6. Juni 2024 | Betriebliche Arbeitswelt
IAB-Stellenerhebung 1/2024: 10 Prozent weniger offene Stellen als vor einem Jahr
Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich im ersten Quartal 2024 deutlich abgekühlt: In Westdeutschland waren 1,28 Millionen offene Stellen zu besetzen, in Ostdeutschland 285.000. Bundesweit kamen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene offene Stellen rund 180 arbeitslos gemeldete Personen, rund 30 mehr als noch im Vorquartal beziehungsweise im Vorjahresquartal. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation, die sich in den letzten Erhebungen noch um einen Wert von 1,5 herum bewegt hatte, lag damit wieder bei 1,8.
In Ostdeutschland kamen durchschnittlich 230 und in Westdeutschland 170 arbeitslos gemeldete Personen auf 100 offene Stellen. Der Anstieg ist in beiden Regionen eine Folge der saisonbereinigt weiter gestiegenen Arbeitslosigkeit und der sinkenden Zahl an offenen Stellen.
Der primäre und sekundäre Sektor zusammen – also die Summe aus Landwirtschaft und Bergbau sowie Verarbeitendem Gewerbe, Bau-, Wasser- und Energiewirtschaft – hatten mit rund 328.000 offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahresquartal 17 Prozent und im Vergleich zum Vorquartal 19 Prozent weniger offene Stellen zu besetzen.
Im Dienstleistungsbereich, dem sogenannten tertiären Sektor, fiel der relative Rückgang mit minus 8 Prozent zum Vorjahresquartal und minus 6 Prozent zum Vorquartal auf 1,24 Millionen offene Stellen dagegen etwas moderater aus. Mit Ausnahme der öffentlichen Verwaltung, des Bereichs „Information und Kommunikation“ sowie dem Handel sind aber auch hier die meisten Betriebe bei Neueinstellungen derzeit zurückhaltender als vor noch vor einem Jahr.
Wenn die Betriebe neues Personal suchen, dann nutzen sie hierfür verschiedene Such- und Besetzungswege. Die Betriebe werden im Rahmen der IAB-Stellenerhebung gefragt, welche Suchwege sie bei ihren Neueinstellungen genutzt haben und welcher Weg entscheidend für die Stellenbesetzung war (siehe Abbildung). Dabei wird nur nach der Einstellung von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gefragt. Auszubildende und geringfügig Beschäftigte werden nicht berücksichtigt.
Die Personalsuche über eigene Beschäftigte beziehungsweise persönliche Kontakte war auch im Jahr 2023 ein wichtiger betrieblicher Such- und Besetzungsweg: Bei 52 Prozent aller erfolgreichen Stellenbesetzungen suchten Betriebe über diesen Weg. Bei 30 Prozent der Neueinstellungen war er aus betrieblicher Sicht dann sogar entscheidend für die erfolgreiche Besetzung der Stelle.
Auch wenn die Suche über eigene Beschäftigte beziehungsweise persönliche Kontakte gerade bei kleineren Betrieben weiterhin der wichtigste Besetzungsweg ist, zeigt sich, dass insbesondere die verschiedenen Online-Medien auf dem Vormarsch sind: Internet-Jobbörsen, die eigene Homepage, aber auch die Personalsuche über die sozialen Medien waren zusammen in 45 Prozent der Fälle entscheidend für eine erfolgreiche Besetzung. Bei 82 Prozent der Neueinstellungen wurde mindestens über einen dieser drei Wege gesucht.
Die Suche über die klassischen Inserate in Zeitungen oder Zeitschriften ist hingegen auf dem Rückzug. Nur noch bei jeder fünften Personalsuche wird derzeit auch über diesen Weg gesucht, und nur in 5 Prozent der Fälle ist dieser Kanal der entscheidende Besetzungsweg.
Bei allen Suchwegen ist davon auszugehen, dass ihre Reichweite in dem Sinn eingeschränkt sein dürfte, dass damit immer nur ein gewisser Teil der Zielgruppe angesprochen wird. Das gilt für eine Annonce in einer Zeitschrift genauso wie für ein Stellenportal im Internet oder auch für den Weg über eigene Mitarbeiter oder über persönliche Kontakte.
Betriebe nutzen deshalb oft verschiedene Suchwege zugleich. Durchschnittlich wurden im Jahr 2023 rund 3,6 der in der Abbildung dargestellten Suchwege beschritten. Je schwieriger sich die Personalsuche gestaltet, desto breiter sucht ein Betrieb. Wenn Betriebe von Schwierigkeiten berichten, steigt der Wert auf durchschnittlich 4,0 Suchwege, bei Stellenbesetzungsprozessen ohne Schwierigkeiten sinkt er auf 3,2.
In aller Kürze
- Im ersten Quartal 2024 gab es bundesweit 1,57 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal lag die Zahl der offenen Stellen rund 158.000 oder knapp 9 Prozent niedriger. Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 fiel der Rückgang mit einem Minus von 180.000 oder rund 10 Prozent relativ gesehen ähnlich stark aus.
- Auf 100 von den Betrieben ausgeschriebene offene Stellen kommen rund 180 arbeitslos gemeldete Personen, rund 30 Arbeitslose mehr als noch im Vorquartal beziehungsweise Vorjahresquartal gemessen.
- Die betriebliche Suche „über eigene Beschäftigte/persönliche Kontakte“ war 2023 bei 30 Prozent der Neueinstellungen entscheidend für die erfolgreiche Besetzung der Stelle.
Die IAB-Stellenerhebung
Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2024 wurden Antworten von rund 12.725 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Website.
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240606.01
Kubis, Alexander (2024): IAB-Stellenerhebung 1/2024: 10 Prozent weniger offene Stellen als vor einem Jahr, In: IAB-Forum 6. Juni 2024, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-1-2024-10-prozent-weniger-offene-stellen-als-vor-einem-jahr/, Abrufdatum: 19. November 2024
Autoren:
- Alexander Kubis