Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2024 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent gestiegen war, nahm es im zweiten Quartal wieder um 0,1 Prozent ab. Die globale Konjunktur erholt sich zwar. Das Geschäftsklima hat sich in Deutschland im August aber weiter eingetrübt. Die wirtschaftliche Stagnation setzt sich vorerst fort. Die konjunkturelle Schwäche hinterlässt auch am Arbeitsmarkt ihre Spuren. 

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft hat sich zuletzt leicht erholt, obgleich sich die Entwicklungen einzelner Volkswirtschaften unterscheiden. So nahm das Wirtschaftswachstum der USA im zweiten Quartal Fahrt auf. Allerdings verschlechtern sich die Konjunkturerwartungen für die USA derzeit. In China wuchs das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal schwächer als im ersten Quartal, und die Indikatoren zur Einschätzung der Konjunkturaussichten geben erneut nach. In der Eurozone ist die Wirtschaft im zweiten Quartal wie bereits im Vorquartal leicht gewachsen. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage im Euroraum verbessern sich erneut, aber die Erwartungen für die nächsten Monate trüben sich deutlich ein.

Außenhandel

Vom Außenhandel gehen keine Impulse für die Konjunktur aus. Nachdem die Exporte im ersten Quartal noch um 1,3 Prozent gestiegen waren, gingen sie im vergangenen Quartal um 0,2 Prozent zurück. Die Importe stagnierten dagegen im zweiten Quartal, nachdem sie im Vorquartal noch um 0,8 Prozent gewachsen waren. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sinken im August erneut.

Investitionen

Die Investitionen gingen im zweiten Quartal zurück. Die Bauinvestitionen nahmen gegenüber dem Vorquartal um 2,0 Prozent ab. Im ersten Quartal wurde die Bautätigkeit noch durch den milden Winter begünstigt. Dieser Effekt fiel im zweiten Quartal weg. Die Bautätigkeit wird nach wie vor durch das hohe Zinsniveau gedämpft. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe bleibt im August unverändert und liegt damit weiter deutlich im Minus.

Die Investitionen in Ausrüstungen gingen im zweiten Quartal um 4,1 Prozent zurück, die Investitionen in sonstige Anlagen stiegen dagegen um 0,6 Prozent. Neben den schlechteren Finanzierungsbedingungen wirken hier auch die schwachen Exporte hemmend. Nachdem die Auftragseingänge für Investitionsgüter in den Vormonaten deutlich gesunken waren, haben sie im Juni wieder zugelegt. Die Produktion von Investitionsgütern erholte sich im Juni um 2,5 Prozent. Das Geschäftsklima der Investitionsgüterhersteller trübt sich dennoch im August erneut deutlich ein.

Konsum

Die Konsumausgaben des Staates legten im zweiten Quartal um 1,0 Prozent zu und haben die Konjunktur damit gestützt. Der private Konsum sank dagegen um 0,2 Prozent. Zwar sind die Realeinkommen gestiegen, aber auch die Sparneigung bleibt hoch, so dass die Konsumnachfrage nur wenig profitiert. So verschlechtert sich auch erneut die Lageeinschätzung im Handelssektor, die Erwartungen für die nächsten Monate hellen sich dagegen auf. Der Konsumklimaindex hat sich seit dem Frühjahr noch erholt, gibt aber aktuell wieder nach.

Arbeitsmarkt

Die schwache Konjunktur hinterlässt ihre Spuren am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit steigt seit über zwei Jahren an, im August war der Anstieg allerdings nur noch minimal. Der Bestand gemeldeter offener Stellen war erneut rückläufig. Auch die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist seit mehreren Monaten vergleichsweise schwach gestiegen, im Juni sank sie sogar leicht. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer dagegen legt im August erneut leicht zu und liegt mit einem Stand von 100,9 Punkten knapp über dem neutralen Wert.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240830.01

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – August 2024, In: IAB-Forum 30. August 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-juli-2024-2/, Abrufdatum: 5. November 2024