Trotz andauernder Lockdown-Maßnahmen schätzten die Betriebe ihre wirtschaftliche Situation und ihre Betroffenheit von der Covid-19-Pandemie in der ersten Märzhälfte 2021 insgesamt etwas günstiger ein als noch in den Vormonaten. Sie stellen tendenziell wieder mehr ein und entlassen seltener. Dennoch war zuletzt noch fast jeder zweite Betrieb negativ von der Krise betroffen. Dabei unterscheiden sich wirtschaftliche Lage und Entwicklung sowohl von Branche zu Branche als auch zwischen Betrieben derselben Branchen erheblich.

Die Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ des IAB gibt Aufschluss über die Auswirkungen der Corona-Krise auf betrieblicher Ebene.  Seit August 2020 werden im Abstand von etwa drei Wochen regelmäßig Daten zur Lage der Betriebe in Deutschland erhoben (nähere Informationen über diese Erhebung finden Sie in einem 2020 erschienenen Beitrag für das IAB-Forum).

Negative Krisenbetroffenheit geht zwischen Januar und März 2021 leicht zurück

Die Betriebe wurden unter anderem gefragt, ob und inwieweit sie von der Covid-19-Krise betroffen waren. Während in den beiden letzten Maiwochen 2020 noch 55 Prozent der Betriebe nach eigenen Angaben negativ von der Krise betroffen waren, sank deren Anteil im Sommer und Herbst auf Werte zwischen 38 und 48 Prozent (siehe Abbildung 1). Anschließend kletterte er im Dezember 2020 auf 50 Prozent, im Januar 2021 auf 53 Prozent und im Februar sogar auf 56 Prozent. In den ersten beiden Märzwochen 2021 war dann wieder ein Rückgang auf 48 Prozent zu verzeichnen. Der Anteil der stark negativ betroffenen Betriebe lag dabei im Zeitverlauf meist etwas höher als der Anteil der nur schwach negativ betroffenen.

Abbildung 1 zeigt die Betroffenheit der Betriebe von der Corona-Krise. Die Anteile der Betriebe werden in Prozent angegeben. In den beiden letzten Maiwochen 2020 waren noch 55 Prozent der Betriebe negativ von der Krise betroffen. Dieser Anteil sank im Sommer und Herbst 2020 auf Werte zwischen 38 und 48 Prozent. Im Dezember stieg der Anteil wieder auf 50 Prozent, im Januar 2021 auf 53 Prozent und im Februar auf 56 Prozent. In den ersten beiden Märzwochen 2021 wurde ein erneuter Rückgang auf 48 Prozent verzeichnet. Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Wellen 1-10)

Steigende Krisenbetroffenheit im Gastgewerbe, aber deutliche Verbesserung im Verarbeitenden Gewerbe

Die insgesamt leicht verbesserten Einschätzungen seit Beginn der Pandemie sind insbesondere der Entwicklung in fünf Branchen geschuldet (siehe Tabelle): dem Verarbeitenden Gewerbe, der Bauwirtschaft sowie den Bereichen „Groß- und Einzelhandel; Instandshaltung von Kfz“, „Verkehr und Lagerei“ und „Sonstige Dienstleistungen“. Im Bereich „Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen“ liegt der Anteil der stark negativ betroffenen Betriebe seit Monaten nahezu konstant auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch im Mai 2020. Damals waren es 40 Prozent, im März 2021 dagegen noch 21 Prozent. Vor allem im Gastgewerbe steigt dagegen derzeit der Anteil der stark negativ betroffenen Betriebe: Er lag im März 2021 mit 89 Prozent sogar noch höher als im Mai 2020 mit 85 Prozent.

Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe verlief die Entwicklung wesentlich günstiger: Waren in den beiden letzten Maiwochen 2020 noch 32 Prozent der Betriebe stark negativ betroffen, reduzierte sich dieser Anteil bis Ende November 2020 auf 22 Prozent. In den Monaten Dezember, Januar und Februar stieg er zwar wieder auf 27 bis 28 Prozent, ging im März aber erneut auf 24 Prozent zurück. Der Anteil der nur gering negativ betroffenen Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe lag im ersten Quartal 2021 hingegen recht stabil um die 25 Prozent und damit ähnlich hoch wie im Frühjahr 2020.

