Die sich abzeichnende Zuwanderung von ukrainischen Frauen im erwerbsfähigen Alter könnte helfen, die hiesigen Engpässe in akademischen, technischen und medizinischen Berufen zu verringern. Allerdings arbeiten viele Ukrainerinnen auch in Helferberufen. Die Tatsache, dass hier insgesamt sehr viel weniger Engpässe bestehen, könnte ihre Integration in den Arbeitsmarkt verzögern.

Der Krieg in der Ukraine hat eine große Flüchtlingswelle nach Mittel- und Westeuropa ausgelöst. Die Bereitschaft von Politik und Bevölkerung, Geflüchtete in Deutschland aufzunehmen, ist bislang sehr groß. Dabei steht zweifelsohne der elementare Schutz vor Krieg und Gewalt im Mittelpunkt. Zugleich entwickelte sich bereits frühzeitig eine Debatte darüber, wie man den betroffenen Menschen möglichst rasch und unbürokratisch Integrationsperspektiven in Deutschland eröffnen kann. Die EU-Staaten haben am 4. März 2022 erstmalig einen Ratsbeschluss zur Anwendung der sogenannten Massenzustrom-Richtlinie getroffen. Demnach erhalten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf unbürokratischem Wege eine Aufenthaltserlaubnis von zunächst einem Jahr, die laut § 26 des deutschen Aufenthaltsgesetzes bis auf insgesamt drei Jahre verlängert werden kann. Mit diesem Aufenthaltstitel ist zugleich die Erlaubnis verbunden, auf dem inländischen Arbeitsmarkt einer abhängigen oder selbständigen Beschäftigung nachzugehen.

Verdrängungseffekte sind kaum zu erwarten

Damit stellt sich schon jetzt die Frage, wie gut die Chancen stehen, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer hierzulande in Arbeit zu bringen, sofern sie dies wünschen. Häufig ist Zuwanderung von der Befürchtung begleitet, dass inländische Beschäftigung verdrängt werden könnte. Belastbare empirische Evidenz für einen solchen Verdrängungseffekt zeigte sich in der Vergangenheit jedoch kaum. Zu diesem Ergebnis kommen Markus Gehrsitz und Martin Ungerer in einem 2016 erschienenen Beitrag. Vielmehr könnten Qualifikation und Berufserfahrung von Geflüchteten sogar komplementär zum inländischen Stellenangebot sein.

Tatsächlich ist die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland trotz Corona-Krise auf einem Höchststand. Ob dies so bleibt, hängt angesichts steigender Energiepreise und Lieferengpässe vom weiteren Konjunkturverlauf ab. Dank der insgesamt stabilen Verfassung des deutschen Arbeitsmarktes könnten die Konjunktureffekte hier jedoch begrenzt bleiben (lesen Sie dazu auch einen aktuellen Beitrag von Hermann Gartner und Enzo Weber im IAB-Forum).

Die Daten der IAB-Stellenerhebung zeigen für das 4. Quartal 2021 einen Rekord an offenen Stellen in den Betrieben (lesen Sie hierzu auch einen kürzlich erschienenen Beitrag von Alexander Kubis im IAB-Forum). So sind aktuell oder zum nächstmöglichen Zeitpunkt 1,69 Millionen Stellen zu besetzen. Dieser Wert übertrifft sogar das Niveau unmittelbar vor der Corona-Krise, obwohl sich der Arbeitsmarkt bis dato schon sehr positiv entwickelt hatte. Wie in einem aktuellen Diskussionspapier von Mario Bossler und Martin Popp gezeigt wird, wäre die Beschäftigung im letzten Jahrzehnt noch stärker gestiegen, wenn der allgemein zunehmende Personalbedarf und die damit einhergehende Konkurrenz um Arbeitskräfte nicht die Rekrutierung erschwert hätte.

