5. Dezember 2019 | Serie „Arbeitsmärkte aus regionaler Perspektive“
Die Reihe IAB-Regional bietet eine reichhaltige Fundgrube an aktuellen Analysen zu regionalen Arbeitsmarktaspekten
Es ist, zumindest in der deutschen Forschungslandschaft, einmalig: das Regionale Forschungsnetz des IAB – kurz RFN genannt. Mit seinen insgesamt zehn Stützpunkten in den Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit untersucht das RFN Strukturen und Entwicklungen regionaler Arbeitsmärkte sowie Fragen der regionalen Mobilität und analysiert die Wirkungen regionaler Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik.
Seine Forschungsbefunde präsentiert das RFN unter anderem in der Reihe IAB-Regional. Die Beiträge, die in loser Folge erscheinen und zum kostenlosen Download zur Verfügung stehen, richten sich vorwiegend an Arbeitsmarktpraktiker auf lokaler und regionaler Ebene und decken eine große thematische Bandbreite ab. In den Jahren 2018 und 2019 ging es unter anderem um Themen wie Digitalisierung, Ausbildung, Langzeitarbeitslosigkeit, MINT-Berufe, Pflege und Handwerk – Themen also, die gleichermaßen aktuell wie praxisrelevant sind. Nachfolgend geben wir Ihnen einen kurzen Überblick.
Digitalisierung: Erhebliche Unterschiede beim regionalen Substituierbarkeitspotenzial
Absoluter Spitzenreiter im Themenranking des RFN waren in den vergangenen Jahren die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt, insbesondere die sogenannten Substituierbarkeitspotenziale. Dabei geht es um die Frage, inwieweit Computertechnologie menschliche Arbeitsabläufe ersetzen kann. Die regionalen Unterschiede sind hier durchaus beträchtlich. Beispiel: Fertigungsberufe – das Berufssegment mit dem höchsten Substituierbarkeitspotenzial. Während sich in Berlin gut 70 Prozent der Tätigkeiten in den Fertigungsberufen durch Computertechnologien potenziell ersetzen lassen, sind es in Brandenburg und Bayern etwa 82 Prozent.
Auf der Website des IAB finden Sie die folgenden aktuellen Beiträge aus der Reihe IAB-Regional zum Thema Digitalisierung:
- „Folgen der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt in Bayern. Aktualisierte Substituierbarkeitspotenziale“ (IAB-Bayern, 2/2018)
- „Mögliche Auswirkungen der Digitalisierung in Berlin und Brandenburg“ (IAB-Berlin-Brandenburg, 2/2019)
- „Digitalisierung der Arbeitswelt in Hessen. Höheres Substituierbarkeitspotenzial nach Neubewertung bei ähnlicher Struktur“ (IAB-Hessen, 5/2018)
- „Entwicklung der Substituierbarkeitspotenziale auf dem Hamburger Arbeitsmarkt. Aktuelle Ergebnisse auf Basis einer Neubewertung der Substituierbarkeit von beruflichen Kerntätigkeiten“ (IAB-Nord, 3/2018)
- „Entwicklung der Substituierbarkeitspotenziale auf dem Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern. Aktuelle Ergebnisse auf Basis einer Neubewertung der Substituierbarkeit von beruflichen Kerntätigkeiten“ (IAB-Nord 2/2018)
- „Entwicklung der Substituierbarkeitspotenziale auf dem Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein. Aktuelle Ergebnisse auf Basis einer Neubewertung der Substituierbarkeit von beruflichen Kerntätigkeiten“ (IAB-Nord, 1/2018)
- „Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen: Substituierbarkeitspotenziale der Berufe 2016. Aktuelle Ergebnisse auf Basis einer Neubewertung der Substituierbarkeit von beruflichen Kerntätigkeiten“ (IAB-NRW, 1/2018)
- „Digitalisierung der Arbeitswelt. Entwicklung für den Arbeitsmarkt in Sachsen auf Basis einer Neubewertung des Substituierbarkeitspotenzials“ (IAB-Sachsen, 4/2018)
- „Immer mehr Tätigkeiten werden durch Digitalisierung ersetzbar. Aktualisierte Substituierbarkeitspotenziale in Thüringen“ (IAB-Sachsen-Anhalt-Thüringen, 2/2018)
- „Immer mehr Tätigkeiten werden durch Digitalisierung ersetzbar. Aktualisierte Substituierbarkeitspotenziale in Sachsen-Anhalt“ (IAB-Sachsen-Anhalt-Thüringen, 1/2018)
In Berlin enden 34 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig, in Bayern 22 Prozent
Das Thema Ausbildung spielt in den Analysen des RFN ebenfalls eine wichtige Rolle, beispielsweise wenn es um die vorzeitige Auflösung von Ausbildungsverträgen geht. Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern erheblich. Während bundesweit gut ein Viertel aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst wird, sind es in Berlin mehr als ein Drittel, in Bayern und Baden-Württemberg jedoch nur gut 22 Prozent.
