allem in ihrem betrieblichen Umfeld umhören. Doch nicht alle gehen gleich vor: Je nach Qualifikationsniveau und Lebensalter greifen Beschäftigte auf unterschiedliche Informationsquellen zurück.

Trotz der zentralen Bedeutung, die der beruflichen Weiterbildung in der modernen Arbeitswelt zukommt, nehmen insbesondere Geringqualifizierte, aber auch Ältere und Personen mit Migrationshintergrund nur vergleichsweise selten an Weiterbildungen teil. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Neben zeitlichen und finanziellen Restriktionen sowie psychologischen Hürden wie zum Beispiel der Angst vor dem Lernen spielen auch mangelnde Informationen über Weiterbildungsmöglichkeiten eine Rolle.

So gilt der deutsche Weiterbildungsmarkt häufig als unübersichtlich – nicht zuletzt wegen der Vielzahl an Angeboten und Fördermöglichkeiten, die sich zudem teils zwischen den Bundesländern unterscheiden. Gleichzeitig wissen viele Menschen nicht genau, in welche Richtung sie sich entwickeln möchten und welche Weiterbildung für sie geeignet ist. Der Bereitstellung von Informationen und individueller Beratung kommt daher eine wichtige Bedeutung zu.

Wie gut fühlen sich Beschäftigte über Weiterbildungsmöglichkeiten informiert und welche Informationswege nutzen sie? Aufschluss hierüber geben die Daten der IAB-Onlinebefragung „Arbeiten und Leben in Deutschland“ (IAB-OPAL) vom August/September 2024 (siehe „Daten“). Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse aus dieser Befragung vorgestellt.

Der Großteil der Beschäftigten weiß nach eigenen Angaben zumindest teilweise, welche Weiterbildung für sie passend ist

Fast drei Viertel der Befragten stimmen voll oder teilweise der Aussage zu, dass sie wissen, welche berufliche Weiterbildung für sie passend ist (siehe Abbildung 1). Gut zwei Drittel der Befragten stimmen darüber hinaus voll oder teilweise der Aussage zu, dass sie gerne mehr über für sie passende Weiterbildungen erfahren würden. 6 Prozent schließlich geben an, dass sie zwar nicht wissen, welche Weiterbildung für sie geeignet ist, dass sie zugleich aber auch nicht mehr darüber erfahren möchten (nicht in der Abbildung enthalten). Diese Gruppe ist vermutlich für Beratungsaktivitäten nur wenig zugänglich.

Differenziert man das Bild der Interessierten nach deren sozio-ökonomischen Merkmalen, zeigen sich interessante Unterschiede vor allem im Hinblick auf die Qualifikation und das Alter. So wissen beispielsweise über 50-Jährige nach eigenen Angaben deutlich häufiger als jüngere und mittlere Altersgruppen, welche Weiterbildung für sie passend ist, wohingegen 19- bis 34-Jährige häufiger mehr über passende Weiterbildungen erfahren möchten.

Der Anteil der Personen, die weder wissen, welche Weiterbildung für sie geeignet ist, noch mehr darüber erfahren möchten, ist in der Altersgruppe „50plus“ mit 7 Prozent etwas höher als bei den Jüngeren mit 5 Prozent. Zudem sind Beschäftigte ohne Hochschulabschluss mit 8 Prozent doppelt so häufig in dieser Kategorie zu finden wie Beschäftigte mit Hochschulabschluss.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten informiert sich bei Kolleg*innen und/oder Vorgesetzten über Weiterbildungsmöglichkeiten

Unter den verschiedenen Informationsmöglichkeiten zu Weiterbildungsangeboten, die in der Erhebung IAB-OPAL abgefragt wurden, greifen Beschäftigte besonders häufig auf ihr betriebliches Umfeld zurück (siehe Abbildung 2). So gaben 56 Prozent der Befragten an, sich schon einmal bei ihrem Arbeitgeber beziehungsweise ihren Vorgesetzten über Weiterbildungsmöglichkeiten informiert zu haben. Nahezu ebenso viele haben schon einmal ihre Kolleginnen und Kollegen dazu befragt. Mit 37 Prozent steht das Einholen von Informationen bei Weiterbildungseinrichtungen an dritter Stelle.

Fast jede*r vierte Beschäftigte hat sich bereits in der Familie oder im Freundeskreis über Weiterbildungen informiert. Damit spielt das private Umfeld zwar keine zu vernachlässigende Rolle, doch kommt ihm im Vergleich zum beruflichen Kontext eine eher untergeordnete Bedeutung zu.

