24. November 2025 | Folgen der Covid-19-Pandemie
In der Pandemie hat sich das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, deutlich erhöht
Die Covid-19-Pandemie hat Arbeitsmärkte weltweit erheblich und teilweise langfristig in Mitleidenschaft gezogen. Das IAB hat daher in zwei Serien im IAB-Forum umfangreich über die Folgen der Pandemie in Deutschland informiert, ebenso zum Einsatz von Kurzarbeit, die diese Folgen für Betriebe und Beschäftigte abmildern sollte.
Für viele Menschen brachte die Pandemie deutliche Einkommenseinbußen: So waren bis Ende 2021 über 300.000 Beschäftigte, die Kurzarbeitergeld bezogen, auf ergänzende Grundsicherungsleistungen angewiesen, wie Jana Belzer und andere im IAB-Forschungsbericht 10/2025 zeigen. Zugleich waren im Jahresdurchschnitt 2020 laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit circa 430.000 Menschen mehr arbeitslos als im Vorjahr.
Untersuchungs- versus Kontrollgruppe
Im IAB-DiscussionPaper 7/2025, dessen Ergebnisse im Folgenden zusammengefasst werden, haben die Autor*innen dieses Beitrags aufgezeigt, wie sich die Pandemie auf die weiteren Erwerbsverläufe von Arbeitslosen ausgewirkt hat. In der Studie wurden zwei Personengruppen miteinander verglichen:
- Die „Untersuchungsgruppe“ bestand aus Personen, die im Februar 2020 – also kurz vor Ausbruch der Pandemie in Deutschland – arbeitslos geworden waren.
- Die „Kontrollgruppe“ umfasste Personen, die bereits im Februar 2017 arbeitslos geworden waren.
Die Untersuchungsgruppe wurde bis Ende 2022 betrachtet, die Kontrollgruppe bis Ende 2019 – in beiden Fällen also für knapp drei Jahre nach Eintritt der Arbeitslosigkeit. Damit ist sichergestellt, dass die Erwerbsverläufe der Personen aus der Kontrollgruppe nicht durch die Pandemie beeinflusst worden sind.
Die Wiederbeschäftigungschancen waren während der Pandemie deutlich schlechter
Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Gruppen besteht also darin, dass die Untersuchungsgruppe pandemiebedingt einer merklichen Verschlechterung ihrer Wiederbeschäftigungschancen ausgesetzt war. Denn zu Beginn der Pandemie wurden zum einen deutlich weniger Stellen ausgeschrieben, zum anderen suchten mehr Personen nach einer neuen Beschäftigung. Dies betraf insbesondere Personen aus solchen Berufen, die sich kaum oder gar nicht im Homeoffice ausüben ließen und zudem nicht als systemrelevant galten.
Erwartungsgemäß machte sich das ungünstigere Arbeitsmarktumfeld auch in den Erwerberverläufen der Untersuchungsgruppe bemerkbar. Das Arbeitseinkommen ging dort im Mittel stärker zurück als in der Kontrollgruppe. Denn Personen aus der Untersuchungsgruppe waren unmittelbar nach Pandemiebeginn im Durchschnitt seltener beschäftigt als Personen aus der Kontrollgruppe im Frühjahr und Sommer 2017. Zudem waren die Löhne nach einer Wiederbeschäftigung in der Untersuchungsgruppe im Durchschnitt längerfristig niedriger als in der Kontrollgruppe.
Ein Jahr nach Eintritt der Arbeitslosigkeit waren 13,3 Prozent der Personen aus der Untersuchungsgruppe langzeitarbeitslos, aber nur 7,2 Prozent aus der Kontrollgruppe
Auch das Risiko, in der Folge in die Langzeitarbeitslosigkeit zu rutschen, hat sich infolge der Pandemie verschärft (als langzeitarbeitslos gelten Personen, die für mindestens 360 Tage ohne Unterbrechung arbeitslos bleiben). So lag der Anteil derjenigen, die nach einem Jahr immer noch ohne Unterbrechung arbeitslos waren, in der Untersuchungsgruppe bei 13,3 Prozent, in der Kontrollgruppe nur bei 7,2 Prozent – ein Unterschied von 6,1 Prozentpunkten (siehe Tabelle 1).
