Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird im zweiten Quartal 2021 voraussichtlich deutlich anziehen, nachdem es zu Jahresbeginn 2021 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal nachgab. Die Corona-Inzidenzen sind bundesweit auf einem niedrigen Niveau, sodass es nur noch wenige wirtschaftliche Einschränkungen gibt. Die Konjunkturaussichten hellen sich nochmals spürbar auf. Die Arbeitslosigkeit sinkt merklich.

Weltwirtschaft

Die Weltkonjunktur bleibt tendenziell aufwärtsgerichtet. Insbesondere die Einschätzungen zur gesamtwirtschaftlichen Lage hellen sich in der Eurozone, den USA und China weiter auf. Die Erwartungen zur zukünftigen Lage trüben sich dagegen am aktuellen Rand wieder etwas ein, liegen aber dennoch auf einem überaus hohen Niveau. In vielen Ländern wurden Corona-Einschränkungen zurückgenommen. Gleichwohl steigt aber die Unsicherheit angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante, selbst in Ländern mit relativ gutem Impfstand. So wurden beispielsweise im Vereinigten Königreich die für den Juni geplanten Lockerungen um einen Monat verschoben. Dies dürfte die wirtschaftliche Erholung dort etwas bremsen. Die Entwicklung in den Schwellenländern bleibt heterogen.

Außenhandel

Im April stagnierte die Entwicklung des Außenhandels. Die Exporte stiegen nur marginal, die Importe nahmen sogar etwas ab. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau fielen die Exporte im April noch um 0,5 Prozent niedriger aus. Die Importe überschritten das Vorkrisenniveau um mehr als 5 Prozent.  Die grundsätzliche Aufwärtsentwicklung im Außenhandel ist von der global anziehenden Industriekonjunktur getragen, die aber auch diesen Monat durch Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen gedämpft wird. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe stiegen im Juni und weisen auf eine günstige Entwicklung hin.

Investitionen

Die Investitionstätigkeit dürfte weiterhin heterogen ausfallen. Die Auftragseingänge und die Umsätze der Investitionsgüterproduzenten konnten ihren Aufwärtstrend im April nicht fortsetzen. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und zur Erwartung an die zukünftige Lage der Investitionsgüterproduzenten verbesserten sich im Juni. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe verbesserte sich ebenfalls, bleibt aber noch deutlich unter seinem Vorkrisenniveau. Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen beeinträchtigten zuletzt auch in der Baubranche die Produktion.

Konsum

Der Konsum wird im zweiten Quartal wieder anziehen. Die Inzidenzzahlen sanken in den letzten Wochen merklich, sodass viele der zuvor verhängten Einschränkungen erheblich gelockert oder sogar vollständig aufgehoben wurden. Davon profitieren vor allem die freizeit- und kulturbezogenen Dienstleistungen sowie das Gastgewerbe und der Einzelhandel. Die Einschätzung der Konsumgüterhersteller zur aktuellen Geschäftslage hellte sich dadurch im Juni spürbar auf. Das Konsumklima hat sich im Juni wieder verbessert, liegt aber noch deutlich unter Vorkrisenniveau. Ein Risiko bleibt aufgrund einer möglichen erneuten Zunahme des Infektionsgeschehens durch die Ausbreitung neuer Virusmutationen und damit verbundener Eindämmungsmaßnahmen.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt zieht an. Im April stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung abermals, wenn auch etwas weniger stark als im März. Zu berücksichtigen ist, dass es im April noch umfangreiche Eindämmungsmaßnahmen gab und die Entwicklung im weiteren Verlauf wieder stärker aufwärtsgerichtet sein dürfte. Die Arbeitslosigkeit nahm im Juni merklich ab, besonders im konjunkturnahen SGB-III-Bereich (Arbeitslosenversicherung). Und auch die Arbeitskräftenachfrage ist nochmals gestiegen. Die Aussichten für den Arbeitsmarkt hellen sich noch weiter auf: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer stieg diesen Monat auf ein Rekordhoch von 107,4 Punkten.

 

 

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2021): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2021, In: IAB-Forum 30. Juni 2021, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-juni-2021/, Abrufdatum: 18. November 2024