4. August 2020 | Betriebliche Arbeitswelt
IAB-Stellenerhebung 2/2020: Fast 500.000 weniger offene Stellen als ein Jahr zuvor
Die Corona-Krise trifft den Arbeitsmarkt hart. Das zeigt sich auch daran, dass die Firmen sich bei der Personalsuche deutlich zurückhalten. Im zweiten Quartal 2020 gab es bundesweit 893.000 offene Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Dabei entfielen 695.000 offene Stellen auf West- und 198.000 auf Ostdeutschland. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum sank die Zahl der offenen Stellen damit um 496.000. Das entspricht einem Rückgang von 35,7 Prozent. Der Negativtrend zeigt sich auch im Vergleich zum ersten Quartal 2020: Auf dieser Basis ergibt sich ein Rückgang um 191.000 Stellen oder 17,6 Prozent.
Im Verarbeitenden Gewerbe war der Einbruch mit 56 Prozent am stärksten: Die Zahl der offenen Stellen sank hier von 151.000 im zweiten Quartal 2019 auf 66.000 im zweiten Quartal 2020. In absoluten Zahlen betrachtet war der Rückgang bei den „Unternehmensnahen Dienstleistungen“ und den „Sonstigen Dienstleistungen“ am höchsten. Bei den Unternehmensnahen Dienstleistungen – darunter fällt unter anderem die Arbeitnehmerüberlassung – ging die Zahl der offenen Stellen von 367.000 auf 209.000 zurück, bei den Sonstigen Dienstleistungen – dazu zählt beispielsweise das Gastgewerbe – von ebenfalls 367.000 auf 261.000.
Vergleichsweise moderat ging die Zahl der offenen Stellen hingegen im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen zurück. Dort wurden 19.000 Stellen ausgeschrieben. Im Vorjahreszeitraum waren es 20.000. Während in den meisten Wirtschaftszweigen weniger Stellen verfügbar sind, folgt der Wirtschaftszweig „Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung“ einem gegenläufigen Trend. Dort stieg die Zahl der offenen Stellen von 24.000 auf 27.000.
Auf 310 Arbeitslose entfielen zuletzt 100 offene Stellen
Durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit und den Rückgang der offenen Stellen liegt die Arbeitslosen-Stellen-Relation im Bundesdurchschnitt derzeit bei 3,1. Das bedeutet: Auf 310 Arbeitslose kamen im zweiten Quartal 2020 100 offene Stellen. Im entsprechenden Vorjahresquartal lag diese Relation noch bei 1,6.
In der aktuellen Krise versuchen viele Betriebe ihre Fachkräfte durch den Einsatz von Kurzarbeit zu halten. Sobald diese jedoch Kurzarbeit anzeigen, gilt für sie ein Einstellungsstopp bis zum Ende der Kurzarbeitergeldphase. Auch dadurch erklärt sich der starke Rückgang an offenen Stellen.
Nicole Gürtzgen, Alexander Kubis und Benjamin Küfner zeigen in einem kürzlich im IAB-Forum erschienenen Beitrag, dass zu Beginn des Shutdowns größere Betriebe relativ häufig Kurzarbeit eingesetzt und seltener Beschäftigte entlassen haben. Wie sich die Zahl der offenen Stellen und auch die Zahl der Arbeitslosen weiter entwickelt, hängt nach Einschätzung der Autoren von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sei beispielsweise, ob es zu einer Insolvenzwelle komme oder ob sich die Betriebe schnell wieder vom Shutdown erholten.
Die IAB-Stellenerhebung
Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im zweiten Quartal 2020 wurden Antworten von rund 8.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Homepage. Hier finden Sie auch regelmäßig aktualisierte Erkenntnisse auf Basis der aktuellen Sonderfragen zu Corona im Rahmen der IAB-Stellenerhebung.
Kubis, Alexander (2020): IAB-Stellenerhebung 2/2020: Fast 500.000 weniger offene Stellen als ein Jahr zuvor, In: IAB-Forum 4. August 2020, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-2-2020-fast-500000-weniger-offene-stellen-als-ein-jahr-zuvor/, Abrufdatum: 18. November 2024
Autoren:
- Alexander Kubis