Die Zahl der Ausbildungsabsolvent*innen im Handwerk ist seit Jahren rückläufig. Gleichzeitig steigt der Anteil derjenigen, die anschließend weiter in ihrem Ausbildungsbetrieb arbeiten. Allerdings verlässt ungefähr ein Fünftel eines Jahrgangs im ersten Jahr nach Ende der Ausbildung den Ausbildungsbetrieb wieder. Dies zeigen Zahlen aus dem „Ausbildungspanel Handwerk“, das in Zusammenarbeit von Handwerkskammern, dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und dem IAB entstanden ist.

Die duale Berufsausbildung ist für viele Betriebe ein wichtiger Weg, um sich begehrte Fachkräfte zu sichern. Dabei geht es nicht nur darum, Ausbildungsstellen zu besetzen, sondern auch darum, junge Menschen mit abgeschlossener Ausbildung im eigenen Betrieb zu halten. Weil vor allem das Handwerk lange Zeit über Bedarf ausgebildet hat, konnte der Arbeitsmarkt insgesamt von gut ausgebildeten Fachkräften aus diesem Bereich profitieren.

In den letzten Jahren hat die Zahl der Beschäftigten im Handwerk deutlich zugelegt, auch weil sich die Beschäftigungschancen in vielen Bereichen des Handwerks verbessert haben (lesen Sie dazu einen aktuellen Beitrag von Stefan Böhme und anderen im IAB-Forum). So bleiben immer mehr Absolvent*innen nach der Ausbildung ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten oder arbeiten weiter in einem Handwerksbetrieb. Daten aus dem „Ausbildungspanel Handwerk“, mit dem sich Ausbildungsabsolvent*innen im Handwerk und deren Ausbildungsbetriebe eindeutig identifizieren lassen, geben Aufschluss über die Größenordnung dieser „Klebeeffekte“ (siehe Infokasten „Ausbildungspanel Handwerk“).

Die Abschlussjahrgänge im Handwerk werden kleiner

Die Anzahl der Absolvent*innen im Handwerk ging in den letzten Jahren deutlich zurück. Noch 2014 beendeten dort ungefähr 31.000 Jugendliche erfolgreich eine Ausbildung (siehe Abbildung 1). Schon sechs Jahre später waren es etwa 2.800 oder 9 Prozent weniger. Damit hat sich die Versorgung mit Fachkräften aus der eigenen Ausbildung im Handwerk deutlich reduziert. Dieser Trend hat sich während der Covid-19-Pandemie für den gesamten Ausbildungsbereich fortgesetzt, dreht sich inzwischen aber langsam wieder (lesen Sie dazu auch den IAB-Kurzbericht 3/2023). Gleichzeitig steigt der Bedarf an Fachkräften deutlich.

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Absolvent*innen im Handwerk in absoluten Zahlen sowie die Entwicklung nach Betriebsgrößentypen in Anteilen zwischen 2014 und 2020. Die vier Betriebsgrößenklassen werden für jedes Jahr in einem gestapelten Säulendiagramm dargestellt: Kleinstbetriebe mit bis zu 9, Kleinbetriebe mit zwischen 10 und 49, mittlere Betriebe mit zwischen 50 und 249 sowie Großbetriebe mit 250 und mehr Beschäftigte. Es ist zu erkennen, dass die Zahl der Absolvent*innen abnimmt. Knapp 42 Prozent und damit der größte Anteil absolviert die Ausbildung in kleineren Betrieben, 28 Prozent in Kleinstbetrieben und nur knapp acht Prozent in Großbetrieben. Quelle: Ausbildungspanel Handwerk, 2014-2020.

Aufgrund der eher kleinteiligen Betriebsstruktur im Handwerk werden dort die meisten jungen Menschen in kleineren und mittleren Betrieben ausgebildet. Im Jahr 2020 entfielen 42 Prozent aller Absolvent*innen im Handwerk auf Betriebe mit 10 bis 49 Beschäftigten – immerhin knapp drei Prozentpunkte mehr als noch 2014. Damit stellten die Betriebe dieser Größe den größten und tendenziell wachsenden Anteil aller Ausbildungsabsolvent*innen im Handwerk.

Der zweitgrößte Anteil entfiel mit rund 28 Prozent auf kleine Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Damit liegt der Anteil höher als in der Gesamtwirtschaft, wo der Anteil an kleineren Betrieben mit Ausbildungsberechtigung geringer ist. Daher beteiligen sich kleinere Betriebe seltener als größere an der Ausbildung (siehe hierzu auch den IAB-Kurzbericht 3/2023).

