Gut 70 Prozent der Geflüchteten in Deutschland stammen aus acht außereuropäischen Asylherkunftsländern. Ihre Integration in den deutschen Arbeitsmarkt hat in den letzten Jahren zusehends an Fahrt gewonnen. So ist die Beschäftigungsquote von Menschen aus diesen Ländern, die seit Ende 2014 nach Deutschland zugezogen sind, im ersten Halbjahr 2017 um knapp 9, im ersten Halbjahr 2018 um gut 12 Prozentpunkte auf 28 Prozent gestiegen.

Wer die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten auf Grundlage der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) analysieren will, muss sich auf einige Annahmen stützen. Denn der Aufenthaltsstatus von Ausländern wird von den Beschäftigungsmeldungen der Betriebe nicht erfasst. Deshalb können Menschen, die als Geflüchtete nach Deutschland zugezogen sind, in der Beschäftigungsstatistik auch nicht direkt identifiziert werden. Die Information, wann ein Ausländer mit welchem aufenthaltsrechtlichen Status nach Deutschland eingereist ist, liegt den meisten Betrieben auch nicht vor. Dafür gibt es gute datenschutzrechtliche Gründe.

Allerdings enthält die Beschäftigungsstatistik der BA Informationen zur Staatsangehörigkeit. In der Berichterstattung zur Arbeitsmarktintegration wird deshalb das Konzept der Beschäftigten aus den acht wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländern verwendet. Diese sind Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Aus dieser Ländergruppe stammten im Juli 2018 72 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter, die als Geflüchtete nach Deutschland gekommen waren. 70 Prozent der Staatsangehörigen aus diesen Ländern hatten zugleich einen Aufenthaltsstatus, der auf einen Fluchthintergrund hinweist (Aufenthaltsgestattung, Duldung, Aufenthaltserlaubnis aus politischen, völkerrechtlichen und humanitären Gründen). Hinzu kommen Personen, die als Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind, aber inzwischen einen anderen Aufenthaltsstatus haben. Insofern setzt sich die Bevölkerung aus dieser Ländergruppe zwar nicht ausschließlich, aber doch zum weit überwiegenden Teil aus Geflüchteten zusammen. Deren Beschäftigungsentwicklung ist deshalb ein guter Indikator für die Arbeitsmarktmarktintegration der Geflüchteten insgesamt.

In den letzten Jahren ist die Zahl der Personen, die aus diesen acht Staaten stammen, erheblich gestiegen: Zum Jahresende 2014 waren es noch gut 360.000 Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre), Mitte 2018 bereits über 1,1 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von 760.000 Personen (unabhängig vom Aufenthaltsstatus). Dieser Zuwachs dürfte fast vollständig auf den Zuzug von Geflüchteten zurückzuführen sein.

Rund 28 Prozent der nach 2014 zugezogenen Personen im erwerbsfähigen Alter waren im Juni 2018 in Beschäftigung

Auch die Zahl der Beschäftigten aus den acht wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländern ist im gleichen Zeitraum sehr stark gewachsen: Zum Jahresende 2014 waren gut 96.000 Personen aus diesen Ländern abhängig beschäftigt, Mitte 2018 waren es 311.000. Das entspricht einem Anstieg um 215.000 Personen. Setzt man diese Steigerung in Relation zum Zuwachs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die aus diesen Staaten stammt, so ergibt sich ein Wert von 28,3 Prozent. Dieser Wert ist ein guter Indikator für den Anteil der Personen, die aus dieser Ländergruppe seit Jahresende 2014 zugezogen sind und inzwischen einer abhängigen Beschäftigung nachgehen. Zum Vergleich: Im Dezember 2015 belief sich dieser Anteil noch auf 7,6 Prozent (siehe Abbildung).

Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten belief sich im gleichen Zeitraum auf 173.000 Personen. Das entspricht einem Anteil von 22,7 Prozent des Zuwachses der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter seit Dezember 2014. Zum Vergleich: Im Dezember 2015 lag dieser Wert noch bei 6 Prozent.

Steigende Arbeitsmarktintegration von Personen aus den wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländern

Allerdings sind noch vergleichsweise viele Geflüchtete in bezahlten Praktika oder in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen tätig. Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten an allen Beschäftigten ist daher etwas niedriger als im Durchschnitt der Bevölkerung. So gingen Mitte 2018  77,7 Prozent der Beschäftigten aus den acht wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländern auch einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis nach. Im gesamten Bevölkerungsdurchschnitt betrug dieser Anteil hingegen 89,4 Prozent.

Der Beschäftigungszuwachs der Bevölkerung aus den acht wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländern hat sich im Zeitverlauf deutlich beschleunigt: So ist die Beschäftigung im Juni 2018 gegenüber dem Vorjahresmonat um 100.000 Personen gestiegen, während sie im Juni 2017 um 72.000 und im Juni 2016 um 34.000 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat gewachsen war. Entsprechend sind die Beschäftigungsquoten im Juni 2018 um 12,3 Prozentpunkte und im Juni 2017 um 8,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen.

Insgesamt dürfte der Beschäftigungszuwachs nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass die meisten Geflüchteten ihre Asylverfahren beendet haben und jetzt nach Abschluss der Integrationskurse und anderer Maßnahmen schrittweise in den Arbeitsmarkt einmünden. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, dürfte die Relation von  Beschäftigungs- und  Bevölkerungszuwachs bis Ende 2018 auf 33 bis 36 Prozent steigen.

Brücker, Herbert (2018): Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigt sich, In: IAB-Forum 7. September 2018, https://www.iab-forum.de/arbeitsmarktintegration-von-gefluechteten-beschleunigt-sich/, Abrufdatum: 21. November 2024