Der erste Anlauf eines wirtschaftlichen Aufschwungs zu Jahresbeginn ist ins Stocken geraten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ging im zweiten Quartal 2025 preis-, saison- und kalenderbereinigt wieder zurück. Eine leichte Erholung gibt es derzeit im Baubereich. Die Industrieproduktion dagegen kommt nicht in Schwung und leidet weiter unter den schwierigen Rahmenbedingungen. Auch die Konsumnachfrage bleibt schwach. Die Erwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate haben sich aber im Oktober aufgehellt. Am Arbeitsmarkt bleiben die Spuren der wirtschaftlichen Schwäche dennoch weiterhin sichtbar.

Außenwirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft bleibt auf verhaltenem Erholungskurs, wobei sich die Entwicklung einzelner Volkswirtschaften unterscheidet. So nahm das Wirtschaftswachstum der USA im zweiten Quartal mit 0,9 Prozent wieder Fahrt auf. Die Konjunkturerwartungen setzen die Aufwärtsentwicklung seit dem Frühjahr fort, bleiben aber noch im negativen Bereich. In China wuchs das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 1,1 Prozent (nach +1.0 im Vorquartal) und die Indikatoren zur Einschätzung der Konjunkturaussichten sind im leicht positiven Bereich, haben aber im Oktober etwas nachgegeben. In der Eurozone ist die Wirtschaft im zweiten Quartal mit 0,1 Prozent schwächer gewachsen als noch im Vorquartal (+0,6%). Hier bleiben die Erwartungen für die nächsten Monate aber deutlich im positiven Bereich, auch wenn sie ebenfalls etwas nachgegeben haben.

Außenhandel

Für den konjunkturellen Dämpfer im zweiten Quartal war der deutsche Außenhandel ausschlaggebend, dessen Entwicklung vor allem vom Zollkonflikt mit den USA geprägt war: Ein Teil der Exporte wurde angesichts drohender Zölle auf den Jahresanfang vorgezogen, fehlte dann aber im zweiten Quartal. Die Schwäche im Außenhandel setzte sich auch im Sommer fort: Die Exporte sanken im August gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent. Die Importe sanken um 1,3 Prozent. Die für den Außenhandel erratischen Rahmenbedingungen zeigen sich auch im produzierenden Gewerbe: Dort sank die Produktion im August, nachdem sie sich im Vormonat noch etwas verbessert hatte. Auch die Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe haben sich nach einer deutlichen Aufhellung im Vormonat wieder verschlechtert.

Investitionen

Die Investitionsnachfrage ist im zweiten Quartal gewachsen. Sie profitierte unter anderem von besseren Finanzierungsbedingungen aufgrund der Leitzinssenkungen. Entsprechend konnte auch die Produktion von Investitionsgütern im ersten Halbjahr zulegen. Im August hat die Produktion dort aber wieder einen Dämpfer erlitten. Die Auftragseingänge für Investitionsgüter haben zum dritten Mal in Folge nachgegeben. Im Baubereich gibt es Verbesserungen: Die Produktion im Bauhauptgewerbe hat im August wieder etwas zugelegt, ebenso wie die Auftragseingänge. Die Baugenehmigungen sind zwar im August leicht zurückgegangen, bleiben aber deutlich über dem Vorjahreswert. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe bleibt aber im Minus und hat sich im Oktober kaum geändert.

Konsum

Die Konsumnachfrage ist weiter schwach. Die Inflationsrate im September lag bei 2,4 Prozent, insbesondere Dienstleistungen verteuerten sich. Die Preise für Energie gingen langsamer als bisher zurück. Die konjunkturelle Unsicherheit trägt dazu bei, dass die Sparneigung hoch bleibt. Die realen Umsätze im Einzelhandel konnten im ersten Halbjahr noch zulegen, sanken aber im August wieder. Die Umsätze im Gastgewerbe sanken im Jahresverlauf. Auch das Konsumklima hat sich nach einer leichten Erholung im Vormonat wieder eingetrübt.

Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt setzt sich die Durststrecke noch fort. Nachdem die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit im September gestiegen war, sinkt sie im Oktober leicht. Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik umfasst, geht deutlich zurück. Der Bestand gemeldeter offener Stellen sinkt weiterhin leicht. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist im August zurückgegangen, nachdem sie in den beiden Vormonaten noch gestiegen war. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hatte sich über ein halbes Jahr verbessert, gab aber im Oktober wieder etwas nach. Dabei bleibt es mit einem Stand von 100,3 Punkten weiter knapp über der neutralen Marke von 100 Punkten.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20251030.01

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2025): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Oktober 2025, In: IAB-Forum 30. Oktober 2025, https://iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-oktober-2025/, Abrufdatum: 30. October 2025

 

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