Junge Menschen bewerben sich tendenziell bei größeren Betrieben

Angesichts des zunehmend knappen Angebots an Jugendlichen, die sich auf Ausbildungsstellen bewerben, sind Kleinstbetriebe gegenüber größeren Betrieben meist im Nachteil. Häufiger als diese können sie ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Gerade für sie bleiben die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt also eine große Herausforderung (lesen Sie hierzu auch einen Forschungsbericht von Emanuel Bennewitz und anderen aus dem Jahr 2022).

Kleinstbetrieben stehen meist weniger finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung. Allerdings bieten sie häufig ein familiäres Arbeitsumfeld sowie gute Erwerbsperspektiven vor Ort. Solche Bedingungen tragen zur Attraktivität der Ausbildung im Handwerk bei und sind durchaus für viele junge Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Jobsuche.

Angesichts der kleiner werdenden Abschlussjahrgänge ist es für das Handwerk wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, um ausgebildete Fachkräfte in den Betrieben zu halten. Aber auch für die Auszubildenden selbst ist es tendenziell von Vorteil, zunächst im Betrieb zu verbleiben. Das macht sie auch für andere potenzielle Arbeitgeber attraktiv, denn es signalisiert, dass sie sich als Auszubildende bewährt und zudem Berufserfahrung über die Ausbildungszeit hinaus erworben haben – selbst dann, wenn sie nach der Ausbildung zunächst nur befristet im Betrieb tätig waren (eine ausführliche Analyse dieser Thematik finden Sie in einem 2020 erschienen Artikel von Jens Mohrenweiser und anderen).

Der Anteil der Absolvent*innen, die im ausbildenden Handwerksbetrieb bleiben, steigt im Zeitverlauf

Die Verbleibquote nach der Ausbildung fällt im Handwerk niedriger aus als in der Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2020 waren in der Wirtschaft insgesamt 62 Prozent der Jugendlichen sechs Monate nach Ausbildungsende noch im Ausbildungsbetrieb beschäftigt. Nach zwölf Monaten waren es noch 56 Prozent. Im Handwerk waren sechs Monat nach Ausbildungsende noch 57 Prozent dort beschäftigt, nach 12 Monaten 50 Prozent. (siehe Abbildung 2). Im Jahr 2014 lagen diese Werte noch bei 48 Prozent beziehungsweise 42 Prozent.

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung des Anteils der Absolvent*innen im Handwerk, die sechs bzw. zwölf Monate nach Ausbildung noch im Betrieb verbleiben. Die gruppierten Säulen veranschaulichen, dass der Anteil zwischen 2014 und 2020 gestiegen ist. 57 Prozent waren sechs Monate nach Ausbildungsende noch in ihrem Ausbildungsbetrieb beschäftigt, 50 Prozent nach 12 Monaten. Im Jahr 2014 lagen diese Werte bei 48 Prozent beziehungsweise 42 Prozent. Quelle: Ausbildungspanel Handwerk, 2014-2020.

Die Verbleibquote im Handwerk steigt seit 2014 kontinuierlich– was nicht zuletzt dem wachsenden Fachkräftemangel geschuldet sein dürfte.

Der positive Trend der letzten Jahre beim Anstieg der Übernahmen und damit beim Verbleib im Betrieb hängt auch mit dem gleichzeitigen Rückgang der Zahl der Ausbildungsabschlüsse zusammen, wie Ute Leber und andere im IAB-Kurzbericht 3/2023 für die Gesamtwirtschaft zeigen. Ob der Verbleib von der Entscheidung des oder der Absolvent*in (freiwilliges Verlassen) oder des Ausbildungsbetriebs (unfreiwilliges Verlassen) abhängt, lässt sich auf Basis der vorliegenden Daten jedoch nicht feststellen.

Die Verbleibquote im Ausbildungsbetrieb unterscheidet sich nach Betriebsgröße

Abbildung 3 zeigt den Anteil der Absolvent*innen, die nach sechs und zwölf Monaten im Ausbildungsbetrieb arbeiten nach den Betriebsgrößentypen. Aus den gruppierten Balken geht hervor, dass sich die Verbleibquote im Handwerk nach der Größe des Ausbildungsbetriebs unterscheidet. Sie ist in Ausbildungsbetrieben mit 10 bis 49 Beschäftigten am höchsten. Dort arbeiteten einen Monat nach Ausbildungsende knapp 67 Prozent des Abschlussjahrgangs 2020 weiter. Im Vergleich dazu waren in Großbetrieben mit 250 und mehr Beschäftigten zu diesem Zeitpunkt nur ungefähr 59 Prozent desselben Jahrgangs beschäftigt. Diese Unterschiede zwischen den Betriebsgrößen werden nach zwölf Monaten geringer. Quelle: Ausbildungspanel Handwerk, 2014-2020.

