Das Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2024 preis- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent gesunken. Die deutsche Wirtschaft konnte nicht von der anziehenden Weltkonjunktur profitieren. Zum Auftakt des Jahres 2025 hat sich das Geschäftsklima zwar verbessert, aber die Konjunkturaussichten bleiben weiter pessimistisch. Auch am Arbeitsmarkt ist nicht mit einer schnellen Erholung zu rechnen.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Das außenwirtschaftliche Umfeld hat sich im vergangenen Jahr verbessert. Die Wirtschaft in den USA und in China ist deutlich gewachsen. Auch im Euroraum hat das Bruttoinlandsprodukt zugelegt, wenn auch weniger stark. Für den Euroraum und die USA haben sich die Einschätzungen der aktuellen Lage sowie die Erwartungen für die nächsten Monate verbessert, für China dagegen verschlechtert. Hier spielen Unsicherheiten über künftige Handelskonflikte mit den USA eine Rolle.

Außenhandel

Im Jahr 2024 zeigte sich der deutsche Außenhandel wie bereits im Vorjahr schwach. Die Importe stiegen um 0,2 Prozent, die Exporte sanken dagegen um 0,8 Prozent. Die langsame Erholung der Weltwirtschaft hat die Exportwirtschaft bislang nicht beleben können. Die exportierende Industrie ist auch durch die politischen Handelsrisiken angesichts der neuen US-Regierung weiter verunsichert. Die Produktion im produzierenden Gewerbe war im Jahresverlauf 2024 rückläufig, hat sich jedoch zuletzt etwas erholt. Die Exporte in Drittstaaten nehmen aber am aktuellen Rand etwas ab. Die Exporterwartungen sind im Januar erneut gefallen. Der Außenhandel wird auch zum Jahresauftakt 2025 noch nicht wieder anziehen.

Investitionen

Die Investitionen gingen im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent zurück. Die Ausrüstungsinvestitionen sanken dabei gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent, die Bauinvestitionen um 3,5 Prozent. Die Investitionen in sonstige Anlagen stiegen dagegen um 3,9 Prozent. Das Baugewerbe ist weiter durch hohe Finanzierungs- und Baukosten belastet, aber der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im November wie schon im Vormonat gestiegen, ebenso wie die Baugenehmigungen für Wohnungen. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe verschlechtert sich im Januar aber wieder, nachdem es sich im Vormonat noch erholt hatte.

Konsum

Der Konsum legte im vergangenen Jahr zu. Aber nicht stark genug, um die schwachen Exporte und Investitionen auszugleichen. Die privaten Konsumausgaben haben dabei um 0,3 Prozent, die staatlichen Konsumausgaben um 2,6 Prozent zugenommen. Die Inflationsrate lag mit durchschnittlich 2,2 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau, insbesondere wegen sinkender Energiepreise. Da die Reallöhne im vergangenen Jahr gestiegen sind, hat sich auch die Kaufkraft verbessert. Die Sparneigung ist aber aufgrund bestehender Unsicherheiten weiter hoch. So hat sich die Konsumnachfrage nur wenig belebt. Der Konsumklimaindex hat sich 2024 im Jahresverlauf moderat erholt, blieb aber im negativen Bereich. Zu Jahresbeginn hat er erneut nachgegeben.

Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt hinterlässt die Wirtschaftsschwäche Spuren. Auch zum Jahresauftakt steigt die Arbeitslosigkeit weiter. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm im November saisonbereinigt wieder etwas ab, nachdem sie in den beiden Vormonaten noch zugenommen hatte. Die Erwerbstätigkeit stieg im Dezember leicht an. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen sinkt im Januar wieder – nach einer leichten Erholung im Dezember. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer setzt den seit September fallenden Verlauf fort. Damit ist in den nächsten Monaten nicht mit einer Kehrtwende am Arbeitsmarkt zu rechnen.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20250131.01

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2025): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Januar 2025, In: IAB-Forum 31. Januar 2025, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-januar-2025/, Abrufdatum: 1. February 2025

 

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