Um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden, empfehlen die Expertinnen und Experten des RFN, die Information und Beratung der Betroffenen zu verbessern und deren individuelle Vorbildung und Vorbereitung auf die Ausbildung zu stärken. Zur Lösung des Problems beitragen könnten ihrer Einschätzung nach auch eine gezielte finanzielle Unterstützung, begleitende (Lern-)Hilfen und eine Förderung der Mobilität.
Auf der Website des IAB finden Sie die folgenden aktuellen Beiträge aus der Reihe IAB-Regional zum Thema Ausbildung:
- „Ausbildungsmobilität in Berlin-Brandenburg. Soziodemografische Merkmale im Jahr 2016“ (IAB-Berlin-Brandenburg, 1/2018)
- „Absolventen und Abbrecher – zum Ausbildungsgeschehen im dualen System Mecklenburg-Vorpommerns“ (IAB-Nord, 2/2019)
- „Absolventen und Abbrecher – zum Ausbildungsgeschehen im dualen System Schleswig-Holsteins“ (IAB-Nord, 1/2019)
- „Ausbildung, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit junger Berufseinsteiger in Nordrhein-Westfalen“ (IAB-Nordrhein-Westfalen, 1/2019)
- „Entwicklungen an der Zweiten Schwelle. Der Übergang von Auszubildenden in Sachsen in den Arbeitsmarkt“ (IAB-Sachsen, 1/2018)
Hessen verzeichnet eine wachsende Zahl von Ausbildungsverträgen im MINT-Bereich
Die Entwicklung der MINT-Berufe, das Kürzel steht für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik“, spielt in den Analysen des RFN ebenfalls eine wichtige Rolle. Am Beispiel Hessens wird deutlich, dass die Bedeutung der MINT-Berufe zunimmt. Wie im Rest der Bundesrepublik nimmt auch in Hessen die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge insgesamt ab. Ganz anders im MINT-Bereich: Hier stieg die Zahl der Ausbildungsverträge von 2013 bis 2016 um fast zehn Prozentpunkte auf 40,2 Prozent.
Auf der Website des IAB finden Sie die folgenden aktuellen Beiträge aus der Reihe IAB-Regional zu MINT-Berufen:
- „MINT-Berufe: Strukturen und Trends der Beschäftigung in Hessen“ (IAB-Hessen, 1/2018)
- „MINT-Berufe: Strukturen und Trends der Beschäftigung in Bremen“ (IAB-Niedersachsen-Bremen, 1/2019)
- „MINT-Berufe: Strukturen und Trends der Beschäftigung in Niedersachsen“ (IAB-Niedersachsen-Bremen, 2/2018)
Monatlich nehmen 2,1 Prozent der Langzeitarbeitslosen wieder eine Beschäftigung auf
Auch dem Thema Langzeitarbeitslosigkeit widmet sich das RFN intensiv, denn Langzeitarbeitslose tun sich schwer, wieder eine Beschäftigung zu finden. Laut IAB-Baden-Württemberg schaffen dies monatlich im Schnitt 2,1 Prozent der Langzeitarbeitslosen – sowohl bundesweit, als auch in Baden-Württemberg selbst.
Auf der Website des IAB finden Sie die folgenden aktuellen Beiträge aus der Reihe IAB-Regional zum Thema Langzeitarbeitslosigkeit:
- „Langzeitarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg: Welche Wege führen rein und welche wieder raus?“ (IAB-Baden-Württemberg, 1/2019)
- „Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit in Hessen – Niedriges Niveau, aber große Unterschiede * Strukturanalyse der Abgangsraten von Langzeitarbeitslosen in Hessen“ (IAB-Hessen, 4/2018)
- „Langzeitarbeitslosigkeit in Niedersachsen: Wenig Bewegung und hohes Niveau * Entwicklung, Struktur und Abgänge in Beschäftigung“ (IAB-Niedersachsen-Bremen, 1/2018)
Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt in Ostdeutschland besonders schnell zu
Zu den weiteren Themen, die in IAB-Regional häufig behandelt werden, zählt der Pflegearbeitsmarkt. Die Menschen in Deutschland werden immer älter, so dass auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen im hohen Alter zunimmt. Zugleich sinkt die Zahl der Jüngeren – was die Frage aufwirft, wie Pflegebedürftige in Zukunft versorgt werden sollen.
