3. Januar 2025 | Gesamtwirtschaft
Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Dezember 2024
Außenwirtschaftliches Umfeld
Das außenwirtschaftliche Umfeld entwickelt sich leicht aufwärts. Die US-amerikanische Wirtschaft konnte ihren Wachstumskurs im dritten Quartal halten. Die chinesische Wirtschaft hat die Immobilienkrise noch nicht überwunden, wuchs aber dank staatlicher Unterstützung. Die Eurozone erholt sich weiter moderat. Die Einschätzungen der aktuellen Lage für die USA und für China haben sich erneut verbessert, die Lageeinschätzung für den Euroraum hat sich dagegen verschlechtert. Die Erwartungen für die nächsten Monate legten für den Euroraum hingegen zu – ebenso wie für China. Für die USA haben sich die Erwartungen aber eingetrübt.
Außenhandel
Der Außenhandel bleibt schwach. Im Oktober nahmen die Exporte um 2,8 Prozent gegenüber dem Vormonat ab, die Importe blieben konstant. Die Exporte in Nicht-EU-Staaten haben sich nach einem Rückgang im Vormonat erholt und sind im November um 5,5 Prozent gestiegen. Der Außenhandel ist durch die politischen Handelsrisiken angesichts des Wahlausgangs in den USA unter Druck. Aber auch die geopolitischen Spannungen und die Umbrüche infolge der Transformation belasten die exportorientierte Industrie. In den kommenden Monaten ist mit keinen positiven Impulsen aus dem Außenhandel zu rechnen. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe haben sich im Dezember weiter eingetrübt.
Investitionen
Auch von den Investitionen gehen keine Impulse aus. Der Auftragseingang der Investitionsgüterhersteller ging im Oktober leicht zurück. Ihre Lageeinschätzung hat sich im Dezember zwar leicht verbessert, bleibt aber im negativen Bereich, die Erwartungen für die nächsten Monate haben sich weiter eingetrübt. Die Bauinvestitionen bleiben ebenfalls schwach. In der Baubranche hat sich die Zahl der Baugenehmigungen im Oktober etwas erholt. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe bleibt aber pessimistisch.
Konsum
Der Konsum legte im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt etwas zu und stützte damit die Wirtschaft. Die Inflationsrate lag im November bei 2,2 Prozent. Die Preise für Energieprodukte haben sich dabei gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent verringert. Die Kerninflation, bei der Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht berücksichtigt werden, lag aber noch bei 3,0 Prozent. Aufgrund der Nominallohnerhöhungen sind im dritten Quartal auch die Reallöhne gestiegen. Die Sparquote bleibt durch die allgemeine Unsicherheit auf hohem Niveau. Aber der Konsumklimaindex hat sich im Jahresverlauf moderat erholt und auch zum Jahresende nochmals leicht verbessert.
Arbeitsmarkt
Am Arbeitsmarkt war die Wirtschaftsschwäche in diesem Jahr deutlich zu spüren. Auch zum Jahresende steigt die Arbeitslosigkeit. Die Unterbeschäftigung, die unter anderem auch Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik berücksichtigt, wuchs im Dezember leicht. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm saisonbereinigt im Oktober wie schon im Vormonat zu, sinkt aber vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Der Bestand gemeldeter offener Stellen stieg im Dezember, bleibt aber deutlich unter dem Niveau zu Jahresbeginn. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt zum vierten Mal in Folge.
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20250103.01
Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2025): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Dezember 2024, In: IAB-Forum 3. Januar 2025, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-dezember-2024/, Abrufdatum: 5. January 2025
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Autoren:
- Hermann Gartner
- Enzo Weber