Die Verbleibquote unterscheidet sich im Handwerk zum Teil deutlich nach der Größe des Ausbildungsbetriebs. Sie ist in Ausbildungsbetrieben mit 10 bis 49 bzw. 50 und 249 Beschäftigten am höchsten. Dort arbeiteten sechs Monate nach Ausbildungsende jeweils knapp 59 Prozent des Abschlussjahrgangs 2020 weiter. Im Vergleich dazu waren in Großbetrieben mit 250 und mehr Beschäftigten zu diesem Zeitpunkt nur ungefähr 59 Prozent desselben Jahrgangs beschäftigt. Diese Unterschiede zwischen den Betriebsgrößen werden nach zwölf Monaten geringer: Der Anteil der im Großbetrieb Verbleibenden ist nur noch geringfügig niedriger als der Anteil in Kleinbetrieben (50 % bzw. 52 %), in Kleinstbetrieben liegen sie deutlich darunter (45 %).

Überraschend ist, dass nicht die großen Betriebe den höchsten Anteil an verbleibenden Absolvent*innen aufweisen. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass Auszubildende in größeren Betrieben eine höhere schulische Vorbildung haben und sie nach der Ausbildung beispielsweise ein Studium beginnen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass in größeren Firmen meist mehrere Betriebe angesiedelt sind. In diesem Fall findet häufig ein Betriebswechsel innerhalb der Ausbildungsfirma statt, der Arbeitgeber als solcher ändert sich aber nicht.

Bemerkenswert ist, dass die Verbleibquoten von Kleinstbetrieben sechs Monate nach der Ausbildung nicht wesentlich unter denen der Großbetriebe liegen. Dass es vielen Kleinstbetrieben also durchaus gelingt, ihre Absolvent*innen zumindest kurzfristig zu halten, dürfte den bereits angesprochenen familiären und lokalen Bedingungen geschuldet sein, die eine Bindung zwischen Absolvent*innen und Handwerksbetrieb tendenziell stärken und damit einen reibungslosen Berufseinstieg ermöglichen.

Die Verbleibdauer sinkt mit steigender schulischer Qualifikation

Abbildung 4 zeigt die Verbleibsquote von Absolvent*innen nach sozio-demografischen und qualifikatorischen Merkmalen. Die gruppierten Balken zeigen, dass Frauen nach Ausbildungsende seltener im Ausbildungsbetrieb als Männer bleiben (50% gegenüber 58 %). Absolvent*innen mit Hochschulreife verlassen ihren Betrieb in den ersten zwölf Monaten nach Ausbildungsende häufiger als diejenigen mit niedrigeren Schulabschlüssen. Sowohl Absolvent*innen mit (sehr) guten Abschlussexamina der Handwerksausbildung als auch solche mit ausreichenden Abschlussexamina verlassen den Betrieb in den zwölf Monaten nach Ausbildungsende häufiger als Absolvent*innen mit mittleren Noten. Quelle: Ausbildungspanel Handwerk, 2014-2020.

Frauen, so ein weiterer Befund aus dem Ausbildungspanel Handwerk, bleiben nach Ausbildungsende seltener im Ausbildungsbetrieb als Männer (50% gegenüber 58 %). Nach zwölf Monaten arbeiten noch knapp 44 Prozent der Frauen in ihrem Ausbildungsbetrieb, bei den Männern sind es 51 Prozent.

Neben dem Geschlecht gibt es weitere Kriterien, die sich unter Umständen auf die Verbleibquote von Ausbildungsabsolvent*innen auswirken könnten.

So hat etwa die schulische Vorbildung, anders als beispielsweise die Staatsangehörigkeit, einen merklichen Einfluss auf die Verbleibsquote: Absolvent*innen mit Hochschulreife verlassen ihren Betrieb in den ersten zwölf Monaten nach Ausbildungsende häufiger als diejenigen mit niedrigeren Schulabschlüssen. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass sie nach der Ausbildung nicht selten ein Studium beginnen.