Dieser Unterschied wird im Zeitverlauf sukzessive kleiner und sinkt in den drei Jahren nach Beginn der Arbeitslosigkeit auf 0,6 Prozentpunkte. Damit waren nach drei Jahren aber immer noch mehr als doppelt so viele Personen aus der Untersuchungsgruppe langzeitarbeitslos als aus der Kontrollgruppe (1,0 % versus 0,4 %). Demnach war die Arbeitsmarktlage für Personen, die während der Pandemie arbeitslos waren, auch knapp zwei Jahre nach deren Ausbruch schwieriger als für diejenigen, die drei Jahre zuvor, also vor der Pandemie, arbeitslos geworden waren.

Personen aus Hotel- und Gastronomieberufen sind im Zuge der Covid-19-Pandemie stärker unter den Langzeitarbeitslosen vertreten
Die Langzeitarbeitslosen aus der Untersuchungsgruppe unterscheiden sich auch in einigen sozio-demografischen Merkmalen von denjenigen aus der Kontrollgruppe (siehe Tabelle 2). Sie sind im Schnitt etwas jünger und haben weniger Berufserfahrung. Im Vergleich zur Kontrollgruppe weisen sie zudem häufiger eine abgeschlossene Berufsausbildung und seltener ein Hochschulstudium auf. Keine signifikanten Unterschiede zeigen sich dagegen beim Geschlecht und beim Anteil der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Die langzeitarbeitslosen Personen aus der Untersuchungsgruppe kommen auch signifikant häufiger aus der Tourismusbranche, der Hotellerie und der Gastronomie.

Diese Unterschiede dürften auch darin begründet sein, dass die Covid-19-Pandemie die Beschäftigungsmöglichkeiten in manchen Berufen stärker eingeschränkt hat als in anderen. So war die Arbeit in Gastronomie, Hotellerie oder anderen personennahen Berufen während der Lockdowns gar nicht oder nur eingeschränkt möglich, während systemrelevante Berufe diesen Einschränkungen nicht unterlagen.
Die meisten systemrelevanten Berufe fanden sich im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Landwirtschaft, der Energieversorgung, der Wasser- und Abfallwirtschaft, im Transportwesen sowie in Teilen des Groß- und Einzelhandels (eine Analyse der Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Berufen findet sich in einem 2022 erschienenen Beitrag von Anton Nivorozhkin und Friedrich Poeschel im IAB-Forum). So zeigt sich zu Beginn der Langzeitarbeitslosigkeit kein signifikanter Unterschied zwischen der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe beim Anteil der Personen aus medizinischen Gesundheitsberufen (siehe Tabelle 2).
Auch Berufe, die die Arbeit von zu Hause ermöglichten, konnten oftmals weiterhin ausgeführt werden. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Befunden von Corinna Frodermann und anderen im IAB-Kurzbericht 5/2021. Demnach hatten zu Beginn der Pandemie 81 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die nach eigener Einschätzung die Möglichkeit hatten, im Homeoffice tätig zu sein, ganz oder teilweise von zu Hause aus gearbeitet.
Es ist daher nicht überraschend, dass Personen, die ursprünglich in Berufen tätig waren, die keine Möglichkeit für Homeoffice boten und nicht systemrelevant waren, häufiger langzeitarbeitslos geworden sind. Die zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe bestehenden Unterschiede in der Zusammensetzung der Herkunftsberufe unter den Langzeitarbeitslosen dürften auch einen erheblichen Teil der Unterschiede in anderen Merkmalen, wie Qualifikation oder Entlohnung, erklären.
Während sich Personen, die in der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe im Januar 2021 beziehungsweise 2018 langzeitarbeitslos wurden, in verschiedenen Merkmalen voneinander unterscheiden, fällt auf, dass diese Unterschiede gegen Ende des Beobachtungszeitraums kaum noch statistisch signifikant sind. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass in beiden Gruppen vor allem solche Personen in der Langzeitarbeitslosigkeit verblieben sind, die generell über geringere Beschäftigungsperspektiven verfügten.
