Die deutsche Wirtschaft entwickelte sich im ersten Quartal 2023 verhalten. Der hohe Inflationsdruck führte zu Kaufzurückhaltung. Die globale Konjunkturdynamik blieb noch immer schwach und minderte die Absatzchancen. Auf dem Arbeitsmarkt sind erste Spuren sichtbar, insgesamt zeigt er sich aber robust. Die Konjunktur dürfte die Talsohle durchschritten haben. Der ifo-Geschäftsklimaindex steigt abermals − trotz der Turbulenzen auf den Finanzmärkten.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft war im ersten Quartal geschwächt. International werden die wirtschaftlichen Aktivitäten durch hohe Inflationsraten und in der Folge steigenden Leitzinsen beschränkt. In den USA sorgen momentan die Auswirkungen der Insolvenz der Silicon Valley Bank für Verunsicherungen in der Bankenbranche. Zugleich führt die Übernahme der bereits länger angeschlagenen Credit Suisse zu Turbulenzen an den Finanzmärkten. Insgesamt trübt das die Konjunktur, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt keine Finanzkrise zu erwarten ist.  Entsprechend geben die Indikatoren zur Einschätzung der künftigen Entwicklung am aktuellen Rand nach, die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Situation bleiben pessimistisch und liegen mit Ausnahme der USA im negativen Bereich.

Außenhandel

Der Außenhandel entwickelt sich angesichts der Gemengelage zu Jahresbeginn vergleichweise gut. Im Januar 2023 sind die deutschen Exporte im Vormonatsvergleich kalender- und saisonbereinigt um 2,1 Prozent gestiegen. Allerdings sind die Importe im Januar mit -3,4 Prozent erneut gesunken, wenn auch weniger stark als noch im Dezember 2022. Die Exporte in Nicht-EU-Staaten sind im Februar 2023 sogar um 5,2 Prozent gestiegen. Der Produktionsindex hat im Januar, nach einem Dämpfer zum Jahresende 2022, wieder kräftig zugelegt. Nachlassende Lieferengpässe erleichtern es, den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe nehmen seit November tendenziell wieder zu und sind auch im März etwas gestiegen.

Investitionen

Die Investitionen entwickeln sich am aktuellen Rand verhalten. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Lage und zu den Geschäftserwartungen der Investitionsgüterhersteller hatten im Februar nachgegeben, erholten sich aber im März wieder. Beide Größen liegen wieder im Plus. Bei der Produktion im Baugewerbe war im Januar eine deutliche Gegenbewegung gegenüber dem schwachen Dezember zu sehen. Allerdings gab der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Januar gegenüber dem Vormonat deutlich nach (- 5,8 %).  Die Bauinvestitionen sind bereits seit Längerem durch gestiegene Finanzierungskosten belastet. Die Baugenehmigungen sind bereits seit Anfang 2022 rückläufig. Daher ist in diesem Bereich momentan nicht von positiven Impulsen auszugehen.

Konsum

Der Konsum leidet auch im ersten Quartal 2023 unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher infolge der anhaltend hohen Inflation. Im Februar lag der Verbraucherpreisindex (nach Revision) erneut bei 8,7 Prozent und damit weiter auf vergleichsweise hohem Niveau.  Der Konsumklimaindex erholt sich nur zögerlich von seinem Tiefpunkt und befand sich im März noch immer weit im negativen Bereich. Die hohen Tarifforderungen führen zu einem Nominallohnanstieg, der den Rückgang der Inflation verlangsamt. Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale scheint aber gering (lesen Sie dazu auch die IAB-Stellungnahme 8/2022).

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt bleibt beständig, auch wenn Spuren der gedämpften Konjunktur sichtbar sind. Die Beschäftigung nahm im Januar erneut zu, wenn auch weniger stark als im Dezember. Die Arbeitslosigkeit nimmt im März zu und das auch etwas stärker als noch im Februar. Die Arbeitslosigkeit im konjunkturnahen SGB-III-Bereich steigt seit Längerem geringfügig. Die Unterbeschäftigung, die unter anderem Geflüchtete in Maßnahmen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik berücksichtigt, steigt im Vergleich zum Vormonat etwas kräftiger. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer nimmt auch diesen Monat etwas zu und weist einen Stand von 103,4 Punkten aus. Die Arbeitslosigkeitskomponente liegt niedrigerer als die Beschäftigungskomponente. Es ist daher anzunehmen, dass sich die Seitwärtsbewegung in der Arbeitslosigkeit zunächst fortsetzen dürfte.
 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230331.01

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2023): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – März 2023, In: IAB-Forum 31. März 2023, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-maerz-2023/, Abrufdatum: 23. November 2024