13. Juli 2023 | Video
„Das Nord-Süd-Gefälle bei der Arbeitslosigkeit ist noch stärker als das Ost-West-Gefälle“
Bei den regionalen Arbeitslosenquoten in Deutschland zeigen sich, wie Wolfgang Dauth in seiner Antrittsvorlesung deutlich machte, gleich mehrere Gefälle. Auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es ein ausgeprägtes Ost-West-Gefälle, wobei die Arbeitslosenquoten im Osten im Schnitt deutlich höher sind als im Westen. Die bundesweit höchsten Arbeitslosenquoten finden sich jedoch nicht im Osten, sondern im Ruhrgebiet. Nach Dauths Einschätzung ist das Nord-Süd-Gefälle sogar noch stärker als das Ost-West-Gefälle: Während in Bayern und Baden-Württemberg nahezu Vollbeschäftigung herrscht, ist die Arbeitslosenquote in manchen weiter nördlich gelegenen Regionen Westdeutschlands teilweise noch zweistellig. Hinzu kommt ein Stadt-Land-Gefälle. In den Städten sind die Arbeitslosenquoten, aber auch die Löhne viel höher als in deren Umland. Diese regionalen Unterschiede werden durch Megatrends wie Globalisierung, Automatisierung und Dekarbonisierung weiter verstärkt, wie Wolfgang Dauth in bisherigen Forschungsarbeiten zeigen konnte.
Im zweiten Teil seines Vortrags gab Wolfgang Dauth einen Ausblick auf die Zukunft der regionalen Arbeitsmarktforschung: Die sogenannte Georeferenzierung von Daten – also die Zuweisung raumbezogener Indikatoren zu einem Datensatz – erlaubt es, auch Gefälle innerhalb von Regionen zu identifizieren und zu untersuchen. So ist beispielsweise der Anteil der Personen mit Universitätsabschluss im Nürnberger Norden etwa dreimal so hoch wie in weiten Teilen der Südstadt. In Zukunft werden sich Wolfgang Dauth und sein Forschungsbereich verstärkt der Frage widmen, wie sich das kleinräumige Umfeld – etwa durch Nachbarschaftseffekte oder den Zugang zur Infrastruktur – auf die Chancen am Arbeitsmarkt auswirkt.
https://youtu.be/lq20EtAqh5A
Zur Person
Wolfgang Dauth ist Professor für regionale Arbeitsmarktökonomie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und leitet seit Mai 2023 den Bereich „Regionale Arbeitsmärkte“ des IAB. Seine Forschung liegt an der Schnittstelle zwischen Arbeitsmarktökonomie und Regional- bzw. Stadtökonomie sowie der internationalen Ökonomie. Im besonderen Fokus steht die Anpassung von Individuen an globale Entwicklungen wie dem technologischen Wandel, der Globalisierung oder den strukturellen Auswirkungen der Covid-19 Pandemie.
Wolfgang Dauth ist Research Fellow des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Mitglied des Board of Associate Editors des Journal of Regional Science und Mitglied im Ausschuss für Regionaltheorie und -politik des Vereins für Socialpolitik.
doi: 10.48720/IAB.FOO.20220713.01
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