Das Internet als Massenmedium hat die Art und Weise, wie Arbeitgeber und Arbeitsuchende zusammenfinden, entscheidend verändert. Eine aktuelle Studie zeigt, dass ein schneller Internetzugang in den ersten Jahren der Verbreitung des Breitbandinternets die Erfolgschancen der Jobsuche von Arbeitslosen in Deutschland verbessert hat.

Das Internet spielt bei der Jobsuche eine zunehmende Rolle. So ist laut einer Studie von Stephan Thomsen und Mark Wittich aus dem Jahr 2010 der Anteil der Arbeitslosen, die online nach geeigneten Stellen suchen, zwischen 2003 und 2007, also in den ersten Jahren der Verbreitung des Breitbandinternets, von 37 auf 53 Prozent gestiegen. Für bereits Beschäftigte zeigt eine Untersuchung von Constantin Mang aus dem Jahr 2012, dass der Anteil der Arbeitsuchenden, die via Internet eine neue Stelle gefunden haben, im Jahr 2007 sechs Mal so hoch war wie im Jahr 2000.

Das Internet bietet Arbeitgebern und Arbeitsuchenden gleichermaßen Zugang zu einer Reihe nützlicher Plattformen. So können Unternehmen ihre Stellenanzeigen auf ihren Webseiten veröffentlichen. Des Weiteren existieren Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, also Datenbanken, in denen sich Arbeitsuchende präsentieren und Unternehmen und Personalvermittler gezielt nach Kandidatinnen und Kandidaten für offene Stellen suchen können. Darüber hinaus gibt es private und öffentliche Stellenbörsen im Internet, in denen Arbeitsuchende Stellenangebote ausfindig machen können.

Vor diesem Hintergrund hat das IAB in einer gemeinsamen Studie mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Bristol untersucht, ob die Einführung der in Deutschland bei Breitbandzugängen vorherrschenden DSL-Technologie die Chancen für Arbeitslose verbessert hat, eine neue Stelle zu finden.

Zugang zu DSL ist regional unterschiedlich

Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren einige Anstrengungen unternommen, der Bevölkerung unabhängig vom Wohnort gleichermaßen schnellen Internetzugang zu ermöglichen. Die Umsetzung gestaltet sich bislang je nach Region jedoch äußerst unterschiedlich. Diese Diskrepanz macht sich die Studie zunutze.

Ob ein Haushalt Zugang zu DSL hatte, hing in den frühen 2000er-Jahren unter anderem von der Entfernung des Haushalts zum sogenannten Hauptverteiler ab. Diese ursprünglich für die Telefoninfrastruktur eingesetzten Verteiler sind mit den Haushalten über Kupferkabel verbunden. Letztere konnten ebenfalls für den DSL-Zugang genutzt werden, allerdings nur bis zu einer Entfernung von maximal 4,2 Kilometern vom Hauptverteiler. Für weiter entfernt liegende Haushalte war ein DSL-Zugang nur möglich, wenn die betroffenen Gemeinden in neuere Technologien investierten.

Die Studie versucht, den Einfluss dieser hierdurch verursachten Variation beim Anteil der Haushalte mit DSL-Zugang auf die Wiederbeschäftigungschancen von Arbeitslosen auf Gemeindeebene zu quantifizieren. Hierfür wurde berechnet, inwieweit die Chancen eines Arbeitslosen, wieder in Beschäftigung zu kommen, davon abhängen, ob dieser in einer Gemeinde mit hohem oder mit niedrigem Anteil an Haushalten mit DSL-Zugang wohnt.

Arbeitslose Männer profitieren am stärksten vom Zugang zu schnellem Internet

Im Ergebnis zeigt sich folgender statistischer Zusammenhang: Wenn der Anteil von Haushalten mit DSL-Verfügbarkeit um einen Prozentpunkt steigt, verbessert sich die Wiederbeschäftigungswahrscheinlichkeit eines Arbeitslosen nach einer gewissen Zeit um etwa 0,13 Prozentpunkte.

