Im vierten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,73 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal liegt die Zahl der offenen Stellen um rund 1.000 oder knapp 0,1 Prozent niedriger. Im Vergleich zum vierten Quartal 2022 fällt der Rückgang mit einem Minus von 260.000 oder rund 13 Prozent stärker aus. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des IAB.

In Westdeutschland waren im vierten Quartal 2023 rund 1,4 Millionen offene Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 304.000. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation liegt damit wie im Vorquartal mit 1,5 weiterhin auf einem im langjährigen Vergleich niedrigen Niveau. Bundesweit kamen im vierten Quartal auf 100 von den Betrieben ausgeschriebenen offenen Stellen rund 150 arbeitslos gemeldete Personen. In Westdeutschland lag der Wert bei 1,4, in Ostdeutschland bei 2,0.

Saisonbereinigt ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorquartal um rund 46.000 oder 3 Prozent gesunken. Der üblicherweise im vierten Quartal beobachtete Anstieg zeigt sich dieses Mal nicht, was für eine Abkühlung des Arbeitsmarktes spricht. Gleichzeitig ist aber auch ein starker Anstieg an sofort zu besetzenden Stellen zu beobachten, also Stellen, bei denen der ursprünglich geplante Besetzungstermin in der Regel bereits verstrichen ist. 84 Prozent der offenen Stellen waren in Deutschland im vierten Quartal 2023 sofort zu besetzen. Im Rahmen dieser Erhebung stellt dies einen Höchststand dar. Dies zeigt nach wie vor die Dringlichkeit bei der Personalsuche in vielen Bereichen.

Wenn man die von den Betrieben erwartete Entwicklung der Beschäftigtenzahl für die kommenden zwölf Monate im Zeitverlauf betrachtet, dann sieht man in den vergangenen zehn Jahren einen ähnlichen Trend wie bei der Zahl der offenen Stellen (siehe Abbildung). Bei der Beschäftigungserwartung (insbesondere in den Jahren der Covid-19-Rezession 2020 und 2021) sind dabei in den einzelnen Quartalen stärkere Auf- und Abschläge zu beobachten.

Am aktuellen Rand verläuft die Entwicklung zwischen der Zahl der offenen Stellen und der erwarteten Entwicklung der Beschäftigtenzahl jedoch seit einigen Quartalen sehr unterschiedlich. Zwar gehen die Betriebe per Saldo weiterhin von einem Wachstum der Beschäftigung aus, dieses liegt aber voraussichtlich deutlich unter dem Wert des Vorjahres. Damit liegen die aktuell erwarteten Beschäftigungszuwächse niedriger als unmittelbar vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Diese beiden Befunde sprechen ebenso für eine Abkühlung des Arbeitsmarkts.

Die Abbildung zeigt die Zahl der offenen Stellen sowie die erwartete Beschäftigungsentwicklung in den kommenden 12 Monaten in den Quartalen der Jahre 2010 bis 2023. Während sich die Zahl der offenen Stellen am aktuellen Rand mit 1,72 Mio. auf dem hohen Niveau der Vorquartale bewegt, deutet sich bei der betrieblichen Beschäftigungserwartung für die kommenden 12 Monate im Durchschnitt eine Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt für die kommenden Quartale an.

Allerdings lässt sich im Vorfeld nicht genau abschätzen, inwieweit sich die erwartete Abschwächung des Beschäftigungsaufbaus auf die Zahl der offenen Stellen auswirkt. So haben sich die Beschäftigungserwartungen der Arbeitgeber laut einem IAB-Kurzbericht von Mario Bossler und anderen (IAB-Kurzbericht 2/2020) in der Vergangenheit nur zur Hälfte in einer tatsächlichen Veränderung der Beschäftigung niedergeschlagen. Bereits in einer 2017 erschienenen Studie zeigte Mario Bossler, dass sich insbesondere größere Anpassungen von betrieblicher Seite nur ungenau vorhersagen lassen. Denn Arbeitgeber können ihre Personalplanung in der Praxis mitunter nur zum Teil oder nur mit zeitlichem Verzug umsetzen.

In aller Kürze

  • Im vierten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,73 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal liegt die Zahl der offenen Stellen rund 1.000 oder knapp 0,1 Prozent niedriger. Im Vergleich zum vierten Quartal 2022 fällt der Rückgang mit einem Minus von 260.000 oder rund 13 Prozent noch sehr viel stärker aus.
  • Saisonbereinigt ist die Zahl der offenen Stellen im vierten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um rund 46.000 Stellen oder 3 Prozent gesunken.
  • Die von den Betrieben erwartete Zunahme der Beschäftigtenzahl für die kommenden zwölf Monate ist im vierten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr rückläufig.

Literatur

Bossler, Mario (2017): Employment expectations and uncertainties ahead of the new German minimum wage. In: Scottish Journal of Political Economy, Vol. 64, No. 4, S. 327–348.

Bossler, Mario; Gürtzgen, Nicole; Kubis, Alexander; Küfner, Benjamin (2020): IAB-Stellenerhebung im ersten Quartal 2020: Mit dem Corona-Shutdown ging zuerst die Zahl der offenen Stellen zurück. IAB-Kurzbericht Nr. 12.

Die IAB-Stellenerhebung

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2023 wurden Antworten von rund 20.850 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Aktuelle Zahlen zur (langfristigen) Entwicklung der offenen Stellen sowie weiterer Kenngrößen auf Basis der IAB-Stellenerhebung finden Sie auf der IAB-Website.

DOI: 10.48720/IAB.FOO.20240307.01

Kubis, Alexander (2024): IAB-Stellenerhebung 4/2023: Weiterhin 1,73 Millionen offene Stellen, In: IAB-Forum 7. März 2024, https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-4-2023-weiterhin-1-73-millionen-offene-stellen/, Abrufdatum: 18. December 2024

 

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