Das Bruttoinlandsprodukt nahm preis-, saison- und kalenderbereinigt im zweiten Quartal um 0,1 Prozent ab und auch im dritten Quartal scheint sich die wirtschaftliche Stagnation fortgesetzt zu haben. Im Oktober zogen die Vorlaufindikatoren wieder etwas an, wodurch die Wirtschaft weniger pessimistisch ins Schlussquartal startet. Die konjunkturelle Schwäche zeigt sich am Arbeitsmarkt deutlich.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft erholt sich insgesamt weiter. Die amerikanische Wirtschaft expandierte im ersten Halbjahr. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen Lage in den USA und den Erwartungen in den nächsten Monaten hellen sich auf. Der Inflationsdruck ließ zuletzt nach und die Notenbank lockerte die Geldpolitik. Die chinesische Wirtschaft hat die Immobilienkrise noch nicht überwunden, wuchs aber durch die staatliche Unterstützung auch im dritten Quartal. Die Zentralbank kündigte hier ein weiteres Konjunkturpaket an, um das Wachstum zu halten. Die aktuelle Wirtschaftslage Chinas wird weiter pessimistisch eingeschätzt, die Erwartungen an die zukünftige konjunkturelle Lage hellen sich aber auf. Und auch in der Eurozone zeigt sich wieder etwas mehr Konjunkturdynamik: Die Industrieproduktion stieg im August deutlich. Die Indikatoren zur Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Situation bleiben im Oktober unverändert pessimistisch, aber der Ausblick auf die Zukunft verbessert sich.

Außenhandel

Der Außenhandel in Deutschland sendet gemischte Signale. Die Exporte nahmen kalender- und saisonbereinigt im August erneut zu. Die Importe waren hingegen rückläufig. Und auch die Exporte in Drittstaaten sind im September gesunken. Die Exporterwartungen trübten sich im Oktober weiter ein. Insgesamt ist die Industrie durch die zunehmenden Handelsrisiken, geopolitischen Spannungen und die Umbrüche der Transformation belastet. Die Produktions- und Auftragseingangsindizes im Verarbeitenden Gewerbe zeigen sich in letzter Zeit volatil. Tendenziell nimmt die Produktion aber ab, der Auftragseingang scheint sich hingegen zu stabilisieren.

Investitionen

Bei den Investitionen zeigt sich weiterhin keine Belebung. Der Produktionsindex der Investitionsgüterhersteller nahm im August, nach einem Rückgang im Juli, zwar wieder zu, bewegt sich aber in einer Trendbetrachtung eher seitwärts. Der Auftragseingangsindex im Investitionsgüterbereich nahm im August wieder ab und folgt damit weiter seinem moderaten Abwärtstrend. Bei den Bauinvestitionen gab der Produktionsindex im Bauhauptgewerbe im August erneut nach, der Auftragseingangsindex nahm indes deutlich zu. Insgesamt scheint sich der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe zu stabilisieren. Belastend dürfte sich hier auswirken, dass die Baupreise in Jahresbetrachtung im dritten Quartal wieder angezogen haben. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe ist weiterhin pessimistisch.

Konsum

Der Konsum kommt nicht in Schwung. Zwar sind die Realeinkommen gestiegen, aber die Sparneigung ist nach wie vor hoch, so dass die Konsumnachfrage nur wenig profitiert. Der Umsatzindex im Einzelhandel stieg im August zum zweiten Mal infolge und auch der Umsatzindex im Dienstleistungsbereich nahm im Juli zu. Allerdings bleiben die Vorlaufindikatoren getrübt: Das Konsumklima sank im September wieder etwas, und auch das Geschäftsklima im Handel liegt trotz eines leichten Anstiegs deutlich im negativen Bereich.

Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt hinterlässt die Wirtschaftsschwäche mittlerweile immer deutlichere Spuren. Die Arbeitslosigkeit, die seit über zwei Jahren steigt, nimmt im Oktober saisonal bereinigt etwas stärker zu als in den vergangenen Monaten. Die Unterbeschäftigung, die unter anderem Geflüchtete in Maßnahmen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik berücksichtigt, steigt, wie auch in den Monaten zuvor, weniger stark. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm im August minimal ab. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt leicht und signalisiert bei einem Stand von 100,3 Punkten für die nächsten Monate eine weiterhin steigende Arbeitslosigkeit.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20241030.01

Weber, Enzo; Bauer, Anja (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Oktober 2024, In: IAB-Forum 30. Oktober 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-oktober-2024/, Abrufdatum: 21. November 2024