Zur besseren Veranschaulichung mag der hypothetische Fall eines Arbeitslosen aus einer Gemeinde dienen, in der alle Einwohner über einen DSL-Zugang verfügen: Dieser fände nach einer gewissen Zeit mit einer um 13 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit wieder in Arbeit als ein Arbeitsloser aus einer Gemeinde, in der kein Haushalt DSL hat. Allerdings tritt dieser Effekt erst nach einigen Monaten Arbeitslosigkeit ein.

Zu beachten ist jedoch, dass das obige Beispiel ein extremes Szenario beschreibt, das in der Realität kaum vorkommen dürfte. Empirisch relevanter ist der Vergleich der Wiederbeschäftigungschancen von Arbeitslosen in Gemeinden, die weniger als die kritischen 4,2 Kilometer vom Hauptverteiler entfernt sind, mit denen in den Gemeinden, deren Distanz oberhalb des kritischen Wertes liegt. Die Differenz im Anteil von Haushalten mit DSL-Verfügbarkeit zwischen beiden Gemeindetypen beträgt im Mittel circa 10 Prozentpunkte. Vergleicht man die Wiederbeschäftigungschancen in beiden Gemeindetypen, kann der ermittelte Effekt in Höhe von 0,13 also folgendermaßen interpretiert werden: In den „näheren“ Gemeinden – in denen der DSL-Zugang leichter zur Verfügung gestellt werden konnte – findet ein Arbeitsloser im Schnitt mit einer um 1,3 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit wieder eine Stelle als ein Arbeitsloser aus einer vom Hauptverteiler zu weit entfernten Gemeinde.

Die Größe dieses Effekts hängt zudem stark von den sozio-demografischen Merkmalen der Arbeitslosen ab. So profitieren arbeitslose Männer bei der Jobsuche am stärksten vom Zugang zu schnellem Internet: Bei ihnen beläuft sich der Effekt nach acht Monaten Arbeitslosigkeit auf 0,31 Prozentpunkte. Zum Vergleich: Bei arbeitslosen Frauen ist kein positiver Effekt nachweisbar. Ebenso zeigen sich für vormals angestellte Arbeitslose mit Berufsausbildung oder Studium in den ersten Monaten der Arbeitslosigkeit keine Effekte und für Arbeitslose unter 35 Jahren sogar leicht negative Wiederbeschäftigungseffekte (siehe Abbildung 1).

Effekt der DSL-Verfügbarkeit auf die Wiederbeschäftigungswahrscheinlichkeit unterschiedlicher Gruppen von Arbeitslosen

Mehr Initiativbewerbungen bei häuslichem Internetzugang

Erhärtet werden diese Befunde durch Daten aus dem Panel „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS). Diese zeigen: Das Vorhandensein eines Internetzugangs (nicht notwendigerweise über DSL) im Haushalt geht tatsächlich mit einer häufigeren Nutzung des Internets für die Arbeitsuche einher (siehe Abbildung 2). So nutzen beispielsweise Männer sowie Männer und Frauen, die eine Berufsausbildung oder ein Studium absolviert haben, das Internet um etwa 70 Prozent häufiger zur Jobsuche, wenn zu Hause ein Internetzugang zur Verfügung steht, als wenn dies nicht der Fall ist.

Während der Effekt für nicht gewerbliche Angestellte mit 77 Prozentpunkten deutlich höher ausfällt, liegt er für Personen unter 35 Jahren im statistisch nicht signifikanten Bereich. Dass ein Internetzugang im Haushalt vor allem bei jüngeren Personen nicht zu einer erhöhten Nutzung des Internets für die Jobsuche führt, erklärt möglicherweise das in Abbildung 1 dargestellte Ergebnis, dass die Effekte einer erhöhten Internetverfügbarkeit auf die Wiederbeschäftigungschancen Jüngerer sogar negativ ausfallen. Denkbar wäre, dass Jüngere das Internet eher für Aktivitäten wie Computerspiele nutzen statt zur Jobsuche. Mit den vorhandenen Daten lässt sich diese Vermutung jedoch nicht verifizieren.

