Im ersten Quartal 2024 wuchs die deutsche Wirtschaft preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent, nachdem sie im Schlussquartal 2023 um (revidiert) 0,5 Prozent sank. Das leichte Wachstum wurde im Wesentlichen durch die Investitionstätigkeit und den Außenhandel getragen. Der Konsum ging hingegen leicht zurück. Am Arbeitsmarkt ist die Situation unverändert: Die Arbeitslosigkeit stieg moderat und die Beschäftigung nahm tendenziell nur noch wenig zu. Da sich die Konjunkturaussichten seit Beginn des Jahres insgesamt aufgehellt haben, könnte die Wirtschaft im zweiten Quartal weiter Tritt fassen.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Lage der Weltwirtschaft verbessert sich. Im Euroraum nahm das Bruttoinlandsprodukt zu Beginn des Jahres nach den Rückgängen im zweiten Halbjahr 2023 wieder zu. Und auch in China stieg die Wirtschaftsleistung deutlich. Dagegen schwächte sich in den USA das zuvor kräftige Wirtschaftswachstum ab. Dementsprechend wurde die wirtschaftliche Lage in den USA im Moment etwas schlechter beurteilt als im Vormonat und auch die Erwartungen an die zukünftige Lage sanken wieder. In der Eurozone und in China hellten sich sowohl die Einschätzungen der aktuellen Lage als auch die Erwartungen an die Konjunktur weiter auf.

Außenhandel

Der Außenhandel entwickelte sich im ersten Quartal 2024 gut. Die Exporte stiegen um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und auch die Importe nahmen um 0,6 Prozent zu. Die Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe hellten sich im Mai wieder auf und liegen knapp über Null. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ging im März, nach zwei Zunahmen infolge, leicht zurück.

Investitionen

Auch die Investitionen trugen zum Wirtschaftswachstum bei. Begünstigt durch den milden Winter nahmen im ersten Quartal die Bauinvestitionen mit einem Plus von 2,7 Prozent deutlich zu. Die Bruttoanlageninvestitionen stiegen um 1,2 Prozent. Lediglich die Ausrüstungsinvestitionen gingen leicht zurück. Insgesamt wird die Investitionstätigkeit aber noch immer durch das hohe Zinsniveau und die politische Unsicherheit gedämpft: Im Vorjahresvergleich wird merklich weniger investiert. Am aktuellen Rand legte der Produktionsindex der Investitionsgüterhersteller leicht zu, der Produktionsindex im Bauhauptgewerbe nahm hingegen wieder etwas ab.

Konsum

Der Konsum sank im ersten Quartal 2024, denn nicht nur die privaten, sondern auch die staatlichen Konsumausgaben verzeichneten ein Minus von 0,4 Prozent. Zwar ließ die Inflation tendenziell weiter nach und die Löhne stiegen, wodurch das real verfügbare Einkommen zunahm. Allerdings zeigt sich eine höhere Sparneigung. Und auch am aktuellen Rand scheint die Kaufzurückhaltung die Erholung im Konsum noch zu dämpfen. Obwohl der Konsumklimaindex bereits das vierte Mal in Folge zunahm, bleibt er auf einem niedrigen Stand.

Arbeitsmarkt

Auf dem Arbeitsmarkt ist noch kein konjunktureller Aufwind zu verspüren. Zum einen reagiert der Arbeitsmarkt zeitverzögert und seit der Finanzkrise auch weniger volatil auf konjunkturelle Schwankungen. So war die Beschäftigung auch im Konjunkturabschwung weiter gestiegen, hat dafür jetzt aber auch weniger Erholungspotenzial. Zum anderen dürfte ein Teil der Frühjahrsbelebung durch das milde Winterwetter vorweggenommen worden sein. Die Arbeitslosigkeit stieg im Mai erneut. Der Bestand gemeldeter offener Stellen war weiterhin leicht rückläufig. Und die Beschäftigung nahm im März nicht weiter zu. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gab im Mai nach und liegt mit einem Stand von 99,8 Punkten leicht unterhalb der neutralen Marke.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240531.01

Bauer, Anja; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Mai 2024, In: IAB-Forum 4. Juni 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-mai-2024/, Abrufdatum: 16. July 2024