27. September 2024 | Gesamtwirtschaft
Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – September 2024
Außenwirtschaftliches Umfeld
Die Weltwirtschaft hat sich zuletzt leicht erholt. Positive Signale kamen in diesem Monat durch die Lockerung der Geldpolitik in den USA, China und in der Eurozone. Allerdings dürften die Zinsrückgänge die weltwirtschaftliche Konjunkturdynamik erst in der mittleren Frist beschleunigen. Die Wirtschaft in den USA ist weiterhin widerstandsfähig, zuletzt zeigte sich aber eine Abkühlung am Arbeitsmarkt. Die chinesische Wirtschaft hat die Immobilienkrise noch nicht überwunden, wächst aber durch die staatliche Unterstützung. In Europa expandierten im zweiten Quartal überwiegend die südeuropäischen Länder. Die Indikatoren zur Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Situation und der Erwartungen in den nächsten Monaten in der Eurozone und China trüben sich allerdings weiter ein. Die wirtschaftliche Lage in den USA wird in diesem Monat etwas positiver beurteilt als im letzten Monat, die Erwartungen bleiben hingegen pessimistisch.
Außenhandel
Der Außenhandel in Deutschland startete vergleichsweise gut ins dritte Quartal. Die Exporte nahmen kalender- und saisonbereinigt um 1,7 Prozent zu, die Importe um 5,4 Prozent. Die Exporte in Drittstaaten waren im August aber wieder etwas rückläufig. Und auch die Exporterwartungen bleiben weiter pessimistisch. Insgesamt ist die Industrie durch die zunehmenden Handelsrisiken und geopolitischen Spannungen sowie die Umbrüche der Transformation belastet. So ist die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Juli deutlich gesunken, insbesondere die Automobilindustrie verzeichnete Rückgänge. Hoffnung auf eine Stabilisierung gibt der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe, denn dieser scheint sich am aktuellen Rand zu erholen.
Investitionen
Die Investitionen entwickeln sich weiter verhalten. Der Produktionsindex der Investitionsgüterhersteller gab im Juli wieder etwas nach, der Auftragseingangsindex legte zum zweiten Mal infolge zu, zeigt sich aber in letzter Zeit sehr volatil. Bei den Bauinvestitionen sieht das Bild ähnlich aus. Der Produktionsindex im Bauhauptgewerbe gab im Juli etwas nach, ebenso wie der Auftragseingangsindex. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe ist weiterhin pessimistisch, verbesserte sich aber im September. Die Lockerung der Geldpolitik entfaltet hier erst nachgelagert Impulse, weshalb momentan in der Grundtendenz noch keine Belebung auszumachen ist.
Konsum
Der Konsum kommt trotz der günstigeren Bedingungen nicht in Schwung. Zwar sind die Realeinkommen gestiegen, aber die Sparneigung bleibt hoch, so dass die Konsumnachfrage nur wenig profitiert. Zudem fiel zwar die Inflationsrate im August unter die 2-Prozent-Marke, die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) liegt aber noch immer deutlich darüber. Primäre Dienstleistungen verteuerten sich. Wichtige Konjunkturindikatoren für den Einzelhandel, das Gastgewerbe und den Dienstleistungssektor sind momentan nicht verfügbar. Die Vorlaufindikatoren deuten aber an, dass die Konsumzurückhaltung anhält.
Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt widerstandsfähig, die Wirtschaftsschwäche hinterlässt aber mittlerweile deutliche Spuren. Die Arbeitslosigkeit steigt seit über zwei Jahren, besonders im konjunkturnahen SGB-III Bereich. Im SGB-II Bereich gibt es Verfestigungstendenzen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt nur noch gedämpft. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer stagniert nahezu und signalisiert bei einem Stand von 100,7 Punkten für die nächsten Monate eine weiterhin steigende Arbeitslosigkeit und eine nur noch leicht steigende Beschäftigung.
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240927.01
Weber, Enzo; Bauer, Anja (2024): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – September 2024, In: IAB-Forum 27. September 2024, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-september-2024/, Abrufdatum: 17. November 2024
Autoren:
- Enzo Weber
- Anja Bauer