Sowohl Absolvent*innen mit (sehr) guten Abschlussexamina der Handwerksausbildung als auch solche mit ausreichenden Abschlussexamina verlassen den Betrieb in den zwölf Monaten nach Ausbildungsende häufiger als Absolvent*innen mit mittleren Noten.

Die meisten Absolvent*innen arbeiten nach Betriebswechseln eher in kleineren Betrieben

Ungefähr 80 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs im Handwerk sind sowohl sechs wie auch zwölf Monate nach Ausbildungsende beschäftigt. Die anderen sind in Ausbildung, arbeitslos oder stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung (bspw. aufgrund eines Studiums). Häufig sind Absolvent*innen aus Ausbildungsbetrieben mit bis zu 10 Beschäftigten nach sechs oder zwölf Monaten nicht mehr dort beschäftigt (siehe Abbildung 3).

Die Tabelle zeigt den Verbleib der Ausbildungsabsolvent*innen im Handwerk, die nach sechs beziehungsweise zwölf Monate den Betriebswechseln musste. In den Spalten steht die Größe des Zielbetriebs, in den Zeilen, die Größe des Ausbildungsbetriebs. 2020 arbeiteten ungefähr 69 Prozent nach sechs in Zielbetrieben mit bis zu 49 Beschäftigten. Nach zwölf Monaten sind es noch 66 Prozent. 2014 waren die Anteile geringer. Quelle: Ausbildungspanel Handwerk, 2014-2020.

Je länger das Ausbildungsende zurückliegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, nach dem Verlassen des Ausbildungsbetriebs in einem größeren Betrieb zu arbeiten. Von den 80 Prozent des Abschlussjahrgangs 2020, die nach sechs Monaten in Beschäftigung sind, arbeiteten insgesamt 69 Prozent in Betrieben mit bis zu 49 Beschäftigten, nach zwölf Monaten waren es immerhin noch 66 Prozent (siehe Tabelle). Diese Anteile lagen 2014 noch etwas niedriger.

Gerade für Wechsel, die kurz nach Ausbildungsende stattfinden und bei denen die Berufserfahrung somit noch gering ist, eröffnen kleinere Betriebe Berufsneulingen gute Chancen. So bieten kleinere Betriebe häufiger als größere unbefristete Verträge an (lesen Sie dazu den IAB-Kurzbericht 18/2017).

Wenn Jugendliche nach der Ausbildung einen großen Ausbildungsbetrieb verlassen und in einen kleineren Betrieb wechseln, könnte dies die Chancen, danach in einem anderen größeren Betrieb unterzukommen, schmälern. Denn diese Betriebe können in der Regel – auch weil sie häufig überdurchschnittlich gut bezahlen – aus einem größeren Pool an Bewerbenden auswählen als kleinere Betriebe. Sie sind daher tendenziell zurückhaltender bei der Einstellung von Ausbildungsabsolvent*innen, die ihren Ausbildungsbetrieb verlassen, denn sie könnten dies als Anzeichen dafür werten, dass diese Jugendlichen weniger leistungsfähig sind.

Diese Chance wiederum könnten kleinere Betriebe nutzen, um gut ausgebildete Fachkräfte einzustellen, selbst wenn diese Jugendlichen möglicherweise nicht in jeder Hinsicht ihrer Idealvorstellung entsprechen. Dies könnte auch der Grund dafür sein, dass der Anteil von Absolvent*innen aus größeren Betrieben, die in kleinere Betriebe wechseln, höher ist als der Anteil derjenigen, die aus kleineren in größere Betriebe wechseln.

Allerdings steigt der Anteil der Absolvent*innen, die in größeren Betrieben unterkommen, je länger das Ausbildungsende zurückliegt, womit auch insgesamt mehr Absolvent*innen zwölf Monate nach Ausbildungsende in größeren als in kleineren Betrieben beschäftigt sind. Mit zunehmender Berufserfahrung verbessert sich also deren Wettbewerbsposition, was die Beschäftigungschancen bei größeren Betrieben erhöht. Im weiteren zeitlichen Verlauf verschiebt sich das Verhältnis allerdings wieder etwas zugunsten der kleineren Betriebe.

Fazit

Handwerksbetriebe, die junge Menschen ausbilden und diese nach der Ausbildung möglichst lange an sich binden, tun dies typischerweise, um ihren nicht selten steigenden Bedarf an Fachkräften zu decken. Der Anteil eines Abschlussjahrgangs, der im Ausbildungsbetrieb verbleibt, ist daher in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dem wachsenden Fachkräftemangel wirkt dies allerdings nur teilweise entgegen, da gleichzeitig die Abschlusskohorten im Handwerk kleiner werden. Es gilt daher, die Verbleibquote im Handwerk weiter zu erhöhen.

