Im vierten Quartal 2022 gab es bundesweit 1,98 Millionen offene Stellen. Damit wurde der Rekord vom zweiten Quartal dieses Jahres nochmals um 55.200 Stellen übertroffen. Gegenüber dem Vorquartal stieg die Zahl der offenen Stellen um rund 160.900 oder 8,8 Prozent, im Vergleich zum vierten Quartal 2021 um 295.500 oder 17,5 Prozent. Das ist das Ergebnis der IAB-Stellenerhebung, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

Die große Mehrheit der offenen Stellen war zum Befragungszeitpunkt bereits vakant. Bundesweit waren 1,63 Millionen (82 Prozent) sofort zu besetzen, 352.500 (18 Prozent) zu einem späteren Zeitpunkt. In Westdeutschland waren 1,33 Millionen (83 Prozent), in Ostdeutschland 297.500 (80 Prozent) sofort zu besetzen.

Dies zeigt: Der betriebliche Konkurrenzdruck um passendes Personal ist vielfach schon recht hoch. Auch das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, die so genannte Vakanzrate, hat mit 4,5 Prozent einen neuen Höchstwert erreicht (hierbei entspricht die gesamte betriebliche Personalnachfrage der Summe der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und der sofort zu besetzenden offenen Stellen). Auf 100 von den Betrieben nachgefragte Arbeitskräfte kommen also 4,5 offene Stellen. Im dritten Quartal 2022 waren es noch 4,0 offene Stellen, im vierten Quartal des Vorjahres ebenfalls 4,0.

54 Prozent der Betriebe waren im vierten Quartal 2022 negativ vom Angriffskrieg gegen die Ukraine betroffen

Trotz dieser insgesamt positiven Signale vom Arbeitsmarkt leiden die Betriebe nach wie vor unter den Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im vierten Quartal 2022 waren nach eigenen Angaben 54 Prozent überwiegend negativ betroffen – gegenüber dem Vorquartal eine Steigerung um 6 Prozentpunkte. Von den überwiegend negativ betroffenen Betrieben waren 17 Prozent stark und 8 Prozent sehr stark negativ betroffen (siehe Abbildung). Bezogen auf alle Betriebe waren zusammen rund 13 Prozent stark oder sehr stark negativ betroffen, im Vorquartal lag dieser Wert noch bei 11 Prozent.

Die Abbildung zeigt die Betroffenheit der Betriebe durch den Ukraine-Krieg im vierten Quartal 2022. Der Großteil der Betriebe sieht sich überwiegend negativ betroffen (54 Prozent), wobei die Ausprägung dieser Betroffenheit variiert (sehr gering: 8 Prozent, gering: 24 Prozent, mittel: 44 Prozent, stark: 17 Prozent, sehr stark: 8 Prozent). 36 Prozent der befragten Betriebe stellen keine Betroffenheit fest, während ein Prozent von einer überwiegend positiven Betroffenheit berichten. Quelle: IAB-Stellenerhebung. © IAB

Weitere 36 Prozent der Betriebe sahen sich im vierten Quartal 2022 nicht von den Folgen des Krieges betroffen. Nur noch 1 Prozent der deutschen Betriebe berichtete von positiven Effekten. Für die verbleibenden 9 Prozent der Betriebe war die Frage nach der Betroffenheit mehrheitlich schwer zu beantworten. Ob der anhaltend hohe Anteil der negativ betroffenen Betriebe künftig auch die gesamtwirtschaftliche Personalnachfrage stärker dämpft, bleibt abzuwarten.

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2022 lagen in der Hauptbefragung Antworten von rund 14.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Für die Sonderfragen zur betrieblichen Betroffenheit durch den Ukraine-Krieg wurden 5.100 Betriebe gesondert telefonisch befragt. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Website.

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20230309.01

Kubis, Alexander (2023): IAB-Stellenerhebung 4/2022: Neuer Rekord mit 1,98 Millionen offenen Stellen, In: IAB-Forum 9. März 2023, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-4-2022-neuer-rekord-mit-198-millionen-offenen-stellen/, Abrufdatum: 19. November 2024