Das kombinierte Diagramm mit Linien und Balken zeigt die Entwicklung der Konzessionsbereitschaft von Arbeitsuchenden in Deutschland zwischen 2008 und 2024. Mit je einer Linie wird die Bereitschaft von Zugeständnissen bei einem neuen Job von erwerbstätigen Arbeitsuchende ohne Leistungsbezug und nicht erwerbstätige Arbeitsuchende mit Leistungsbezug abgebildet. Die Werte beruhen auf Angaben der Befragten auf einer Skala von eins bis vier (Mittelwerte). Dahinter wird die Entwicklung der Arbeitslosenquote mit Hilfe von Säulen dargestellt. Die Arbeitslosenquote sinkt bis 2022. Nach diesem Zeitpunkt steigt sie an. Parallel dazu sinken sie Werte in beiden Gruppen und stagnieren im Jahr 2024 auf einem ähnlichen Niveau, wobei die Werte der ersten Gruppe stets unter den Werten der zweiten Gruppe liegen. Mehr Informationen finden Sie im begleitenden Text. Die Daten stammen aus den Befragungen PASS, Welle 2 bis 17 (2008-2023) und OPAL, Welle 2 bis 5 (1/2024-11/2024) sowie der BA-Statistik.

Die Bereitschaft, eine Arbeitsstelle anzunehmen, ist insbesondere bei Arbeitslosen ein zentraler Faktor für den Erfolg bei der Arbeitsuche. Dieses Phänomen wird – unter anderem – in der IAB-Befragung „Panel Arbeitsmarkt- und soziale Sicherung“ (PASS) sowie in der IAB-Onlinebefragung „Arbeiten und Leben in Deutschland“ (IAB-OPAL) untersucht. Hierfür wurde das sogenannte Konzept der Konzessionsbereitschaft angewendet. Es beschreibt das Ausmaß, in dem Arbeitsuchende bereit sind, verschiedene Zugeständnisse einzugehen, um eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Dabei werden mit PASS die langfristigen Entwicklungen beobachtet, während IAB-OPAL seit 2024 mit aktuellen und hochfrequenten Analysen die kurzfristige Entwicklung zeitnah abbildet.

Die Konzessionsbereitschaft wird anhand von fünf Variablen ermittelt. Dabei geht es um die Bereitschaft,

  • einen Arbeitsweg von einer Stunde oder mehr
  • ein geringes Einkommen
  • eine Beschäftigung unterhalb des eigenen fachlichen Qualifikationsniveaus
  • einen Wohnortwechsel oder
  • ungünstige Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen.

Die Befragten können auf einer Vier-Punkte-Skala von „Auf keinen Fall“ bis „Auf jeden Fall“ angeben, inwiefern sie bereit wären, den jeweiligen Nachteil für eine neue Stelle zu akzeptieren. Aus diesen Angaben wird ein Mittelwert errechnet, wobei höhere Werte für eine höhere Konzessionsbereitschaft stehen.

Generell zeigt sich bei arbeitsuchenden Personen im Leistungsbezug eine höhere Konzessionsbereitschaft, als bei arbeitsuchenden Erwerbstätigen ohne Leistungsbezug. Darüber hinaus lässt sich bei beiden Gruppen zwischen 2008 und 2023 ein Rückgang der Konzessionsbereitschaft beobachten, der mit der sinkenden Arbeitslosenquote einhergeht. Dies legt nahe, dass Arbeitssuchende auf sich verändernde ökonomische Rahmenbedingungen reagieren und ihre Bereitschaft Zugeständnisse einzugehen, dynamisch anpassen.

In den hochfrequenten Quartalsdaten aus IAB-OPAL (im rechten Teil der Grafik) zeigt sich etwas zeitverzögert zur steigenden Arbeitslosenquote eine tendenziell zunehmende Konzessionsbereitschaft gegen Ende des Jahres 2024. Inwiefern sich diese Entwicklung fortsetzt, kann mithilfe der IAB-OPAL-Daten zeitnah untersucht werden.

Autorenschaft

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.GA.20250425.01