Fazit
Arbeitslosigkeit – insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit – stellt eine zentrale Herausforderung für die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik dar, da sie nicht nur individuelle Lebensverläufe nachhaltig negativ beeinflusst, sondern auch mit gesamtgesellschaftlichen Kosten einhergeht.
In Krisenzeiten wie der Covid-19-Pandemie zeigen sich diese Effekte besonders deutlich: Personen, die kurz vor Beginn der Pandemie arbeitslos wurden, sahen sich in der Folge einem deutlich ungünstigeren Arbeitsmarktumfeld ausgesetzt. Eine geringere Zahl an ausgeschriebenen Stellen und eine höhere Zahl an Arbeitssuchenden senkten die Chancen, ein neues Beschäftigungsverhältnis aufzunehmen.
Die hier präsentierten Untersuchungsergebnisse verdeutlichen vor allem: Das Risiko, dass sich Arbeitslosigkeit verfestigt, hängt auch stark vom aktuellen Zustand des Arbeitsmarkts ab. Insbesondere in Zeiten ökonomischer Krisen sollte der Fokus daher darauf liegen, längere Episoden von Arbeitslosigkeit und den damit einhergehenden Verlust von Humankapital abzuwenden, um anhaltende Schädigungen der Erwerbsbiografien, sogenannte Narbeneffekte, zu vermeiden.
In aller Kürze
- Personen, die kurz vor der Covid-19-Pandemie arbeitslos geworden sind, waren einem ungünstigeren Arbeitsmarktumfeld mit geringeren Chancen auf eine neue Beschäftigung ausgesetzt als vergleichbare Personen, die drei Jahre früher – und damit lange vor der Pandemie – arbeitslos wurden.
- Unter denjenigen, die kurz vor der Pandemie ihre Beschäftigung verloren hatten, gab es später mehr Langzeitarbeitslose als in der Kontrollgruppe, die diesem ungünstigen Arbeitsmarktumfeld nicht ausgesetzt war.
- Im weiteren Verlauf konnten viele Personen aus der Untersuchungsgruppe die Langzeitarbeitslosigkeit schneller beenden als Personen aus der Kontrollgruppe, so dass der Unterschied im Anteil der weiterhin langzeitarbeitslosen Personen am Ende des Beobachtungszeitraums deutlich kleiner war.
Literatur
Belzer, Jana; Bruckmeier, Kerstin; Walz, Hannes (2025): Absicherung von Kurzarbeitergeldbeziehenden in der SGB-II-Grundsicherung während der Corona-Pandemie. IAB-Forschungsbericht Nr. 10.
Buhmann, Mara; Pohlan, Laura; Roth, Duncan (2025): The impact of the Covid-19 pandemic on worker careers: do different job opportunities matter? IAB-Discussion Paper Nr. 7.
Frodermann, Corinna; Grunau, Philipp; Haas, Georg-Christoph; Müller, Dana (2021): Homeoffice in Zeiten von Corona: Nutzung, Hindernisse und Zukunftswünsche. IAB-Kurzbericht Nr. 5.
Nivorozhkin, Anton; Poeschel, Friedrich (2022): Essential occupations: what are the working conditions like? (Series „Covid-19 crisis: consequences for the labour market“). In: IAB-Forum, 9.8.2022.
Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2020): Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Der Arbeitsmarkt in Deutschland 2020.
Bild: Andrii/stock.adobe.com
DOI: 10.48720/IAB.FOO.20251124.01
Buhmann, Mara; Pohlan, Laura; Roth, Duncan (2025): In der Pandemie hat sich das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, deutlich erhöht, In: IAB-Forum 24. November 2025, https://iab-forum.de/in-der-pandemie-hat-sich-das-risiko-langzeitarbeitslos-zu-werden-deutlich-erhoeht/, Abrufdatum: 24. November 2025
Diese Publikation ist unter folgender Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht: Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0): https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
Autoren:
- Mara Buhmann
- Laura Pohlan
- Duncan Roth

Mara Buhmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“ und im Regionalen Forschungsnetz am IAB.
Dr. Laura Pohlan ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“ am IAB.
Dr. Duncan Roth leitet die Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“ am IAB.