Dieses Problem trifft Ostdeutschland besonders stark. Beispiel Sachsen: Dort lag das Durchschnittsalter Ende 2015 bei 46,6 Jahren – gut zwei Jahre höher als der bundesdeutsche Mittelwert. Und die Zahl der Pflegebedürftigen in ambulanten und stationären Einrichtungen wird sich dort nach Prognosen des RFN bis 2030 im Vergleich zu 2015 um etwa ein Drittel erhöhen.
Auf der Website des IAB finden Sie die folgenden aktuellen Beiträge aus der Reihe IAB-Regional zum Pflegearbeitsmarkt:
- „Der Pflegearbeitsmarkt in Sachsen. Aktuelle Situation und zukünftige Entwicklungen“ (IAB-Sachsen, 2/2018)
- „Der zukünftige Beschäftigungsbedarf in der ambulanten und stationären Pflege in Thüringen: Modellrechnungen auf Kreisebene bis zum Jahr 2035“ (IAB-Sachsen-Anhalt-Thüringen, 2/2019)
- „Der Pflegearbeitsmarkt in Thüringen. Eine Bestandsaufnahme“ (IAB-Sachsen-Anhalt-Thüringen, 3/2018)
Die Bedeutung des Handwerks ist in den Stadtstaaten geringer
Ein weiteres Themenfeld, dem sich das RFN in jüngster Zeit verstärkt angenommen hat, ist die regionale Bedeutung des Handwerks. Dessen Anteil an der Gesamtbeschäftigung variiert stark von Region zu Region. In Brandenburg lag er 2016 bei 13,6 Prozent, in Berlin nur bei 10,3 Prozent.
Allgemein gilt: Die Bedeutung des Handwerks in Stadtstaaten wie Berlin ist geringer, da dort überproportional viele Beschäftigte in Verwaltungen, Bildungseinrichtungen und insbesondere im Handel arbeiten. Die Zahl der Auszubildenden im Handwerk ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. So lag etwa der Rückgang in Bayern allein im Jahr 2016 bei 14,5 Prozent.
Auf der Website des IAB finden Sie die folgenden aktuellen Beiträge aus der Reihe IAB-Regional zur Bedeutung des Handwerks für den regionalen Arbeitsmarkt:
- „Die Bedeutung des Handwerks in Bayern“ (IAB-Bayern, 1/2019)
- „Regionale Bedeutung des Handwerks für Beschäftigung und Ausbildung in Deutschland – Fokus: Niedersachsen * Bundesländer und niedersächsische Regionen im Vergleich“ (IAB-Niedersachsen-Bremen, 2/2019)
- „Die Bedeutung des Handwerks in Berlin und Brandenburg“ (IAB-Berlin-Brandenburg, 3/2019)
- „Die Bedeutung des Handwerks in Hessen“ (IAB-Hessen, 2/2019)
Regionalanalysen in der Reihe IAB-Stellungnahmen
Auch in der Reihe IAB-Stellungnahmen finden Sie immer wieder Analysen des RFN zu regionalpolitisch bedeutenden Fragen. In den Jahren 2018 und 2019 waren dies die folgenden Beiträge, die Sie ebenfalls auf der IAB-Website abrufen können:
- Zur Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen. Anhörung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landtags Nordrhein-Westfalen am 14. März 2018 (IAB-Stellungnahme 2/2018)
- Zur Regulierung von flexiblen Arbeitszeiten. Öffentliche Anhörung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landtags Nordrhein-Westfalen am 2. Mai 2018 (IAB-Stellungnahme 7/2018)
- Strukturwandel und Beschäftigungsentwicklung in der Finanzbranche in Deutschland (IAB-Stellungnahme 5/2019)
- Ausgestaltung von Arbeitsverhältnissen im digitalen Zeitalter. Stellungnahme des IAB zur Anhörung in der Enquete-Kommission „Digitale Transformation der Arbeitswelt in Nordrhein-Westfalen“ des nordrhein-westfälischen Landtags am 3. Mai 2019 (IAB-Stellungnahme 13/2019)
- Zum Modellprojekt „Eingliederungsbrücke“ in Rheinland-Pfalz. Stellungnahme des IAB zur Anfrage der AfD-Landtagsfraktion vom 25.3.2019 im Landtag Rheinland-Pfalz (IAB-Stellungnahme 14/2019)
Über Neuerscheinungen können Sie sich auf der Website des IAB bei den Reihen IAB-Regional und IAB-Stellungnahme informieren.
Schludi, Martin (2019): Die Reihe IAB-Regional bietet eine reichhaltige Fundgrube an aktuellen Analysen zu regionalen Arbeitsmarktaspekten, In: IAB-Forum 5. Dezember 2019, https://www.iab-forum.de/die-reihe-iab-regional-bietet-eine-reichhaltige-fundgrube-an-aktuellen-analysen-zu-regionalen-arbeitsmarktaspekten/, Abrufdatum: 17. November 2024
Autoren:
- Martin Schludi