Im vierten Quartal 2020 gab es bundesweit 1,18 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem vierten Quartal 2019 sank die Zahl der offenen Stellen damit um 231.000. Das entspricht einem Rückgang von rund 16 Prozent. Gegenüber dem dritten Quartal 2020 stieg sie jedoch um 250.000 oder knapp 27 Prozent. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

In Westdeutschland waren im vierten Quartal 2020 939.000 offene Stellen zu besetzen, in Ostdeutschland 245.000 (bezogen auf das gesamte vierte Quartal). Bis Mitte Dezember waren zunächst nur bestimmte Branchen, etwa die Gastronomie oder Kultur- und Freizeiteinrichtungen, vom Lockdown direkt betroffen. Insofern setzte sich hier zum Teil noch die positive Entwicklung des dritten Quartals fort.

Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem dritten Quartal ist im Verarbeitenden Gewerbe zu beobachten. Hier stieg die Zahl der offenen Stellen auf 119.000 und lag damit 60 Prozent über dem Wert des dritten Quartals. Auch wenn die pandemiebedingten Einschränkungen deutliche Spuren in fast allen Bereichen des Arbeitsmarkts hinterlassen, ist die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe ein überraschend positives Signal. Dies macht Hoffnung auf eine baldige Erholung nach dem Lockdown.

Die Entwicklung im vierten Quartal 2020 wurde allerdings hauptsächlich durch den saisonüblichen Anstieg der offenen Stellen in diesem Zeitraum getragen. So nahm das Stellenangebot (ohne Land- und Forstwirtschaft) gegenüber dem dritten Quartal saisonbereinigt nur um 3 Prozent zu (siehe Abbildung). Der coronabedingte Einbruch beim Stellenangebot ist also keineswegs wettgemacht. Die Zahl der offenen Stellen vollzog saisonbereinigt eher eine Seitwärtsbewegung denn einen Aufschwung.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Zahl der offenen Stellen in Deutschland von 2013 bis 2020 je Quartal. Diese stieg bis 2019 nahezu kontinuierlich von 800.000 auf rund 1.400.000 im Jahr 2019. Bis Mitte 2020 sackte die Zahl wieder auf unter 900.000 ab, um bis Ende 2020 wieder auf knapp 1.200.000 zu steigen. Quelle: IAB-Stellenerhebung. © IAB

Auch gegenüber dem Vorjahresquartal ist nach wie vor ein großer Einbruch zu beobachten. Das gilt vor allem für die unternehmensnahen Dienstleistungen (darunter fällt auch die Zeitarbeit), die sonstigen Dienstleistungen, wozu auch das Gastgewerbe zählt, sowie für den Bereich Verkehr und Lagerei. Das Niveau in den drei Branchen liegt mit zusammen 668.000 offenen Stellen rund 22 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Im Baugewerbe, den Bereichen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, der öffentlichen Verwaltung sowie dem primären Sektor gibt es mit zusammen 225.000 offenen Stellen annähernd so viele unbesetzte Arbeitsplätze wie im Vorjahresquartal.

 

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2020 wurden Antworten von rund 20.100 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Homepage. Hier finden Sie auch regelmäßig aktualisierte Erkenntnisse auf Basis der aktuellen Sonderfragen zu Corona im Rahmen der IAB-Stellenerhebung.

Kubis, Alexander (2021): IAB-Stellenerhebung 4/2020: 1,18 Millionen offene Stellen im vierten Quartal, In: IAB-Forum 18. Februar 2021, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-4-2020-118-millionen-offene-stellen-im-vierten-quartal/, Abrufdatum: 18. November 2024