Zuwanderung stellt eine Möglichkeit dar, den gewachsenen Personalengpässen entgegenzuwirken. Inwiefern könnten Geflüchtete aus der Ukraine den steigenden Personalbedarf in Deutschland bedienen? Um diese Frage beantworten zu können, wird im Folgenden miteinander abgeglichen, in welchen Berufsgruppen hierzulande der stärkste Bedarf besteht und in welchem Ausmaß Arbeitskräfte in der Ukraine dort bislang vertreten waren. Eine erste Einschätzung lässt sich auf Basis einer groben Einteilung von Berufen nach der internationalen ISCO-Klassifikation (International Standard Classification of Occupations) treffen, die zwischen neun verschiedenen Berufssegmenten unterscheidet (siehe Abbildung 1). Ein Abgleich spezifischerer Berufsgruppen, wie zum Beispiel für Berufe im Pflege- oder im Bausektor, kann mangels detaillierterer Berufsdaten aus der Ukraine nicht vorgenommen werden.

Der Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland wird im Folgenden auf Basis der sogenannten Arbeitsmarktanspannung beschrieben. Diese setzt die Zahl der Vakanzen ins Verhältnis zur Zahl der Arbeitsuchenden am Arbeitsmarkt. Je mehr Vakanzen auf eine arbeitsuchende Person in Deutschland entfallen, desto angespannter ist der Arbeitsmarkt und desto schwieriger gestaltet sich die Rekrutierung von Arbeitskräften aus Sicht der Betriebe. Folglich besteht in angespannten Arbeits­märkten auch eine größere Notwendigkeit, diesen Bedarf durch Zuwanderung zu decken.

Insbesondere in akademischen, technischen, medizinischen, handwerklichen und landwirtschaftlichen Berufen ist der Arbeitsmarkt angespannt

Die Arbeitsmarktanspannung für die einzelnen Berufssegmente kann auf Basis der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit sowie der Informationen zur Meldequote aus der IAB-Stellenerhebung ermittelt werden (siehe Infokasten „Daten und Methoden“). Abbildung 1 zeigt die Arbeitsmarkt­anspannung nach Berufssegmenten im deutschen Arbeitsmarkt für Februar 2022. Es wird deutlich, dass die Teilarbeitsmärkte für akademische, technische, medizinische und landwirtschaftliche Berufe sowie für Berufe im Handwerk besonders angespannt sind. In diesen Berufssegmenten könnte eine Zuwanderung von Arbeitskräften helfen, Engpässe am Arbeitsmarkt abzubauen. Oder anders ausgedrückt: In diesen Märkten würde es Geflüchteten besonders leichtfallen, eine Anstellung zu finden.

Aus detaillierteren Daten zu Deutschland, die am IAB vorliegen, geht hervor, dass das besonders angespannte Segment der Handwerksberufe vor allem durch Engpässe bei Metall- sowie Mechatronik-, Energie- und Elektro-Berufen gekennzeichnet ist. Das ebenfalls stark angespannte Segment der technischen und medizinischen Berufe zeigt Engpässe insbesondere bei medizinischen Angestellten, in der Pflege und für die Ingenieursberufe. Ergänzend erwähnt sei, dass Berufssegmente mit vermeintlich geringer Arbeitsmarktanspannung auch einzelne Berufe mit Engpässen enthalten können, wie zum Beispiel der Verkauf von Back- und Fleischwaren im Segment der Dienstleistungsberufe.

Abbildung 1 zeigt den Arbeitskräftebedarf für neun verschiedene Berufsgruppen in Deutschland, gemessen als Verhältnis der Vakanzen pro arbeitsuchender Person im Februar 2022. Demnach ist der Arbeitskräftebedarf mit einem Wert von etwa 1,4 in den Handwerksberufen am höchsten, dicht gefolgt von der Berufsgruppe „Technische und medizinische Berufe sowie gehobene Fachkräfte“. Mit Abstand am geringsten ist der Arbeitskräftebedarf bei Hilfsarbeitskräften, wo auf eine arbeitsuchende Person weniger als 0,2 offene Stellen kommen. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, IAB-Stellenerhebung. © IAB

