31. Januar 2024 | Gesamtwirtschaft
Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Januar 2024
Außenwirtschaftliches Umfeld
Das außenwirtschaftliche Umfeld entwickelt sich heterogen. Die Wirtschaft der USA zeigte sich gegenüber der geldpolitischen Straffung widerstandsfähig und wuchs im Jahr 2023 um 2,5 Prozent. Zu Jahresbeginn 2024 zeigt sich der Indikator für die konjunkturelle Lage der US-Wirtschaft dementsprechend positiv. Der Indikator für die künftigen Erwartungen bleibt nach wie vor im negativen Bereich. Chinas Wirtschaft konnte 2023 zwar um 5,2 Prozent wachsen. Insgesamt mehren sich aber die Abwärtsrisiken. Die dortige Immobilienkrise, ein verhaltener Konsum und ein Rückgang im Export könnten im laufenden Jahr zu verlangsamtem Wachstum führen. In der Eurozone dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 kaum gewachsen sein. Die Inflation, die gestiegenen Zinsen und die geschwächte Auslandsnachfrage belasteten die europäischen Volkswirtschaften. Momentan sind keine Aufwärtschancen absehbar. Die Vorlaufindikatoren zur Einschätzung der konjunkturellen Lage und für die Erwartungen bleiben im Januar für China und die Eurozone nahezu unverändert.
Außenhandel
Im Jahr 2023 zeigte sich der deutsche Außenhandel deutlich geschwächt. Da die Importe mit 3,0 Prozent kräftiger sanken als die Exporte mit 1,8 Prozent, fällt der Wachstumsbeitrag dennoch positiv aus. Insgesamt ist die schwache globale Konjunktur aber stark spürbar. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe sank 2023. Und auch die Exporte in Drittstaaten nehmen am aktuellen Rand ab. Die Exporterwartungen befinden sich im Januar weiterhin im negativen Bereich. Daher wird der Außenhandel auch zum Jahresauftakt 2024 noch nicht wieder anziehen.
Investitionen
Die Investitionen lieferten positive Impulse, bleiben aber ambivalent. Die Ausrüstungsinvestitionen konnten gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Prozent zulegen, wohingegen die Bauinvestitionen um 2,1 Prozent sanken. Insbesondere das Baugewerbe gab infolge der Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen und der gestiegenen Baukosten spürbar nach. Dieser Trend ist voraussichtlich noch nicht zu Ende. So sind der Auftragseingang und der Umsatz im Bauhauptgewerbe am aktuellen Rand (November) erneut rückläufig. Der Geschäftsklimaindex im Bauhauptgewerbe sank im Januar, ausgehend von einem äußerst niedrigen Niveau, deutlich.
Konsum
Der Rückgang des Konsums lastete im letzten Jahr stark auf der deutschen Wirtschaft. Im Jahresvergleich sind die privaten Konsumausgaben um 0,8 Prozent und die staatlichen Konsumausgaben um 1,7 Prozent gesunken. Die Inflationsrate lag bei durchschnittlich 5,9 Prozent, ließ aber im Jahresverlauf tendenziell nach. Die Inflation wird auch zu Jahresbeginn 2024 voraussichtlich weiter zurückgehen, was den Konsum wieder steigen lassen dürfte. Die Kaufzurückhaltung bleibt aber vorerst bestehen, der Konsumklimaindex verharrt im negativen Bereich.
Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt zeigte sich 2023 widerstandsfähig, allerdings machte sich die Wirtschaftsschwäche zunehmend bemerkbar. Zum Jahresauftakt zeichnet sich aber wieder eine etwas bessere Entwicklung ab. Während die Arbeitslosigkeit 2023 stetig anstieg, stagniert sie momentan eher. Die Beschäftigung stieg bis einschließlich November leicht. Die Arbeitsnachfrage scheint sich zu stabilisieren. Der Bestand der gemeldeten offenen Stellen, der seit eineinhalb Jahren kontinuierlich abnahm, stieg im Januar 2024 zum zweiten Mal infolge, wenn auch nur geringfügig. Und auch das IAB-Arbeitsmarktbarometer nahm nach längerer Talfahrt erneut zu und bietet für die Zukunft wieder einen etwas optimistischeren Ausblick.
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240131.01
Bauer, Anja; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Januar 2024, In: IAB-Forum 31. Januar 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-januar-2024/, Abrufdatum: 5. November 2024
Autoren:
- Anja Bauer
- Enzo Weber