Knapp jede*r fünfte Beschäftigte gab an, schon einmal Onlineportale für berufliche Weiterbildung genutzt zu haben. Eine vergleichsweise neue Plattform ist dabei das Nationale Onlineportal für berufliche Weiterbildung „mein Now“, das von der Bundesagentur für Arbeit (BA) seit Anfang 2024 betrieben wird. Weitere Informationsmöglichkeiten wie Arbeitnehmervertretungen oder Berufsverbände und Kammern wurden im Vergleich zu den anderen Kanälen seltener in Anspruch genommen.

Dies gilt auch für Beratungsgespräche bei der BA, die von 5 Prozent der Befragten als Informationsweg genannt wurden. Allerdings wurde in der IAB-OPAL-Erhebung explizit nach Beratungsgesprächen bei der BA gefragt. Die anderen Antwortkategorien umfassen hingegen eine breitere Informationsweitergabe – neben persönlichen Gesprächen beispielsweise auch Recherchen auf der Webseite.

9 Prozent der Beschäftigten gaben schließlich an, sich bisher noch nicht über Weiterbildungen informiert zu haben. Auch wenn dieser Anteil die Minderheit ausmacht, kann er möglicherweise als Hinweis darauf verstanden werden, dass noch nicht alle Beschäftigten hinreichend für die hohe Bedeutung von Weiterbildung in der heutigen Arbeitswelt sensibilisiert sind.

Für jüngere Beschäftigte ist das private und kollegiale Umfeld als Informationsquelle besonders wichtig

Differenziert man die Nutzung der einzelnen Informationskanäle nach sozio-demografischen Merkmalen der Befragten, so zeigen sich einige interessante Unterschiede (siehe Tabelle 1). Auffällig ist zunächst, dass jüngere Beschäftigte teils ein anderes Informationsverhalten aufweisen als ältere Beschäftigte. So informieren sich 19- bis 34-Jährige deutlich häufiger bei Kolleg*innen sowie in der Familie oder im Freundeskreis über Weiterbildungsmöglichkeiten als über 50-Jährige.

Für Ältere spielt dagegen die Information bei „formalen“ Einrichtungen wie Arbeitnehmervertretungen, Berufsverbändern oder der BA eine etwas größere Rolle. Allerdings werden diese Informationskanäle auch in der Gruppe der Älteren, verglichen mit den anderen Informationswegen, relativ wenig genutzt.

Der Anteil der Beschäftigten, die sich noch nicht über Weiterbildungen informiert haben, unterscheidet sich nur geringfügig zwischen den Altersgruppen. Dies kann ein Indiz dafür sein, dass das Thema „Weiterbildung“ auch für die weit überwiegende Mehrheit der 19- bis 34-Jährigen relevant ist, obwohl die Erstausbildung bei ihnen noch nicht allzu lange zurückliegt.

Im Hinblick auf das Qualifikationsniveau zeigt sich, dass sich Beschäftigte mit Hochschulabschluss deutlich häufiger im betrieblichen Umfeld sowie bei Weiterbildungseinrichtungen informieren, als dies bei Beschäftigten ohne Hochschulabschluss der Fall ist. Beschäftigte ohne akademische Ausbildung nehmen demgegenüber etwas öfter Beratungsgespräche bei der BA in Anspruch.

Ähnliche Muster sind hinsichtlich des Migrationshintergrunds zu beobachten: So spielen Vorgesetzte und Kolleg*innen sowie Weiterbildungseinrichtungen als Informationsquelle bei Beschäftigten ohne Migrationshintergrund eine größere Rolle. Beschäftigte mit Migrationshintergrund lassen sich hingegen etwas häufiger bei der BA beraten. Während sich der Anteil der Personen, die bisher keine Informationen eingeholt haben, zwischen Beschäftigten mit und ohne Migrationshintergrund nur unwesentlich unterscheidet, bewegt er sich bei Nichtakademiker*innen auf einem höheren Niveau als bei Akademiker*innen (11 % versus 6 %).

Fazit

Um die Transparenz am Weiterbildungsmarkt und somit möglicherweise auch die Beteiligung an Weiterbildung zu erhöhen, kommen der Beratung und Information hierüber eine wichtige Rolle zu. Wie die Ergebnisse der IAB-OPAL-Befragung für Beschäftigte zeigen, gibt die Mehrheit der Befragten an, zu wissen, welche Weiterbildung für sie geeignet ist. Allerdings gibt es auch Personen, die nach eigenen Angaben schlecht informiert sind, zugleich aber nicht mehr über passende Weiterbildungen erfahren möchten.