Die Berufe von ukrainischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern werden hier anhand von Daten, die bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vorliegen, nach Geschlecht aufgeschlüsselt. Es handelt sich um formale Beschäftigungsverhältnisse gemäß der ISCO-Klassifikation in der Ukraine aus dem Jahr 2020. Nimmt man nun vereinfacht an, dass die Geflüchteten keine selektive Gruppe, sondern einen Querschnitt der arbeitenden Bevölkerung in der Ukraine aus dem Jahr 2020 abbilden, so lässt sich daraus ableiten, wie gut deren berufliche Qualifikationen zur Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland passen. Inwiefern diese Annahme plausibel ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Es ist beispielsweise möglich, dass Personen in Helferberufen seltener nach Westeuropa flüchten, weil ihnen dazu die Netzwerke und Ressourcen fehlen.

Die Erwerbsquote von Ukrainerinnen lag 2020 bei 48 Prozent

Das Geschlecht stellt bei diesem groben Abgleich ein wichtiges Merkmal dar. Denn bis dato befinden sich überwiegend Frauen und Kinder auf der Flucht, während Männer im erwerbsfähigen Alter in aller Regel die Ukraine gar nicht verlassen dürfen, da sie zum Militärdienst oder kriegsnotwendigen Arbeiten eingezogen werden (siehe ZDF-Nachrichten vom 9. März 2022). Inwiefern die geflüchteten Frauen in Deutschland überhaupt arbeiten wollen oder können, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Einen ersten Hinweis auf die grundsätzliche Erwerbsneigung von Ukrainerinnen kann aus den ILO-Daten abgeleitet werden, nach denen die Erwerbsbeteiligung von Ukrainerinnen in ihrem Heimatland im Jahr 2020 bei 48 Prozent lag.

Abbildung 2 zeigt die Beschäftigung von Frauen in der Ukraine für neun verschiedene Berufssegmente im Jahr 2020. Demnach arbeiten Ukrainerinnen besonders häufig in akademischen sowie in Dienstleistungsberufen, aber nur selten in Handwerksberufen. Viele arbeiten zudem in der Berufsgruppe „Technische und medizinische Berufe sowie gehobene Fachkräfte“ sowie als Hilfsarbeitskräfte. Quelle: Internationale Arbeitsorganisation (ILO). © IAB

Abbildung 2 zeigt, dass viele Ukrainerinnen in akademischen sowie technischen und medizinischen Berufen arbeiten. Erwähnt sei, dass zu dem ISCO-Berufssegment der sogenannten technischen und medizinischen Berufe auch gehobene Fachkräfte zählen, die nicht rein technische, aber gleichrangige Berufe ausüben. Die akademischen und technisch-medizinischen Berufssegmente sind Bereiche, in denen auch in Deutschland ein starker Fachkräftebedarf besteht, der aktuell kaum durch hier ansässige Arbeitslose gedeckt werden kann.

Bereits in der Vergangenheit wiesen zugewanderte Ukrainerinnen und Ukrainer relativ häufig eine akademische Qualifikation auf, wie Herbert Brücker und andere in einem aktuellen IAB-Forschungsbericht anmerken. Es zeigt sich aber auch, dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer zuletzt in Dienstleistungs- oder Helferberufen beschäftigt waren, und damit in einem Bereich, wo aktuell kein besonders hoher Bedarf besteht. Hier könnte sich also die Integration in den Arbeitsmarkt unter Umständen langwieriger gestalten. Gleichzeitig arbeiten nur wenige Ukrainerinnen in landwirtschaftlichen oder handwerklichen Berufen.

Männliche Arbeitskräfte aus der Ukraine könnten dazu beitragen, den hohen Personalbedarf im deutschen Handwerk zu decken

Bislang ist völlig unklar, inwieweit in den kommenden Monaten oder Jahren auch ukrainische Männer im erwerbsfähigen Alter in größerer Zahl nach Deutschland flüchten. Abbildung 3 zeigt, dass ukrainische Männer im Jahr 2020 vorwiegend in Handwerks-, Anlagenbediener- beziehungsweise Montageberufen sowie in Helferberufen beschäftigt waren. Eine Arbeitsaufnahme von männlichen Kriegsflüchtlingen könnte also die hiesigen Personalengpässe im Handwerk etwas verringern.

