Das Bruttoinlandsprodukt sank im Schlussquartal 2021 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die coronabedingten Einschränkungen haben zum Jahreswechsel den Aufschwung ausgebremst. Die Lockerungen verbessern nun die Lage insbesondere für den Handel und das Gastgewerbe. Der Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine belastet die wirtschaftliche Entwicklung. Die Erwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate sind eingebrochen. Die Erholung am Arbeitsmarkt setzt sich dennoch fort. Erhebliche Risiken stellen eine noch umfassendere Eskalation des Krieges und ein Stopp russischer Energielieferungen dar.

Weltwirtschaft

Das weltwirtschaftliche Umfeld hat sich durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine deutlich verschlechtert. Der Handel Russlands mit dem Westen ist eingebrochen. So hat sich der Containerumschlag in russischen Häfen gegenüber dem Vorjahr halbiert. Sanktionen und Lieferengpässe haben die Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe noch verstärkt. Die Erwartungen in Bezug auf die konjunkturelle Situation im Euroraum, in den USA und in China haben sich kräftig eingetrübt, wobei zu erwarten ist, dass sich der Krieg auf die Wirtschaft im Euroraum stärker auswirken wird als in China oder den USA.

Außenhandel

Der deutsche Außenhandel hatte zu Beginn des Jahres zwar etwas nachgelassen, befand sich aber dennoch über dem Niveau vor der Corona-Krise. Mit Beginn des Krieges Ende Februar ist der Außenhandel zurückgegangen, auch wenn auf Russland nur ein kleiner Teil der Exporte aus Deutschland entfällt. Die fehlende Nachfrage aus Russland kann zumindest in Betrieben mit vollen Auftragsbüchern zum Teil durch andere Absatzmärkte ersetzt werden. Die Abkühlung der Weltwirtschaft verstärkt jedoch den direkten Effekt auf die Exporte. Die Exporterwartungen des Verarbeitenden Gewerbes sind daher im März kräftig gefallen.

Investitionen

Das Wachstum der Investitionen wurde im vergangenen Jahr insbesondere durch Lieferengpässe gebremst. Im Januar sind sowohl die Auftragseingänge als auch die Umsätze bei den Investitionsgütern wieder gestiegen. Erneute Materialengpässe, Verteuerungen von Energie und Rohstoffen und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der Ukraine belasten nun die Investitionsdynamik. Die Einschätzung der Lage der Investitionsgüterproduzenten hat sich im März deutlich eingetrübt. Noch stärker verschlechtert haben sich die Erwartungen für die kommenden Monate. Sie sind nun im negativen Bereich. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Betrieben im Bauhauptgewerbe.

Konsum

In den Wintermonaten wurde der Konsum durch die Corona-Regeln deutlich gedämpft. Durch den Wegfall vieler coronabedingten Einschränkungen beleben sich Bereiche wie der Handel oder das Gastgewerbe nun wieder. Im Gastgewerbe etwa stiegen die Umsätze im Januar saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 9,7 Prozent, sind damit aber immer noch deutlich geringer als vor der Pandemie. Die Geschäftslage im Handel blieb im März gegenüber dem Vormonat unverändert. Schwierigkeiten durch Lieferengpässe und Preissteigerungen stehen hier Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen gegenüber. Die Erwartungen im Handel für die nächsten Monate sind dagegen eingebrochen. Auch das Konsumklima hat sich erheblich eingetrübt.  Da während der Pandemie mehr gespart wurde, ist beim Konsum in den nächsten Monaten dennoch mit deutlichen Nachholeffekten zu rechnen, auch wenn Preissteigerungen die Kaufkraft wieder schwächen.

Arbeitsmarkt

Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich erneut. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte im Januar weiter zu. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzt sich im März fort, wenn auch langsamer als bisher. Auch die Unterbeschäftigung, die unter anderem auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen umfasst, sinkt weiter. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen steigt weiterhin und befindet sich erneut auf einem Höchstwert. Die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen hat aber abgenommen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt leicht und liegt nun bei 105,1 Punkten. Für die nächsten Monate wird also eine weiter steigende Beschäftigung erwartet.

doi: 10.48720/IAB.FOO.20220331.02

 

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2022): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – März 2022, In: IAB-Forum 31. März 2022, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-maerz-2022/, Abrufdatum: 18. November 2024