Dazu bedarf es besserer Rahmenbedingungen. So empfiehlt beispielsweise Gabriele Wydra-Somaggio dem deutschen Handwerk in einem aktuellen Beitrag, verstärkt auf attraktive Weiterbildungsangebote für junge Menschen zu setzen. Dasselbe gilt für die (verstärkte) Nutzung von digitalen Technologien. Auch dies kann für Handwerksbetriebe eine Strategie sein, um bestimmte Tätigkeiten gerade für diese Klientel attraktiver zu machen und damit deren Beschäftigungsfähigkeit zu stärken. Vor allem kleinere Betriebe müssten jedoch in ihren Digitalisierungsbemühungen unterstützt werden, etwa durch Zusammenschlüsse mit anderen Betrieben und die intensivere Nutzung entsprechender Netzwerke. In einem Pilotprojekt zwischen den Handwerkskammern in Niedersachsen und der Bundesagentur für Arbeit sollen Beratungsangebote zu Berufen und Karriereperspektiven im Handwerk sowohl für arbeitsuchende Beschäftigte, Arbeitslose wie auch für Schüler*innen verstärkt sowie der Zugang zu Praktika erleichtert werden. Durch diese Zusammenarbeit erhofft man sich, perspektivisch mehr Fachkräfte zu gewinnen.

In aller Kürze

  • Im Handwerk ist die Zahl der Ausbildungsabsolvent*innen nach Daten des „Ausbildungspanels Handwerk“ zwischen 2014 und 2020 um 9 Prozent zurückgegangen.
  • Im Handwerk dominieren traditionell die kleineren Betriebe, die folglich auch die meisten Auszubildenden in dieser Branche haben.
  • Der Anteil derjenigen, die nach der Ausbildung weiter in ihrem Ausbildungsbetrieb arbeiten, ist zwar in den letzten Jahren gestiegen, weiterhin geht sie aber in den zwölf Monaten nach der Ausbildung signifikant zurück. In Ausbildungsbetrieben mit 50 bis 249 Beschäftigten ist die Verbleibquote am höchsten.
  • Absolvent*innen mit besseren Schulabschlüssen verlassen im ersten Berufsjahr häufiger den Ausbildungsbetrieb als solche mit schlechteren Schulabschlüssen.
  • Dagegen arbeiten Absolvent*innen mit mindestens einem guten Abschlussexamen in der Handwerksausbildung eher als diejenigen mit ausreichendem Abschluss im Ausbildungsbetrieb.
  • Wenn die Absolvent*innen den ausbildenden Handwerksbetrieb verlassen, nehmen sie meist eine Beschäftigung in einem kleineren Betrieb auf, mitunter auch außerhalb des Handwerks

Ausbildungspanel Handwerk

Die Auswertungen basieren auf dem „Ausbildungspanel Handwerk“. Dieser einmalige Datensatz kombiniert Informationen aus zwölf Handwerkskammern in Westdeutschland mit Informationen der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB. Das Panel umfasst den Zeitraum zwischen 2004 und 2020 und enthält Informationen der Kammern und des IAB zu allen jungen Erwachsenen, die in diesem Zeitraum ihre Ausbildung begonnen haben.

Der Datensatz bildet ein breites Spektrum von Kammerbezirken mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte sowie Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur ab. Ein Vorteil des Datensatzes ist es, dass sich damit erstmalig Auszubildende beziehungsweise Ausbildungsabsolvent*innen speziell im Handwerk identifizieren lassen und deren Erwerbsverläufe verfolgt werden können. Zudem liegen damit detaillierte Informationen zur Ausbildung selbst sowie zum Ausbildungsverlauf vor. So sind in den Kammerdaten der vertragliche Ausbildungsbeginn, das vertragliche sowie das tatsächliche Ausbildungsende, also der Prüfungstag, aber auch das Datum einer vorzeitigen Vertragslösung, der Ausbildungsberuf, der Prüfungserfolg, sowie die Anzahl der Prüfungsversuche und der Schulabschluss erfasst. Schließlich ist in den Kammerdaten auch die Art der Ausbildung enthalten (geförderte gegenüber nicht geförderter Ausbildung oder Umschulung). Aus den IEB werden diese Informationen um tagesgenaue Angaben zum weiteren Erwerbsverlauf ergänzt, wie Beschäftigungs-, Arbeitslosigkeits- und Maßnahmezeiten, sowie Wirtschaftszweig, Wohn- und Arbeitsort und Entgelt. Damit lässt sich untersuchen, inwieweit sich Ausbildungsmerkmale beziehungsweise -verläufe auf den Übergang in den Arbeitsmarkt und auf das weitere Erwerbsleben auswirken. Ergänzt werden die beiden Datenquellen um betriebliche Merkmale, etwa die Größe des Ausbildungsbetriebs und des aktuellen Beschäftigungsbetriebes (Betriebshistorikpanel). Im Ausbildungspanel Handwerk sind Ausbildungs- und Erwerbsverläufe von ca. 970.000 Ausbildungsabsolvent*innen enthalten, die zwischen 2004 und 2020 ihre Ausbildung begonnen beziehungsweise beendet haben. Im vorliegenden Beitrag konzentrieren wir uns auf die Absolvent*innen der Jahre 2014 bis 2020 (203.079 Personen, davon 31.042 im Jahr 2014 und 28.286 im Jahr 2020).