Effekt eines Internetzugangs auf die Online-Jobsuche für verschiedene Personengruppen

Des Weiteren deuten die Befragungsdaten darauf hin, dass insbesondere Männer erheblich mehr Initiativbewerbungen schreiben, wenn sie über einen Internetzugang verfügen. Schließlich zeigen die PASS-Daten, dass mit einem Internetzugang die Chancen für ein Bewerbungsgespräch drei Monate nach Beginn der Arbeitslosigkeit zunehmen. Dies könnte erklären, warum sich auch die positiven Effekte der DSL-Verfügbarkeit auf die Wiederbeschäftigungschancen erst nach ungefähr einem Quartal in Arbeitslosigkeit nachweisen lassen.

Fazit

Für die ersten Jahre der Verbreitung des Breitbandinternets zeigt sich, dass ein schneller Internetzugang die Erfolgschancen von Arbeitslosen bei der Jobsuche verbessert hat. Dies gilt insbesondere für Männer. Die positiven Effekte der DSL-Verfügbarkeit auf die Wiederbeschäftigungschancen können nach ungefähr einem Quartal in Arbeitslosigkeit nachgewiesen werden.

Dies deckt sich mit den Befunden, die auf Basis von PASS-Befragungsdaten gewonnen wurden. Demnach geht ein häuslicher Internetzugang tatsächlich mit einer häufigeren Nutzung des Internets für die Arbeitsuche einher. Die Chancen auf ein Bewerbungsgespräch nehmen im Vergleich zu Personen ohne Internetzugang nach dem ersten Quartal in Arbeitslosigkeit zu.

Die Ergebnisse liefern zwar keinen genauen Aufschluss darüber, inwieweit eine stärkere Verbreitung schnelleren Internets unter den heutigen technischen Gegebenheiten die Erfolgschancen bei der Jobsuche verbessert. Sie legen aber nahe, dass sich die damit verbundene Reduzierung von Transaktionskosten und der schnellere Informationsgewinn auch heute noch positiv auswirken dürften.

Daten und Methoden

Zu Abbildung 1: Die Schätzungen der Effekte einer Erhöhung des Anteils von Haushalten mit DSL um einen Prozentpunkt auf die Übergangsrate von Arbeitslosigkeit in Beschäftigung basieren auf der Vollerhebung von Personen, die im Zeitraum 1998/99 beziehungsweise 2008/09 in Westdeutschland arbeitslos wurden. Die Schätzungen sind bevölkerungsgewichtet. Dabei wurden Informationen zur Bevölkerungs-, Beschäftigten- und Firmenstruktur der Gemeinde konstant gehalten. Die Ergebnisse beruhen auf 2.551 Gemeinden und 803 Hauptverteilern für Männer, 2.359 Gemeinden und 765 Hauptverteilern für Personen unter 35 Jahren und 2.066 Gemeinden und 713 Hauptverteilern für vormals angestellte Arbeitnehmer mit Ausbildung.

Zu Abbildung 2: Die Anzahl an Beobachtungen beträgt 2.914 insgesamt und liegt zwischen 1.133 und 1.884 Beobachtungen für die verschiedenen Personengruppen. Bei den Schätzungen wurden sozio-demografische Merkmale, Haushaltsinformationen, der Ausbildungsabschluss des Vaters und Informationen zur Erwerbshistorie konstant gehalten. Für die Personengruppe unter 35 Jahren ist der Effekt ungenau geschätzt, das heißt statistisch nicht signifikant von Null verschieden.

Literatur

Gürtzgen, Nicole; Nolte, André; Pohlan, Laura; van den Berg, Gerard J. (2018): Do digital information technologies help unemployed job seekers find a job? Evidence from the broadband internet expansion in Germany. ZEW discussion paper, Nr. 30.

Mang, Constantin (2012): Online Job Search and Matching Quality. Ifo Working Paper No. 147.

Thomsen, Stephan Lothar; Wittich, Mark (2010): Which one to Choose? Evidence on the Choice and Success of Job Search Methods. Schmollers Jahrbuch: Journal of Applied Social Science Studies 130(4), S. 445-483.

 

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