Beschäftigte informieren sich besonders häufig im betrieblichen Umfeld. Höherqualifizierte und jüngere Beschäftigte nutzen diese Kanäle häufiger als Geringqualifizierte und Ältere. Vor allem für Ältere spielt dagegen die Information oder Beratung bei Einrichtungen wie Arbeitnehmervertretungen, Berufsverbändern oder der BA eine größere Rolle.

Insgesamt verdeutlichen diese Ergebnisse, dass das individuelle Informationsverhalten stark variiert. Die hohe Bedeutung von Kolleg*innen und Vorgesetzten als Informationsquellen unterstreicht zudem die wichtige Rolle der Betriebe. Damit Beschäftigte fundierte Entscheidungen über Weiterbildungen treffen können, ist es zentral, dass Arbeitgeber über entsprechende Informationen verfügen und diese an ihre Belegschaften weitergeben.

Darüber hinaus kommt es aber auch darauf an, ob Betriebe ihren Beschäftigten Weiterbildungsangebote unterbreiten. So zeigt eine „Grafik Aktuell“ im IAB-Forum, dass konkrete Weiterbildungsangebote des Arbeitgebers dazu beitragen können, die Lücke zwischen Beschäftigten mit hoher und geringer Weiterbildungsintention zu verringern. In welchem Betrieb jemand beschäftigt ist, hat somit entscheidenden Einfluss auf die individuelle Weiterbildungsbeteiligung.

Angesichts der zentralen Bedeutung, die der Weiterbildung im strukturellen Wandel am Arbeitsmarkt zukommt, sollten Akteure aus der Weiterbildungspolitik stärker diejenigen in den Blick nehmen, denen Informationen tendenziell schwer zugänglich sind und die bislang noch keine Beratung in Anspruch genommen haben.

Bei Beschäftigten, die kein Interesse an Weiterbildungsinformationen haben, gilt es zu prüfen, ob tatsächlich kein Qualifizierungsbedarf besteht oder ob bislang unerkannte Entwicklungsbedarfe vorliegen. Um auch diese Personen zu erreichen und für die Relevanz von Weiterbildung zu sensibilisieren, werden gezielte und möglichst niederschwellige Angebote benötigt.

Daten

Die hier präsentierten Auswertungen beruhen auf Daten der Adhoc-Studie 2 des IAB-Onlinepanels „Arbeiten und Leben in Deutschland“ (IAB-OPAL), die im August/September 2024 durchgeführt wurde. Die OPAL-Adhoc-Studie 2 beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Berufliche Weiterbildung“ und richtet sich ausschließlich an abhängig Beschäftigte im Alter von 20 bis 65 Jahren. Insgesamt liegen aus der Studie Angaben von 2.065 Personen vor.

In aller Kürze

  • Ergebnisse der IAB-OPAL-Befragung zeigen: Der Großteil der Beschäftigten weiß nach eigenen Angaben zumindest teilweise, welche Weiterbildung für sie passend ist. Ein kleiner Teil der Befragten gibt an, nur schlecht informiert zu sein, möchte aber zugleich nicht mehr über passende Weiterbildungen erfahren.
  • Unter den verschiedenen Informationsquellen zur Weiterbildung greifen Beschäftigte besonders häufig auf ihr betriebliches Umfeld zurück. Dabei kann es sich um Vorgesetzte ebenso wie um Kolleg*innen handeln.
  • Die Nutzung einzelner Informationskanäle unterscheidet sich teils zwischen verschiedenen sozio-ökonomischen Gruppen. Für jüngere Beschäftigte ist die Information im privaten und kollegialen Umfeld besonders wichtig, für ältere spielt dagegen die Beratung in Einrichtungen wie Arbeitnehmervertretungen eine größere Rolle.

 

Bild: pressmaster/stock.adobe.com
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20250901.01

Anger, Silke; Heß, Pascal; Janssen, Simon; Leber, Ute; Miano, Armando (2025): Kolleg*innen und Vorgesetzte sind für Beschäftigte wichtige Informationsquellen im Bereich der Weiterbildung, In: IAB-Forum 1. September 2025, https://iab-forum.de/kolleginnen-und-vorgesetzte-sind-fuer-beschaeftigte-wichtige-informationsquellen-im-bereich-der-weiterbildung/, Abrufdatum: 1. September 2025

 

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