Für die vorliegende Auswertung wurde diejenigen Absolvent*innen, die nach ihrer Ausbildung im Ausbildungsbetrieb verbleiben, über einen Betriebsnummernabgleich identifiziert. Somit kann mit dem Verbleib im Ausbildungsbetrieb auch der Verbleib im Handwerk nachgezeichnet werden. Jedoch kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob Absolvent*innen, die ihren Ausbildungsbetrieb verlassen, auch weiterhin in einem Handwerksbetrieb arbeiten.

Für die vorliegende Auswertung berechnen wir den Verbleib im Ausbildungsbetrieb nach sechs und zwölf Monaten ab dem uns von den Kammern mitgeteilten Datum des erfolgreichen Abschlusses der Prüfungen der Absolvent*innen. Absolvent*innen, die nach ihrer Ausbildung im Ausbildungsbetrieb verbleiben, werden über einen Betriebsnummernabgleich identifiziert. Somit kann mit dem Verbleib im Ausbildungsbetrieb auch der Verbleib im Handwerk nachgezeichnet werden. Jedoch kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob Absolvent*innen, die ihren Ausbildungsbetrieb verlassen, auch weiterhin in einem Handwerksbetrieb arbeiten.

Literatur

Bennewitz, Emanuel; Klinge, Silke; Leber, Ute; Schwengler, Barbara (2022): Zwei Jahre Corona-Pandemie: Die deutsche Wirtschaft zwischen Krisenstimmung und Erholung – Ein Vergleich der Jahre 2019 und 2021 – Ergebnisse des IAB-Betriebspanels. IAB-Forschungsbericht Nr. 20

Böhme, Stefan; Carstensen, Jeanette; Harten, Uwe; Seibert, Holger; Wiethölter, Doris; Wydra-Somaggio, Gabriele (2023): Die regionale Bedeutung des Handwerks für Beschäftigung und Ausbildung. In: IAB-Forum, 14.06.2023.

Bossler, Mario, Alexander Kubis & Andreas Moczall (2017): Neueinstellungen im Jahr 2016: Große Betriebe haben im Wettbewerb um Fachkräfte oft die Nase vorn. IAB-Kurzbericht Nr. 18.

Leber, Ute, Duncan Roth & Barbara Schwengler (2023): Die betriebliche Ausbildung vor und während der Corona-Krise: Besetzungsprobleme nehmen zu, Anteil der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung sinkt. IAB-Kurzbericht Nr. 3.

Mohrenweiser, Jens, Gabriele Wydra-Somaggio & Thomas Zwick (2020): Information advantages of training employers despite credible training certificates. In: Oxford economic papers, Jg. 72, H. 3, S. 651-671.

Wydra-Somaggio, Gabriele (2023): Was braucht das Handwerk, um für junge Leute attraktiv zu sein? In: STARK – Kreishandwerkszeitschrift Dortmund-Lünen, Nr. 3.

 

Bild: Seventyfour/stock.adobe.com

doi: 10.48720/IAB.FOO.20230914.01

Hell, Stefan; Wydra-Somaggio, Gabriele (2023): Duale Ausbildung im Handwerk: Der Anteil der jungen Menschen, die nach der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb bleiben, steigt, In: IAB-Forum 14. September 2023, https://www.iab-forum.de/duale-ausbildung-im-handwerk-der-anteil-der-jungen-menschen-die-nach-der-ausbildung-im-ausbildungsbetrieb-bleiben-steigt/, Abrufdatum: 18. November 2024