Deutschland braucht mehr Zuwanderung zu Erwerbszwecken, denn der demografische Wandel stellt den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen. Im Video-Interview erklären Professor Enzo Weber, Professor Yuliya Kosyakova und Professor Herbert Brücker vom IAB, wie 400.000 Migrantinnen und Migranten jährlich zur Arbeitskräftesicherung in Deutschland beitragen können.

Portraitbild von Enzo Weber

Prof. Dr. Enzo Weber ist Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB.

Mit dem Renteneintritt der Babyboomer und wegen der geringen Geburtenrate werden dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren rund sieben Millionen Arbeitskräfte verloren gehen. Um dem entgegenzuwirken und das Arbeitsangebot konstant zu halten, müssen alle verfügbaren Hebel betätigt werden.

„Inländische Potenziale müssen aktiviert werden“, sagt Professor Enzo Weber. „Aber die gesammelten inländischen Potenziale reichen nicht aus. Wir brauchen dafür auch Zuwanderung. Daraus errechnet sich ein Migrationssaldo von 400.000 Personen pro Jahr im Schnitt. Das ist ein Saldo, das heißt Zuwanderung minus Abwanderung.“

Portraitfoto von Yuliya Kosyakova

Prof. Dr. Yuliya Kosyakova ist Leiterin des Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“ am IAB.

Eine Nettozuwanderung von 400.000 wird seit ein paar Jahren fast erreicht. Trotzdem mangelt es an Arbeitskräften in Deutschland. Warum Fluchtbewegungen an dieser Zahl nichts ändern, erläutert Professor Yuliya Kosyakova: „Die Zuwanderung von Geflüchteten ist nicht das Instrument um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, weil diese Personen nicht primär zu Erwerbszwecken nach Deutschland kommen. Geflüchteten fehlen am Anfang wichtige, sofort übertragbare Ressourcen wie Sprachkenntnisse, soziale Netzwerke oder auch Informationen über das Ausbildungs- und Arbeitsmarktsystem im Zielland.“ Im Interview erläutert Kosyakova, warum Zuwanderung aus der Europäischen Union  wenig dazu beitragen wird, um den Arbeits- und Fachkräftemangel in den kommenden Jahren zu bekämpfen. Es braucht aus ihrer Sicht mehr Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten.

Portraitbild von Herbert Brücker

Prof. Dr. Herbert Brücker ist Leiter des Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“ am IAB.

Doch auch Geflüchtete können auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Beschäftigung aufnehmen, wenn auch nach Überwindung hoher Hindernisse, so Professor Herbert Brücker: „Lange Asylverfahren, Wohnsitzauflagen und Beschäftigungsverbote erschweren und verzögern die Arbeitsmarktintegration. Außerdem dürfen die Menschen nicht überwiegend in strukturschwache Regionen geschickt werden.“ Geflüchtete sollten gefördert werden. Die Themen Bildung, Ausbildung und Sprachkenntnisse stehen hier im Vordergrund, so Brücker. „Die Menschen, die zu uns kommen, haben geringe Deutschkenntnisse und häufig passt die im Herkunftsland erworbene Bildung und das Humankapital nicht zu den Anforderungen in unserem Arbeitsmarkt.“ Brücker stellt im Interview konkrete Vorschläge vor, wie Geflüchtete Schritt für Schritt in den Arbeitsmarkt einmünden können.

Weitere Informationen

Das vollständige Interview finden Sie als Video auf dem YouTube-Kanal des IAB:

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https://youtu.be/UeUTPlOtVHY

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20231219.02

Gerber, Max; Winters, Jutta (2023): Warum braucht Deutschland 400.000 Migrantinnen und Migranten pro Jahr?, In: IAB-Forum 19. Dezember 2023, https://www.iab-forum.de/warum-braucht-deutschland-400-000-migranten-pro-jahr/, Abrufdatum: 12. December 2024

 

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