1. März 2023 | Gesamtwirtschaft
Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Februar 2023
Außenwirtschaftliches Umfeld
Die Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft bleibt auch zu Beginn des Jahres 2023 geschwächt. Das Wirtschaftswachstum stagnierte im vierten Quartal 2022 in vielen Volkswirtschaften, darunter China, dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Die USA erzielten immerhin ein Plus von 0,7 Prozent im Schlussquartal 2022. International werden die wirtschaftlichen Aktivitäten durch hohe Inflationsraten und damit einhergehend steigende Leitzinsen beschränkt. Für die Eurozone und China liegen die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage noch immer im negativen Bereich. Für die USA ist seit dem Sommer eher eine Seitwärtsbewegung auf der Nulllinie zu verzeichnen. Die Indikatoren zur Einschätzung der künftigen Entwicklung hellen sich weiterhin auf, liegen aber, mit Ausnahme von China, noch unter dem Vorjahresniveau.
Außenhandel
Im Zuge der schwachen weltwirtschaftlichen Nachfrage gab auch der deutsche Außenhandel im vierten Quartal 2022 nach. Die Exporte nahmen preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal ab, die Importe sogar um 1,3 Prozent. Der Produktionsindex verzeichnete im Dezember ein deutliches Minus. Hoffnung machen hohe Auftragsbestände und nachlassende Lieferengpässe. Der Geschäftsklimaindex steigt seit Oktober kontinuierlich, auch wenn er noch deutlich unter dem Vorkriegsniveau liegt. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe befinden sich seit November wieder leicht im Plus.
Investitionen
Zum Jahresende beeinträchtigte die Entwicklung der Investitionen das BIP-Wachstum. Die Bauinvestitionen, die schon im zweiten und dritten Quartal rückläufig waren, sanken auch im vierten Quartal (- 2,9 % preis-, saison- und kalenderbereinigt). Hohe Baupreise, geringere Kaufkraft und gestiegene Finanzierungskosten belasten den Bereich. Und auch bei den Ausrüstungsinvestitionen zeigte sich im Schlussquartal ein deutlicher Dämpfer von -3,6 Prozent. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Lage und zu den Geschäftserwartungen der Investitionsgüterhersteller gaben im Februar nach.
Konsum
Der Konsum entwickelte sich zum Jahresende 2022 ebenfalls ungünstig. Der private Konsum sank im vierten Quartal um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Der Wegfall von Vergünstigungen wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket sowie die Kaufkraftverluste durch die anhaltende Inflation trübten die Konsumneigung. Im Januar lag der Verbraucherpreisindex (nach Revision) bei 8,7 Prozent und damit weiter auf vergleichsweise hohem Niveau. Daher dürfte sich die Kaufzurückhaltung auch im ersten Quartal 2023 fortsetzen. Der Konsumklimaindex erholt sich nur zögerlich von seinem Tiefpunkt und befand sich im Februar noch immer weit im negativen Bereich. Der Staatskonsum erhöhte sich moderat um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt hält seinen Kurs. Die Beschäftigung nahm im Dezember deutlich zu. Die Arbeitslosigkeit sank im Februar hingegen nicht mehr, auch wenn das milde Winterwetter die Arbeitslosigkeit eher entlastet. Die Unterbeschäftigung, die unter anderem Geflüchtete in Maßnahmen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik berücksichtigt, steigt weiterhin moderat. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer legt nochmals zu und erreicht im Februar einen Stand von 103,3 Punkten.
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230301.01
Bauer, Anja; Weber, Enzo (2023): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Februar 2023, In: IAB-Forum 1. März 2023, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-februar-2023/, Abrufdatum: 3. December 2024
Autoren:
- Anja Bauer
- Enzo Weber