Das Bruttoinlandsprodukt ist preis-, saison- und kalenderbereinigt im dritten Quartal 2024 um 0,1 Prozent gestiegen, nachdem es im zweiten Quartal um (revidiert) 0,3 Prozent gesunken war. Die wirtschaftliche Stagnation setzte sich damit im Wesentlichen fort. Die politische Situation führt zu einer erhöhten Unsicherheit, die Vorlaufindikatoren trüben sich weiter ein. Der Arbeitsmarkt kühlt weiter ab.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Das außenwirtschaftliche Umfeld entwickelt sich moderat aufwärtsgerichtet. Die US-amerikanische Wirtschaft konnte ihren Wachstumskurs im dritten Quartal halten. Der Indikator zur Einschätzung der aktuellen Lage in den USA nimmt zu, der Indikator zu den Erwartungen in den nächsten Monaten steigt kräftig. Dieser kräftige Anstieg dürfte dem Ausgang der US-Präsidentenwahl geschuldet sein. Die chinesische Wirtschaft hat die Immobilienkrise noch nicht überwunden, wuchs aber durch die staatliche Unterstützung auch im dritten Quartal. Die Einschätzungen zur aktuellen Wirtschaftslage werden dort aber zunehmend pessimistischer und auch die Erwartungen an die künftige konjunkturelle Lage trübten sich im November wieder ein. Die Eurozone erholt sich weiter moderat. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal um 0,4 Prozent und damit etwas stärker als im Vorquartal. Die Indikatoren zur Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Situation sind aber unverändert pessimistisch, und auch der Ausblick auf die Zukunft gab wieder nach.

Außenhandel

Der Außenhandel in Deutschland blieb im dritten Quartal schwunglos. Die Exporte nahmen kalender- und saisonbereinigt um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ab. Die Importe stiegen leicht um 0,2 Prozent. Die Exporterwartungen bleiben pessimistisch, auch wenn sie sich diesen Monat etwas aufhellten. Der Bereich gerät durch die politischen Handelsrisiken, die sich angesichts des Wahlausgangs in den USA weiter verstärken dürften, zunehmend unter Druck. Aber auch die geopolitischen Spannungen und die Umbrüche infolge der Transformation belasten die exportorientierte Industrie. Die Produktions- und Auftragseingangsindizes im Verarbeitenden Gewerbe zeigen sich in letzter Zeit volatil. Tendenziell nimmt die Produktion aber ab, der Auftragseingang scheint sich hingegen zu stabilisieren.

Investitionen

Die Investitionen sanken im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal abermals, wenngleich die Rückgänge geringer ausfielen. Die Investitionen in Ausrüstungen nahmen preis‑, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent ab, die Bauinvestitionen um 0,3 Prozent. Der Auftragseingang der Investitionsgüterhersteller nahm im September zu, im Bauhauptgewerbe nahm er allerdings wieder ab. Das Geschäftsklima der Investitionsgüterhersteller bleibt nach wie vor pessimistisch und auch im Bauhauptgewerbe liegt der Geschäftsklimaindex deutlich im negativen Bereich.

Konsum

Der Konsum legte im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt insgesamt um 0,3 Prozent zu und stützte damit die Wirtschaft. Der private Konsum zog dabei um 0,3 Prozent an, der Staatskonsum um 0,4 Prozent. Die Inflationsrate lag im Oktober bei 2,0 Prozent, die Kerninflation bei 2,9 Prozent. Beide Größen legten damit im Vergleich zum Vormonat zu. Die Reallöhne dürften auch im dritten Quartal gestiegen sein, allerdings bleibt die Sparquote durch die allgemeine Unsicherheit auf hohem Niveau. Der Konsumklimaindex hat sich im Jahresverlauf noch moderat erholt. Zuletzt hat er sich aber erneut eingetrübt.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt kühlt auch in diesem Monat weiter langsam ab. Die Arbeitslosigkeit steigt abermals, nimmt im November aber saisonbereinigt etwas weniger stark zu als im Oktober. Die Unterbeschäftigung, die unter anderem Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik berücksichtigt, wuchs diesen Monat kaum. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verzeichnete saisonbereinigt, nach einem minimalen Rückgang im August, im September ein kleines Plus. Der Bestand offener gemeldeter Stellen ging zurück. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt nach dem Rückgang im Vormonat abermals.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20241129.01

Bauer, Anja; Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – November 2024, In: IAB-Forum 29. November 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-november-2024/, Abrufdatum: 3. January 2025

 

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