Abbildung 3 zeigt die Beschäftigung von Männern in der Ukraine für neun verschiedene Berufssegmente im Jahr 2020. Demnach arbeiten Ukrainer besonders häufig in akademischen Handwerks- und Montageberufen beziehungsweise als Anlagebediener sowie als Hilfsarbeitskräfte. Auch akademische Berufe sind vergleichsweise häufig. Quelle: Internationale Arbeitsorganisation (ILO). © IAB

Fazit

Falls sich eine baldige Rückkehr der Kriegsflüchtlinge in die Ukraine als unrealistisch erweisen sollte, stellt sich die Frage, inwieweit eine Integration der Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft, aber auch in den Arbeitsmarkt mittelfristig gelingen kann. In einem ersten Abgleich von Berufen, die in Deutschland stark nachgefragt werden, und Berufen, die in der Ukraine häufig ausgeübt wurden, zeigt sich, dass viele geflüchtete Frauen aus der Ukraine gegebenenfalls in akademischen Berufen unterkommen könnten. Im handwerklichen Segment hingegen dürften Ukrainerinnen keine nennenswerte Rolle spielen.

Bei Dienstleistungs- und Helferberufen wiederum ist ein vermehrter Zugang zu erwarten, der laut Datenlage nicht auf einen besonders hohen Engpass in Deutschland trifft. Jedoch sind die Berufssegmente mit insgesamt geringer Arbeitsmarktanspannung in Deutschland auch durch einzelne Berufe mit hohem Arbeitskräftebedarf gekennzeichnet, die von zugewanderten Ukrainerinnen ausgeübt werden könnten. Eine Zuwanderung von ukrainischen Männern, die allerdings bislang kaum stattfindet, könnte durchaus dazu beitragen, den hohen Personalbedarf im Handwerk zu decken.

Allerdings ist die berufliche Passgenauigkeit nur eine Dimension für eine erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass insbesondere auch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und die Sprachkenntnisse wichtige Barrieren darstellen, um am deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen (lesen Sie dazu auch den IAB-Kurzbericht 5/2019). Die Erfahrungen mit bislang nach Deutschland zugezogenen Ukrainerinnen und Ukrainern zeigen jedoch, dass das Niveau der Deutschsprachkenntnisse relativ schnell mit der Aufenthaltsdauer steigt (siehe IAB-Forschungsbericht 2/2022). Der frühe Abgleich der Berufe von Ukrainerinnen (und Ukrainern) mit hierzulande stark nachgefragten Berufen kann zudem aufzeigen, wo Umschulungen besonders erfolgversprechend sind, um eine gelingende Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Daten und Methoden

Es wurden Prozessdaten aus der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit vom Februar 2022 verwendet, um ein Maß für die Arbeitsmarktanspannung nach Berufssegmenten in Deutschland zu erstellen. Die amtliche Statistik enthält Informationen zur Anzahl der Arbeitsuchenden und gemeldeten offenen Stellen für die deutsche Klassifikation der Berufe von 2010. Die Daten werden im Anschluss auf den 1-Steller der internationalen ISCO-2008-Klassifikation umgeschlüsselt, um sie mit den (nicht detaillierter verfügbaren) Beschäftigungsdaten aus der Ukraine vergleichen zu können. In Deutschland gibt es keine Verpflichtung für Unternehmen, offene Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit zu melden. Um den Gesamtbestand an gemeldeten und nicht gemeldeten offenen Stellen zu quantifizieren, wird die Zahl der gemeldeten offenen Stellen durch den jährlichen Anteil der gemeldeten offenen Stellen aus der IAB-Stellenerhebung dividiert.

