Die Konjunkturdynamik der deutschen Wirtschaft scheint sich aktuell wieder abzuflachen. Die Produktion ging im Mai deutlich zurück, der Außenhandel verlor ebenfalls an Schwung und die Vorlaufindikatoren trüben sich am aktuellen Rand ein. Die positiveren Signale aus dem Frühjahr sind derzeit verflogen.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Entwicklungen im außenwirtschaftlichen Umfeld waren zuletzt heterogen. Das Wirtschaftswachstum in den USA nahm im zweiten Quartal Fahrt auf. Allerdings trüben sich die Konjunkturaussichten momentan weiter ein. In China wuchs das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal schwächer als im ersten Quartal und die Indikatoren zur Einschätzung der Konjunkturaussichten geben nach. In der Eurozone wird weiterhin ein moderates Wirtschaftswachstum erwartet. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage verbessern sich erneut, aber die Erwartungen an die Zukunft trüben sich am aktuellen Rand ebenfalls ein.

Außenhandel

Der Außenhandel, der die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal stützte, verlor im Mai deutlich an Schwung. Die Exporte sanken um 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat, die Importe sogar um 6,6 Prozent. Die Exporte in Drittstaaten, die bis April tendenziell gestiegen waren, gaben im Juni den zweiten Monat infolge nach. Und auch die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sinken weiter unter die Nulllinie. Der Produktionsindex war im Mai ebenfalls rückläufig.

Investitionen

Die Investitionen entwickeln sich verhalten, denn insgesamt wird die Investitionstätigkeit noch immer durch das hohe Zinsniveau gedämpft. Die Bauproduktion, die begünstigt durch den milden Winter schwungvoll ins erste Quartal startete, sank im Mai abermals. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe, das immer noch deutlich im Minus liegt, sich aber zuletzt verbesserte, gab im Juli leicht nach. Der Produktionsindex der Investitionsgüterhersteller ging im Mai mit einem Minus von 4,0 Prozent deutlich zurück und auch das Geschäftsklima der Investitionsgüterhersteller trübte sich im Juli stark ein.

Konsum

Die Belebung des Konsums ist nach wie vor zurückhaltend, dennoch dürfte der private Konsum die Wirtschaft im zweiten Quartal gestützt haben. Zwar bleibt die Sparneigung hoch, aber die Einkommensaussichten steigen und höhere Löhne schaffen Ausgabenspielräume. Der Konsumklimaindex erholte sich im zweiten Quartal merklich. Inwieweit sich ein Effekt der Fußball-Europameisterschaft in den Umsätzen im Dienstleistungsbereich, Gastgewerbe oder im Einzelhandel niedergeschlagen hat, ist mangels Datenverfügbarkeit noch nicht auszumachen.

Arbeitsmarkt

Die insgesamt schwache Konjunktur hinterlässt ihre Spuren am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit stieg im Juli in vergleichbarer Größenordnung wie bereits im Mai und Juni. Der Bestand gemeldeter offener Stellen war erneut rückläufig. Die Beschäftigung wuchs im Mai nur wenig. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer legt im Juli minimal zu und liegt mit einem Stand von 100,4 Punkten weiter im neutralen Bereich. Es bleibt die nächsten Monate daher voraussichtlich bei gedämpft steigender Beschäftigung und leicht zunehmender Arbeitslosigkeit.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240731.01

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Juli 2024, In: IAB-Forum 31. Juli 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-juli-2024/, Abrufdatum: 24. November 2024