Die Grafik zeigt die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen mit hohem, mittlerem und niedrigen Substituierbarkeitspotenzial in den Jahren 2013 und 2022 als gestapeltes Säulendiagramm. Die Grafik ist zweigeteilt, links sind die Werte für Frauen und rechts die für Männer angegeben. Des Weiteren wird je die Veränderung für von 2013 auf 2022 in Prozentpunkten ausgewiesen. In einem Beruf mit hohem Substituierbarkeitspotenzial sind mehr als 70% der Tätigkeiten automatisierbar, in einem Beruf mit mittlerem zwischen 30% und 70 % und in einem Beruf mit niedrigem weniger als 30 %. Es zeigt sich, dass die Zahl der Männer, die in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial arbeiten von 2013 auf 2022 von 3,39 auf 7,81 Millionen gestiegen ist. Bei den Frauen von 1,14 auf 5,22 Millionen. Die Zahl der Männer in Berufen mit mittlerem Substituierbarkeitspotenzial ist von 6,98 auf 7,95 Millionen gestiegen. Bei den Frauen ist dieser Wert von 6,54 auf 6,38 Millionen gesunken. Die Zahl der Männer in Berufen mit niedrigem Substituierbarkeitspotenzial ist von 5,93 auf 2,64 Millionen gesunken. Bei den Frauen von 6,47 auf 4,41 Millionen gesunken. Weitere Informationen finden Sie im begleiteten Text. Die Werte sind von den Autoren berechnet und basieren auf Daten aus dem Berufenet und der Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Um die Folgen der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt besser abschätzen zu können, werden am IAB die Substituierbarkeitspotenziale für die Berufe seit 2013 in regelmäßigen Abständen neu ermittelt. Sie sagen etwas darüber aus, wie hoch der Anteil an Tätigkeiten ist, die durch den Einsatz von digitalen Technologien und KI automatisiert werden könnten. Hier werden erstmals die Veränderungen zwischen 2013 und 2022 getrennt für Frauen und Männer dargestellt. Auf den ersten Blick wird klar, dass Männer auch 2022 häufiger als Frauen in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial tätig sind (42 % versus 33 %).

Dies bedeutet aber keineswegs, dass Frauen weniger stark von der Digitalisierung betroffen sind. Denn der Anteil der Frauen, die in einem Beruf mit einem hohen Substituierbarkeitspotenzial arbeiten, stieg zwischen 2013 und 2022 mit 25 Prozentpunkten stärker als bei den Männern mit 22 Prozentpunkten. Ein Grund dafür ist, dass in den letzten Jahren gerade in den Berufen, die typischerweise von Frauen ausgeübt werden, Technologien verfügbar geworden sind, die zunehmend jene Tätigkeiten automatisierbar machen, die bislang nur von Menschen verrichtet wurden. So hat beispielsweise die Verfügbarkeit der mobilen Robotik dazu geführt, dass nunmehr viele Servicetätigkeiten automatisiert erledigt werden könnten. Hier einige Beispiele:

  • Der Service-Roboter „Pepper“ kann Gesichter und menschliche Emotionen erkennen und die Besucher eines Unternehmens beispielsweise beim Empfang, der Information und der Orientierung unterstützen.
  • Der mobile Roboterassistent „Care-O-bot 4“ kann beispielsweise für Hol- und Bringdienste in Pflegeeinrichtungen und Büros oder für Sicherheitsanwendungen eingesetzt werden.
  • Die nach menschlichem Vorbild gebaute Roboterfrau namens „Elenoide“ kann sogar zu einer androiden Kollegin werden, die nicht nur Protokolle schreibt, sondern auch eigene Ideen in Projekte einbringt.

Auch viele Verwaltungs- und Sachbearbeitungsaufgaben – Tätigkeiten, die in der Mehrheit von Frauen erledigt werden – lassen sich inzwischen vollständig automatisieren. Durch die digitale Prozessautomatisierung wird angestrebt, einen Workflow zu etablieren, bei dem möglichst viele Prozesse im Unternehmen und bei der Kommunikation mit Lieferanten, Partnern und vor allem mit Kunden automatisiert ablaufen. Zum Beispiel werden Dokumente vollautomatisch eingelesen und zugeordnet. Auch können Sprach- oder Text-Bots Antworten auf Anfragen generieren und Entscheidungen – etwa zur Vergabe von Krediten oder zur Prüfung von Versicherungsanträgen und Steuererklärungen – automatisiert erfolgen.

Damit werden sich durch den Einsatz von digitalen Technologien und KI die Veränderungen der Arbeitswelt auch für Frauen weiter verstärken.

Autorinnen

 

DOI: 10.48720/IAB.FOO.GA.20240906.01