Es ist zu beachten, dass der Staatliche Statistikdienst der Ukraine keine detaillierteren Daten zur beruflichen Beschäftigung als für die neun beschriebenen Berufssegmente zur Verfügung stellt. Daher können feingliedrigere Berufsgruppen, wie zum Bespiel Pflege- oder Gastronomieberufe, nicht separat analysiert werden.

Literatur

Bähr, Sebastian: Beste, Jonas; Wenzig, Claudia (2019): Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Syrern und Irakern im SGB II: Gute Sprachkenntnisse sind der wichtigste Erfolgsfaktor. IAB-Kurzbericht Nr. 5.

Bossler, Mario; Popp, Martin (2022): Labor Demand on a Tight Leash. In: arXiv Preprint 2203.05593.

Brücker, Herbert; Goßner, Laura; Hauptmann, Andreas; Jaschke, Philipp; Kassam, Kamal; Kosyakova, Yuliya; Stepanok, Ignat (2022): Die Folgen des Ukraine-Kriegs für Migration und Integration: Eine erste Einschätzung. IAB-Forschungsbericht Nr. 2.

Gartner, Hermann; Weber, Enzo (2022): Bedeutung des Ukraine-Krieges für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland. In: IAB-Forum, 02.03.2022.

Gehrsitz, Markus; Ungerer, Martin (2016): Jobs, crime, and votes – a short-run evaluation of the refugee crisis in Germany. In: ZEW-Centre for European Economic Research Discussion Paper 16-086.

Kubis, Alexander (2022): IAB-Stellenerhebung 4/2021: Offene Stellen mit 1,69 Millionen auf einem Allzeithoch. In: IAB-Forum, 24.02.2022.

Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) (2022): Ukraine – Eine Million Kinder flüchten vor dem Krieg. 09.03.2022.

In aller Kürze

  • Falls sich eine baldige Rückkehr der Kriegsflüchtlinge in die Ukraine als unrealistisch erweisen sollte, stellt sich die Frage, inwieweit eine Integration der Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft, aber auch in den Arbeitsmarkt mittelfristig gelingen kann.
  • In einem ersten Abgleich von Berufen, die in Deutschland stark nachgefragt werden, und Berufen, die in der Ukraine häufig ausgeübt wurden, zeigt sich, dass viele geflüchtete Frauen aus der Ukraine gegebenenfalls in akademischen Berufen unterkommen könnten. Im handwerklichen Segment hingegen dürften Ukrainerinnen keine nennenswerte Rolle spielen.
  • Bei Dienstleistungs- und Helferberufen ist ein vermehrter Zugang zu erwarten, der laut Datenlage nicht auf einen besonders hohen Engpass in Deutschland trifft.
  • Eine Zuwanderung von ukrainischen Männern, die allerdings bislang kaum stattfindet, könnte dazu beitragen, den hohen Personalbedarf im Handwerk zu decken.
  • Die berufliche Passgenauigkeit ist allerdings nur eine Dimension für eine erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass insbesondere die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und die Sprachkenntnisse wichtige Barrieren darstellen. Die Erfahrungen mit bislang nach Deutschland zugezogenen Ukrainerinnen und Ukrainern zeigen jedoch, dass das Niveau der Deutschsprachkenntnisse relativ schnell mit der Aufenthaltsdauer steigt.
  • Der frühe Abgleich der Berufe von Ukrainerinnen (und Ukrainern) mit hierzulande stark nachgefragten Berufen kann zudem aufzeigen, wo Umschulungen besonders erfolgversprechend sind, um eine gelingende Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

doi: 10.48720/IAB.FOO.20220323.01

 

Bossler, Mario; Popp, Martin (2022): Viele geflüchtete Ukrainerinnen könnten mittelfristig in Engpassberufen unterkommen, In: IAB-Forum 23. März 2022, https://www.iab-forum.de/viele-gefluechtete-ukrainerinnen-koennten-mittelfristig-in-engpassberufen-unterkommen/, Abrufdatum: 17. November 2024