Im Zuge weitgehender Lockerungen der Corona-Einschränkungen befindet sich die Wirtschaft auf einem Erholungspfad. Für das zweite Quartal 2021 ist daher mit einem deutlich höheren Bruttoinlandsprodukt als im ersten Quartal zu rechnen. Insbesondere in den zuvor von den Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Dienstleistungssektoren erholt sich die Lage merklich. Da die Risiken einer vierten Corona-Welle zunehmen und Lieferengpässe in der Industrie bestehen, trüben sich die Konjunkturaussichten jedoch etwas ein. Vom Arbeitsmarkt kommen positive Signale.

Weltwirtschaft

Die Volkswirtschaften der Welt befinden sich nach wie vor an unterschiedlichen Punkten im Pandemieverlauf und im Impffortschritt. Die Weltwirtschaft entwickelt sich daher unterschiedlich, aber viele Industrieländer sind auf Erholungskurs. Die Industrieproduktion in den USA und in China steigt weiterhin. Die Einschätzung der Lage in der Eurozone hat sich deutlich erholt, wohingegen sich die Erwartungen zuletzt wieder etwas verschlechtert haben. Nicht nur in Europa, sondern weltweit steigen die Inzidenzen aufgrund der Delta-Variante wieder, weswegen auch die wirtschaftlichen Risiken zunehmen – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern mit noch geringer Immunisierung. In den meisten Industrieländern dürften die Eindämmungsmaßnahmen wegen der Impffortschritte jedoch weniger streng als in der vorhergehenden Welle ausfallen.

Außenhandel

Der deutsche Außenhandel legte weiter zu. Die Ausfuhren haben das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Die Einfuhren sind am aktuellen Rand deutlich gestiegen. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sind im Juli zwar leicht gesunken, befinden sich aber weiter auf hohem Niveau. Insgesamt wird die Entwicklung teilweise noch durch Lieferengpässe bei Rohstoffen und Bauteilen eingetrübt, die zum Beispiel die Kfz-Branche spürbar treffen. So ist auch der Auftragseingang in der Industrie im Mai stark zurückgegangen.

Investitionen

Die Investitionen entwickeln sich seit Jahresbeginn unterschiedlich. Am aktuellen Rand gibt bei den Herstellern von Investitionsgütern der Auftragseingang, ausgehend von einem sehr hohen Niveau, wieder etwas nach. Die Bewertung der Geschäftslage hat sich erneut verbessert, die Erwartungen haben sich jedoch eingetrübt. Die Produktion im Bauhauptgewerbe ging nach einem kräftigen Anstieg im März zwar im April und Mai leicht zurück, bleibt aber auf hohem Niveau. So verbesserte sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe auch in diesem Monat. Engpässe bei den Vorprodukten schränken auch hier noch die Aktivitäten ein.

Konsum

Der Konsum wurde im ersten Quartal dieses Jahres durch die Eindämmungsmaßnahmen merklich gedämpft. Insbesondere der Einzelhandel, das Gastgewerbe und freizeitbezogene Dienstleistungen waren stark betroffen. Mit den Lockerungen hat der Konsum aber wieder angezogen. Das Konsumklima hat sich gegenüber dem Jahrestiefstwert vom Februar deutlich erholt. Auch die Auftragseingänge für Verbrauchs- und Gebrauchsgüter sind deutlich angestiegen. Der Einzelhandel jenseits der Lebensmittelbranche konnte sich dank der Lockerungen erholen. Der Umsatz im Gastgewerbe ist im Mai um 13,7 Prozent gestiegen, liegt aber noch deutlich unter Vorkrisenniveau.

Arbeitsmarkt

Die Situation am Arbeitsmarkt verbessert sich deutlich. Im Mai stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angesichts der Lockerungen wieder kräftiger als noch im Vormonat.  Und auch der Rückgang der Arbeitslosigkeit fällt diesen Monat nochmal stärker aus, sowohl im konjunkturnahen SGB-III- als auch im weniger konjunkturnahen SGB-II-Bereich. Im Vergleich zur Arbeitslosigkeit sinkt die Unterbeschäftigung, die zusätzlich unter anderem Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen berücksichtigt, etwas weniger stark, aber dennoch merklich. Die Arbeitskräftenachfrage ist ebenfalls erneut deutlich gestiegen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer bleibt gegenüber dem Rekordhoch des Vormonats fast unverändert bei 107,1 Punkten. Die Aussichten für den Arbeitsmarkt sind also weiterhin positiv.

 

 

Bauer, Anja; Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2021): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Juli 2021, In: IAB-Forum 29. Juli 2021, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-juli-2021/, Abrufdatum: 18. December 2024

 

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