Tabelle 1 zeigt den Anteil der von der Corona-Krise betroffenen Betriebe nach Branchen in Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe verlief die Entwicklung günstig. Waren in den beiden letzten Maiwochen 2020 noch 32 Prozent der Betriebe stark negativ betroffen, reduzierte sich dieser Anteil bis Mitte März 2021 auf 24 Prozent. Der Anteil der nur gering negativ betroffenen Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe lag im ersten Quartal 2021 um die 25 Prozent und damit ähnlich hoch wie im Frühjahr 2020. Ungünstig verlief die Entwicklung im Gastgewerbe. Hier waren in den letzten Maiwochen 2020 85 Prozent der Betriebe stark negativ betroffen, Mitte März 89 Prozent. Quelle: Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Wellen 1, 8 und 10). Aufgrund der geringen Zahl an Betrieben in den Branchen „Land- und Forstwirtschaft“, „Bergbau/Energie/Wasser“ und „Information und Kommunikation“ sind diese Branchen nicht abgebildet.

Die Liquidität der Betriebe hat sich seit August 2020 insgesamt nur wenig verändert

Die Liquiditätssituation der Betriebe ist seit dem Spätsommer 2020 im Großen und Ganzen recht stabil (siehe Abbildung 2): Der Anteil der Betriebe, deren Liquiditätsreserven maximal einen Monat ausreichen, lag im März 2021 bei 9 Prozent und damit leicht unterhalb der Werte aus den Befragungswellen von August bis Dezember 2020. Nur in der Befragungswelle vom Februar 2021 war der Wert mit 7 Prozent noch etwas niedriger.

Auffällig ist, dass sich der Anteil der Betriebe, die ihre Liquiditätsreserven für grundsätzlich ausreichend halten, zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 von 30 auf 38 Prozent verbessert hat, auch wenn er im März wieder leicht auf 36 Prozent zurückging. Auch hier zeigen sich deutliche sektorale Unterschiede: Im März lag der Anteil der Betriebe mit Liquiditätsreserven von bis zu vier Wochen im Gastgewerbe mit 25 Prozent und im Handel mit 13 Prozent über dem Gesamtschnitt, aber im Verarbeitenden Gewerbe mit 4 Prozent darunter (alle Angaben nach Betriebsgröße und Branche finden Sie regelmäßig auf der IAB-Website unter „Aktuelle Daten und Indikatoren“ ).

Abbildung 3 zeigt, wie lange die Liquiditätsreserven der Betriebe halten, mit den Anteilen der Betriebe in Prozent. Die Liquidität der Betriebe hat sich seit August 2020 insgesamt nur wenig verändert. Der Anteil der Betriebe, deren Liquiditätsreserven maximal einen Monat ausreichen, lag im März 2021 bei 9 Prozent, leicht unterhalb der Werte aus den Befragungswellen von August bis Dezember 2020. Nur in der Befragungswelle vom Februar 2021 war der Wert mit 7 Prozent noch etwas niedriger. Auffällig ist, dass sich der Anteil der Betriebe, die ihre Liquiditätsreserven für grundsätzlich ausreichend halten, zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 von 30 auf 38 Prozent verbessert hat, auch wenn er im März wieder leicht auf 36 Prozent zurückging. Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Wellen 1, 3, 4, 6, 7, 8, 9 und 10).

Der Anteil der Betriebe, die mehr Personal einstellen als entlassen, ist im März sprunghaft gestiegen

Zwischen August 2020 und März 2021 bewegte sich der Anteil der Betriebe, die mehr Personal entlassen als eingestellt haben, meist zwischen 2 und 5 Prozent (siehe Abbildung 3). Die meisten Betriebe gaben allerdings an, dass sie in den drei Wochen vor der jeweiligen Befragungswelle keine Einstellungen oder Entlassungen beziehungsweise genauso viele Einstellungen wie Entlassungen getätigt hatten – im März 2021 waren es 84 Prozent.

In der Märzbefragung gaben 13 Prozent der Betriebe an, innerhalb der letzten drei Wochen mehr Arbeitskräfte eingestellt als entlassen zu haben. Dies ist ein Höchstwert seit Beginn des Lockdowns im vergangenen November und ein markanter Sprung gegenüber dem Anteil von 9 Prozent im Februar dieses Jahres. Besonders bei den Dienstleistungen lässt sich eine erhöhte Einstellungsaktivität konstatieren: Dort gab es im März mehr Einstellungen als Entlassungen in 15 Prozent der Betriebe, fast eine Verdopplung gegenüber den ersten beiden Monaten des Jahres.

Abbildung 2 zeigt die Einstellungen und Entlassungen der Betriebe in Deutschland in den vergangenen drei Wochen. Zwischen August 2020 und März 2021 bewegte sich der Anteil der Betriebe, die mehr Personal entlassen als eingestellt haben, meist zwischen 2 und 5 Prozent. In der Märzbefragung gaben 13 Prozent der Betriebe an, innerhalb der letzten drei Wochen mehr Arbeitskräfte eingestellt als entlassen zu haben. Dies ist ein Höchstwert seit Beginn des Lockdowns im vergangenen November und ein markanter Sprung gegenüber dem Anteil von 9 Prozent im Februar dieses Jahres. Quelle: Quelle: IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Wellen 2-10). Differenz zu 100% besteht aus Betrieben, die keine Veränderungen an der Belegschaft vorgenommen haben.

