Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – November 2025

Der deutschen Volkswirtschaft fehlt weiterhin der Schwung. Im dritten Quartal 2025 stagnierte das deutsche Bruttoinlandsprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt. Die Konsumnachfrage blieb weiter schwach und die Exporte gingen zurück. Allerdings legten die Investitionen zu. Fiskalpolitische Impulse dürften hier positiv gewirkt haben. Die Erwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate haben sich im November aber wieder eingetrübt. Die schwache Konjunktur spielgelt sich auch weiterhin am Arbeitsmarkt wider.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft entwickelt sich derzeit verhalten, wobei sich die Entwicklung einzelner Volkswirtschaften unterscheidet. Positive Impulse kamen von einigen größeren Schwellenländern. Das Wirtschaftswachstum in den USA hat zwar im zweiten Quartal mit 0,9 Prozent wieder zugelegt. Allerdings wird ein nachlassender Schwung erwartet. Die Konjunkturerwartungen verbessern sich, aber sie bleiben im negativen Bereich. In China wuchs das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 1,1 Prozent (nach +1.0 im Vorquartal). Die Einschätzung der Konjunkturaussichten hat sich dort zuletzt verbessert. In der Eurozone ist die Wirtschaft im dritten Quartal mit 0,2 Prozent gewachsen (Vorquartal: +0,1%). Hier haben sich die Erwartungen für die nächsten Monate etwas aufgehellt und bewegen sich deutlich im positiven Bereich.

Außenhandel

Der deutsche Außenhandel zeigte sich im dritten Quartal schwächer. Die Exportwirtschaft wird durch die nun höheren Einfuhrzölle in die USA belastet, aber auch durch die allgemein schwierige Wettbewerbssituation. Im ersten Halbjahr konnten die Exporte kalender- und saisonbereinigt zwar noch zulegen. Im dritten Quartal gingen sie jedoch wieder um 0,7 Prozent zurück. Die Importe zeigten sich unverändert. Zum Quartalsende im September hat der Außenhandel aber wieder etwas angezogen. Dennoch haben sich die Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe im November zum zweiten Mal in Folge verschlechtert.

Investitionen

Die Investitionen nahmen im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal preis‑, saison- und kalenderbereinigt um 1,3 Prozent zu. Insbesondere die Investitionen in Ausrüstungen haben zugelegt. Die Bauinvestitionen haben dagegen einen Dämpfer erlitten. Die Investitionen insgesamt profitierten unter anderem von besseren Finanzierungsbedingungen aufgrund der Leitzinssenkungen, aber auch von besseren Abschreibungsbedingungen durch das Sofortprogramm des Bundes. Im August gab die Produktion von Investitionsgütern zwar nach, legte im September aber wieder zu. Die Auftragseingänge für Investitionsgüter haben sich im September stabilisiert, nachdem sie zuvor drei Monate lang gesunken waren. Zum Quartalsende zeigt der Baubereich ein gemischtes Bild: Die Produktion im Bauhauptgewerbe gab im September nach, die Auftragseingänge und die Baugenehmigungen legten dagegen kräftig zu. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe hat sich im November aber weiter eingetrübt und bleibt im negativen Bereich.

Konsum

Der Konsum blieb im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt insgesamt unverändert, wobei die privaten Konsumausgaben zurückgingen. Die Konsumausgaben des Staates nahmen dagegen zu. Die Inflationsrate im Oktober lag bei 2,3 Prozent. Insbesondere Dienstleistungen verteuerten sich, die Preise für Energie gingen dagegen zurück. Die konjunkturelle Unsicherheit trägt weiter dazu bei, dass die Sparneigung hoch bleibt. Entsprechend schwach bleibt die private Konsumnachfrage. So sanken im September etwa die Umsätze im Gastgewerbe. Die Geschäftserwartungen im Einzelhandel haben im November abgenommen.

Arbeitsmarkt

Die schwache Konjunktur spiegelt sich am Arbeitsmarkt wider: Nachdem die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit im Oktober leicht gesunken war, bleibt sie im November nahezu konstant. Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik umfasst, geht wie im Vormonat deutlich zurück. Der Bestand gemeldeter offener Stellen wächst im November kräftig, wobei hier Meldungen durch einen Großauftrag eines einzelnen Arbeitsgebers ausschlaggebend waren. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im September wieder − nach einem Rückgang im Vormonat. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer erholt sich im November nach einer Eintrübung im Vormonat wieder etwas. Dabei bleibt es mit einem Stand von 100,4 Punkten weiter leicht über der neutralen Marke von 100 Punkten.

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20251128.01