30. September 2025 | Gesamtwirtschaft
Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – September 2025

Außenwirtschaftliches Umfeld
Die Weltwirtschaft insgesamt setzt ihre Erholung fort, obgleich sich die Entwicklung einzelner Volkswirtschaften unterscheidet. So nahm das Wirtschaftswachstum der USA im zweiten Quartal mit 0,8 Prozent wieder Fahrt auf. Die Konjunkturerwartungen haben sich seit dem Frühjahr aufgehellt, bleiben aber noch im negativen Bereich. In China wuchs das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 1,1 Prozent und die Indikatoren zur Einschätzung der Konjunkturaussichten stagnieren seit drei Monaten im leicht positiven Bereich. In der Eurozone ist die Wirtschaft im zweiten Quartal mit 0,1 Prozent schwächer gewachsen als noch im Vorquartal (+0,6 %). Hier haben sich aber die Erwartungen für die nächsten Monate verbessert und sind deutlich im positiven Bereich.
Außenhandel
Der deutsche Außenhandel war ausschlaggebend für den konjunkturellen Rückschlag im zweiten Quartal. Dessen Entwicklung war vor allem vom Zollkonflikt mit den USA geprägt: Ein Teil der Exporte wurde angesichts drohender Zölle zu Jahresanfang vorgezogen, fehlte dann aber im zweiten Quartal. Die für den Außenhandel erratischen Rahmenbedingungen zeigen sich auch im produzierenden Gewerbe: Dort hat die Produktion im Jahresverlauf zwischenzeitlich nachgelassen, aber zuletzt wieder angezogen. Die Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe haben sich im September deutlich verbessert.
Investitionen
Die Investitionen sind im zweiten Quartal gewachsen. Sie profitieren unter anderem von besseren Finanzierungsbedingungen aufgrund der Leitzinssenkungen. So hat auch der Produktionsindex für Investitionsgüter zuletzt zugelegt. Die Auftragseingänge haben dort aber wieder nachgegeben. Im Baubereich gibt es Verbesserungen: Die Produktion im Bauhauptgewerbe hat im Juli wieder etwas angezogen, ebenso wie die Auftragseingänge. Die Baugenehmigungen legen langsam zu. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe bleibt im Minus, hat sich aber im September etwas verbessert.
Konsum
Die Konsumnachfrage kommt nur langsam in Schwung. Die Inflationsrate im August lag bei 2,2 Prozent, insbesondere Dienstleistungen verteuerten sich. Im Vorjahr sind die Nominallöhne noch kräftig gewachsen, wodurch die Realeinkommen nach Verlusten seit 2020 entsprechend gestiegen sind. Aktuell scheint ein nachzuholender Inflationsausgleich bei den Lohnverhandlungen kaum mehr eine Rolle zu spielen, wodurch von der Kaufkraft nur schwache Impulse ausgehen. Dennoch stieg zuletzt der reale Umsatz im Einzelhandel und befindet sich mittlerweile auf dem höchsten Stand seit über drei Jahren. Auch der Konsumklimaindex hat sich nach einer Verschlechterung im Sommer nun wieder aufgehellt.
Arbeitsmarkt
Am Arbeitsmarkt setzt sich die Durststrecke noch fort. Nachdem die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit im August gesunken war, steigt sie im September erneut. Der Bestand gemeldeter offener Stellen sinkt nur noch leicht. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verzeichnete im Juli zum zweiten Mal in Folge einen Anstieg. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer setzt im September den Aufwärtstrend fort und liegt mit einem Stand von 100,7 Punkten nun knapp über der neutralen Marke von 100 Punkten.
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20250930.01
Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2025): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – September 2025, In: IAB-Forum 30. September 2025, https://iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-september-2025/, Abrufdatum: 30. September 2025
Diese Publikation ist unter folgender Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht: Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0): https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
Autoren:
- Hermann Gartner
- Enzo Weber