Kurzarbeit wesentlich niedriger als im Frühjahr 2020

Nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit waren im Januar 2021 rund 2,85 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Damit hat sich der seit November 2020 zu beobachtende Anstieg im Januar fortgesetzt. Die Zahl der Kurzarbeitenden ist im langjährigen Vergleich sehr hoch, liegt aber deutlich unterhalb des bisherigen Höchststands von fast 6 Millionen im April 2020.

Unsere Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Kurzarbeit am aktuellen Rand bereits wieder leicht zurückgeht. Allerdings sind auch hier starke Branchenunterschiede festzustellen. Während sich der Umfang der Kurzarbeit im Gastgewerbe seit Oktober 2020, also dem Stand vor dem Lockdown im November, nahezu verdoppelt haben dürfte, ist für das Verarbeitende Gewerbe von einem deutlichen Rückgang auszugehen.

Generell gilt, dass sich Kurzarbeit aktuell wesentlich stärker auf diejenigen Branchen konzentriert, die direkt von den seit November geltenden Lockdown-Maßnahmen betroffen sind. Beispielsweise gaben mehr als neun von zehn Betrieben im Gastgewerbe im März dieses Jahres an, aufgrund der behördlichen Anordnungen teilweise oder vollständig geschlossen zu haben. Im Handel betrug dieser Anteil 30 Prozent.

Ausblick

Auch wenn die pandemiebedingten Einschränkungen in fast allen Bereichen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes tiefe Spuren hinterlassen haben, geben die aktuellen Daten Grund zur Hoffnung, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Die im IAB-Kurzbericht 6/2021 veröffentlichte aktuelle Prognose des IAB sieht die Konjunktur insgesamt wieder auf Erholungskurs. Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal 2021 zwar zurückgegangen, könnte aber bis Ende 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Allerdings bestehen weiter große Risiken im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Pandemie. Derzeit ist anzunehmen, dass die Lockdown-Maßnahmen noch einige Zeit andauern. Konkret ist davon auszugehen, dass eine Verlängerung dieser Maßnahmen um einen Monat das jährliche Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent reduziert. Die Ergebnisse der Betriebsbefragungen des IAB stimmen jedoch verhalten optimistisch. Denn sie machen deutlich, dass sich die meisten Betriebe bisher als vergleichsweise krisenfest erwiesen haben, auch dank der staatlichen Unterstützungsleistungen.

Im Vergleich zum Frühjahr 2020 leiden aktuell vor allem diejenigen Branchen unter der Krise, die von den Lockdown-Maßnahmen direkt betroffen sind. Zudem berichten kleinere Betriebe häufiger davon, in ihrer Existenz bedroht zu sein, wie ein IAB-Autorenteam in einem Beitrag für die Ökonomenstimme schreibt. Allerdings könnte sich die wirtschaftliche Situation in diesen Branchen sehr schnell erholen, wenn die Lockdown-Maßnahmen enden.

Literatur

Bellmann, Lutz; Kagerl, Christian; König, Corinna; Leber, Ute; Schierholz, Malte; Stegmaier, Jens; Aminian, Armin (2021): Wie geht es den deutschen KMU in der zweiten Welle?. In: Ökonomenstimme, 24.03.2021.

Bellmann, Lutz; Kagerl, Christian; Koch, Theresa; König, Corinna; Leber, Ute; Schierholz, Malte; Stegmaier, Jens; Aminian, Armin (2020): Was bewegt Arbeitgeber in der Krise? Eine neue IAB-Befragung gibt Aufschluss. In: IAB-Forum, 25.09.2020.

Bundesagentur für Arbeit (2021): Der Arbeitsmarkt im März 2021: Frühjahrsbelebung trotz steigender Infektionszahlen, Presseinformation Nr. 13, 31.03.2021.

 

Bellmann, Lutz; Braun , Wolfgang; Fitzenberger, Bernd; Gleiser, Patrick; Kagerl, Christian ; Kleifgen, Eva; König, Corinna ; Leber, Ute; Pohlan, Laura; Roth, Duncan; Schierholz, Malte ; Stegmaier, Jens (2021): Trotz Covid-19 positive Signale für Wirtschaft und Arbeitsmarkt, In: IAB-Forum 15. April 2021, https://www.iab-forum.de/trotz-covid-19-positive-signale-fuer-wirtschaft-und-arbeitsmarkt/, Abrufdatum: 18. December 2024

 

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